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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen Augenblick lang nach. »Aha. Das also. Kein Wunsch nach Wiederholung des Zhang-Fiebers. Dieser Scheiß war verflucht schrecklich. Abgesehen von Sundersen ist niemand gestorben.«
    »Abgesehen von Sundersen.«
    »Du weißt, was ich meine. Hast du je die Lynch-Aufnahmen gesehen? Wir mussten sie uns in der Schule anschauen.« Sevgi strich sich mit den Fingerspitzen über die Schläfen. »Ich seh’s noch immer hier drin, als wär’s erst gestern gewesen.«
    »Schlimme Zeiten.«
    »Genau.« Sie schob ihren Teller von sich und setzte die Ellbogen auf die leere Stelle. »Hör zu, Tom, vielleicht sollten wir Schweigen über diese ganze Sache wahren. Wenigstens für den Augenblick. Den Medien einfach sagen, alle seien beim Absturz ums Leben gekommen, dieser Bursche eingeschlossen. Ist schließlich nicht so, als hätten wir da ein Plausibilitätsproblem. Scheiße, wir haben immer noch nicht rausgekriegt, wie er überlebt hat.«
    »Andererseits, falls wir aus den Spuren ein Foto herausbekämen…«
    »Ein großes falls.«
    »…dann hätten wir die größten Chancen, den Burschen festzunageln, wenn wir es über die Medien verbreiten.«
    »Er kann sein Gesicht ändern, Tom. Jeder Hinterhofsalon in der Bay Area wird das für ein paar hundert Dollars erledigen. Bis wir ein Gesicht in den Medien haben, hat er es sich abgeschält und ist in den Untergrund gegangen. Genuntersuchung ist das Einzige, was hier funktioniert.«
    »Wenn der genetische Code einen Chinesen ergibt, und das kommt heraus, dann stehst du vor demselben Problem.«
    »Aber es wird ein spezifischer Code sein, nach dem wir suchen.«
    »Es war ein spezifisches Gesicht, das wir in der Sache Zhang gesucht haben. Ich erinnere mich nicht daran, dass das einen wesentlichen Unterschied bedeutet hätte. Teufel, Sevgi!« Aus dem Nichts heraus spielte Norton Nicholson für sie. »Du weißt doch, dass diese Leute sowieso alle gleich aussehen.«
    Sevgi huschte ein Lächeln übers Gesicht. »Ich glaube nicht, dass das hier draußen so ist. Wir sind nicht in Jesusland.«
    »Es gibt überall Idiotie, Sev. Die Republik ist nicht als einzige darauf abonniert. Sieh dir Nicholson an – in New York geboren und aufgewachsen. Woher hat er das?«
    »Weiß ich nicht. Satellitenkanal ›Der Wahre Glauben‹?«
    »Hal-le- lu- jah! Gelobt sei der Herr! Jesus wird kommen und mich von meinen Steuern befreien.«
    Beide zeigten noch etwas länger ihr höhnisches Grinsen, aber ein Gelächter wollte nicht so recht daraus werden. Die Leiber aus der Virtualität hingen nach wie vor rings um sie herum im Dämmerschein. Gerade kam ein Aushilfskellner und fragte, ob sie fertig seien. Sevgi nickte, Norton bat um die Dessertkarte. Der Kellner sammelte die Teller ein und verschwand. Sevgi dämmerte langsam, dass der Mann für sein Alter besonders hager und dass seine Redeweise seltsam gefärbt war, als tue ihm das Sprechen weh. Seine Züge wirkten nordchinesisch, aber seine Haut war sehr dunkel. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Sie starrte der entschwindenden Gestalt nach.
    »Das da ist wohl eine der Erfolgsgeschichten deines Bruders?«, fragte sie.
    »Hmm.« Norton folgte ihrem Blick. »Oh. Möchte daran zweifeln. Statistisch gesehen, meine ich. Jeff hat mir gesagt, dass sie ein paar tausend neue schwarze Flüchtlinge aus den Labors im Jahr hätten, mindestens. Und er ist sowieso hauptsächlich im Management beschäftigt und versucht, das Ganze zusammenzuhalten. Bei ihnen arbeiten fast einhundert Berater, drinnen wie draußen, und sie können sich vor Anfragen nach wie vor nicht retten.«
    »Human Cost ist eine Wohltätigkeitseinrichtung, nicht wahr?«
    »Genau. Sie erhalten einen Zuschuss vom Rim, aber der ist nicht gerade üppig.« Plötzlich wurde die Stimme ihres Partners lebendig. »Und dann, weißt du, ist es eine zähe Arbeit. Etwas, das einen zermürbt. Einige der Geschichten, die er mir erzählt hat, was da so aus diesen schwarzen Labors kommt, also, ich glaube, das könnte ich nicht tun. Ich versteh’s wirklich nicht, wie Jeff das kann. Es ist völlig abartig. Als wir noch jünger waren, hat es immer so ausgesehen, dass ich derjenige mit der Berufung zur Gerechtigkeit werden würde. Er war der mächtige und einflussreiche Mann, nicht ich. Und dann…« Norton gestikulierte mit seinem Weinglas. »… irgendwie ist er da draußen und erledigt wohltätige Werke, und ich habe am Ende den großen Job bei COLIN.«
    »Menschen verändern sich.«
    »Ja.«
    »Vielleicht

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