Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
ist es Megan.«
    Er sah sie scharf an. »Was?«
    »Vielleicht hat ihn das verändert. Die Begegnung mit Megan.«
    Norton knurrte etwas. Ein Kellner kam mit dem Dessertwagen vorbei, aber nichts gefiel ihnen. Sie einigten sich auf genmanipulierten Kaffee, für den das Restaurant offenbar berühmt war, und die Rechnung. Sevgi ertappte sich dabei, dass sie wieder den antiquierten Marswerbefilm anstarrte.
    »Weißt du«, sagte sie langsam, weil sie beide das Thema den ganzen Abend umschifft hatten, »in Wirklichkeit geht’s gar nicht darum, wer dieser Bursche ist. In Wirklichkeit geht’s darum, wer ihm geholfen hat, nach Hause zu kommen.«
    »Aha. Das.«
    »Den verdammten Schiffs-Dschinn austricksen? Wenn er unter der Kappe lag, und die Kapsel hat ihn aufgetaut, sollte das ganz von allein irgendeinen Alarm ausgelöst haben. Noch bevor er aufgewacht ist, geschweige denn Zeit gehabt hätte, am System herumzupfuschen. Und wenn er nicht unter der Kappe lag, wenn er sich als blinder Passagier an Bord geschlichen hat, hätte der N-Dschinn den Start gleich von vornherein nicht zugelassen.«
    »Du glaubst, Coyle und Rovayo sei das aufgefallen? Ich hab versucht, den Punkt zu umschiffen.«
    »Ha. Das ist auf den Marstouren schon zuvor passiert, wir hängen das nur nicht gern an die große Glocke. Manchmal sterben sie nur. Guter Schuss.«
    Norton grinste. »In gewissen Grenzen die Wahrheit, Sev.«
    »Hm. Vielleicht ein Dutzend Mal in ungefähr sechzig Jahren des Verkehrs. Und was mich betrifft, so sprichst du von Fehlfunktionen, die jedes Mal auf Hardwarefehlern beruhen.«
    »Du glaubst nicht, dass sie anbeißen?«
    »Was, die geheimen Makel der N-Dschinn-KI?« Sevgi verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht, es hat schon was. Maschine ist kein Ersatz für einen Menschen und all der Scheiß. Und jeder lässt sich gern in ein Geheimnis mit einbeziehen. Verkaufe den Leuten eine Verschwörung, und ihr ganzes verdammtes Gehirn wird einfrieren, wenn du Glück hast. Kinderfressende Geheimsekten, eine jahrhundertealte Verschwörung zur Versklavung der Menschheit. Schwarze Helikopter, fliegende Eier. Solcher Mist spielt vor proppenvollen Häusern. Die Kritikfähigkeit bleibt außen vor.«
    »Und unterdessen…«
    »Unterdessen.« Sevgi beugte sich über den Tisch, sämtliche Erheiterung auf ihrem Gesicht wie wegradiert. »Wir beide wissen, dass jemand anders auf dem Mars hier seine Hand mit im Spiel hatte, der ziemlich geschickt darin ist, in Maschinen einzudringen. Unser geheimnisvoller Kannibale lag mit den anderen unter der Kappe, was eine gewaltige Täuschung in Sachen Identität bedeutet, und er wurde so gepolt, dass er früher aufwachte, was…«
    Norton schüttelte den Kopf. »Eins versteh ich nicht. Warum ihn so früh wecken, dass er zum Überleben alle anderen auffressen muss? Warum die Kappe nicht ein paar Wochen von der Erde entfernt auslösen?«
    Sevgi rollte erneut die Schultern. »Soll ich raten? Es war ’ne Panne. Wer den N-Dschinn auch abgeschaltet hatte, er hatte von Kryokappen nicht allzu viel Ahnung. Typ wacht zwei Wochen entfernt vom falschen Planeten auf, Reise ist am Anfang, nicht am Ende. Vielleicht hat das einen Kurzen in der Kryokappe verursacht, sodass er sich nicht wieder einfrieren lassen kann, vielleicht auch nicht, aber er bleibt sowieso draußen, weil er es sich nicht leisten kann, unter der Kappe zu bleiben und durch die Quarantäne zu gehen. Wie man es jedoch dreht und wendet, Panne oder keine Panne, er muss ganz massiv Unterstützung gehabt haben. Wir reden hier nicht von einem Gefängnisausbruch, Tom. Dieser Bursche wurde geschickt. Und das bedeutet, dass derjenige, der ihn schickte, dabei etwas ganz Bestimmtes im Sinn hatte.«
    Norton verzog das Gesicht. »Nun ja, es gibt eine begrenzte Anzahl von Gründen, weswegen man eine Variante Dreizehn anheuert.«
    »Eben.«
    Eine Weile lang schwiegen sie beide. Schließlich blickte Sevgi zu ihrem Partner auf und schenkte ihm ein dünnes Lächeln.
    »Wir finden diesen Burschen besser rasch, Tom.«

 
8
     
     
    Er erwischte die letzte Fähre über die Bay nach Tiburon, schnappte sich am anderen Ende ein Autotaxi und fuhr mit herabgelassenen Fenstern hinaus nach Mill Valley. Warme, grün duftende Luft strömte herein und rief in ihm eine lebhafte Erinnerung an Spaziergänge im Muirwald mit Megan unter dem Blätterbaldachin von Rotholz hervor. Äußerst bedachtsam steckte er sie wieder weg, fasste die Bilder dabei quasi an den Rändern an, wie uralte Fotos, die er

Weitere Kostenlose Bücher