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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Boss erkannte oder nicht. Er wollte sich nach vorn in den Kampf werfen, übergab sich stattdessen mit mörderischer, die Eingeweide verrenkender Gewalt. Erbrochenes spritzte in Noceras strömendes Blut.
    Carmen kreischte voller Verzweiflung.
    Ein Husten aus der Haifischharpune.
    Ein weiterer Aufprall, diesmal auf seinen Nacken, unter dem Ohr. Er griff nach etwas, nach allem. Der Fußboden näherte sich von unten. Blut und Erbrochenes, warm und nass auf seinem Gesicht, als er aufprallte. Er versuchte, den Mund zu schließen oder beiseite zu drehen, der Versuch misslang. Der heiße, ätzende Gestank und Geschmack, sein Magen schlug erneut Kapriolen, schwach. Seine Beine zuckten wie die eines verkrüppelten Insekts. Die Sehfähigkeit verdämmerte langsam auf einer roten Pfütze und gelblich weißen Flecken. Er suchte nach einem Gebet, tastete danach, konnte seinen Mund nicht so weit bringen, dass er funktionierte, sprach eine Handvoll zusammenhangloser Worte im Kopf…
    Vater unser… und führe mich nicht…
    Und Schwärze.

 
7
     
     
    Am Abend gab es nur noch schlechte Nachrichten.
    Genetische Spuren von einem menschlichen Passagier an Bord der Horkan’s Pride tauchten auf, die keiner der überall verstreuten Leichen zuzuordnen waren. Diese Spuren ließen sich leicht abtrennen, und sie zeigten die gesamte Abfolge von Modifikationen, die locker unter dem populären Ausdruck Variante Dreizehn zusammengefasst wurden. Oder, wie Coyle es ausgedrückt hatte, ein verfluchter Verdrehter.
    Eine Menschenjagd stand ihnen bevor.
    ›Gesicherte Audiovid-Aufzeichnungen‹ blieben stur der am wenigsten gefüllte Teil des Untersuchungsmodells. Es gab spärliche Fragmente von Satellitenbildern, von Plattformen, die mit anderen Dingen beschäftigt gewesen waren, nur nicht mit dem Himmel über ihnen. Ein Wettermonitor in geostationärem Umlauf über Hawaii hatte ein wenig periphäres Interesse gezeigt, als sich die Horkan’s Pride in den Pazifik geworfen hatte, und die Militärsysteme des Rim hatten den Eindringling registriert, während das Schiff sich noch in der oberen Atmosphäre befunden hatte. Die Horkan’s Pride hatte ihren Reaktor als Teil des Notfall-Wiedereintrittsprotokolls abgesprengt, sie trug keinerlei Waffen und sollte harmlos im Ozean niedergehen. Einer der Militärsatelliten registrierte, dass das Schiff die vorhergesagte Flugbahn beendete, woraufhin er sich prompt wieder der Beobachtung von Truppenbewegungen in Nevada widmete.
    Auf keiner der gesicherten Aufnahmen war irgendein Hinweis auf den Versuch einer Übernahme vor dem Eintreffen der Bergungsmannschaften zu sehen. Hilfreiche Bilder einer einsamen Gestalt, die sich in den Ozean warf, waren ebenfalls nicht vorhanden. Kein einziges Foto gab Aufschluss, selbst so weit vergrößert nicht, wie es die modernste optische Technik gestattete, noch ließ eines von ihnen auch nur etwas erkennen, das eine nützliche Spur hätte sein können.
    Ihnen stand eine Menschenjagd bevor – ohne jeglichen Ausgangspunkt.
     
    Sevgi aß zusammen mit Norton im Hotel. Es gab ein Essen, das sie nicht wollte, und ein Gespräch, zu dem sie nicht aufgelegt war. Das romantische Dämmerlicht im Restaurant fühlte sich an wie Dunkelheit, die sich am Rand ihres Blickfelds sammelte. Das Syn war in sich zusammengebrochen, definitiv.
    »Was für ein Gefühl hast du bei der ganzen Sache?«, fragte Norton sie, während sie lustlos in einem Tintenfischsalat herumstocherte.
    »Was meinst du?«
    Es war eine Ablenkung, etwas – genau, das Einzige, verflucht! –, das sie in den von der Abteilung bezahlten Therapiesitzungen gelernt hatte, nachdem Ethan und der ganze übrige Scheiß den Bach runtergegangen waren. Der Spezialist saß ihr im Raum gegenüber, lächelte sanft und reichte ihr jede Frage zurück, die sie ihm jemals stellte. Er wandte dabei stets dieselbe Technik an, mit der er ihr etwas entlocken wollte und die sie zur Raserei brachte. Nach einer Weile tat sie dann dasselbe bei ihm. Nicht sehr hilfreich, vermutlich, aber es hatte die Sitzungen zu einem raschen Ende gebracht, und das hatte sie so haben wollen. Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie mir nicht helfen wollen, hatte er am Ende gesagt, und in seiner einschläfernden, geduldigen Stimme hatte endlich ein Hauch von Ärger gelegen. Das war allerdings auch gar nicht der Sinn der Sache gewesen. Sie wollte keine Hilfe bekommen. Sie wollte zuschlagen, sämtliche der höflichen Facetten sozialer Beschränkungen, in denen sie zappelte wie

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