Skorpion
die Hibernoiden, die Bonobos waren die feuchten Träume von Weiblichkeit der patriarchalischen Autoritäten…«
»Auch deiner, hm?«
Jeff grinste ihn verzerrt an. »Das vergisst du wohl niemals, was?«
»Würde es Megan vergessen?«
»Megan weiß nichts davon. Es ist mein Problem, nicht ihres.«
»Wie großzügig von dir.«
»Nein, es ist schwach und maskulin von mir. Ich weiß das. Vermutlich werde ich einfach nie deine verdammte moralische Rechtschaffenheit besitzen, kleiner Bruder. Aber es Megan zu sagen, wird nichts weiter bringen, als ihr und den Kindern wehzutun. Und das werde ich nicht tun.«
Erneut nahm er sein Glas und hob es in Nortons Richtung.
»Also heißt es, mit seinen Fehlern zu leben, kleiner Bruder. Entweder das, oder du bist aufgeschmissen.«
Norton zuckte mit den Schultern und hob sein eigenes Glas. »Mit seinen Fehlern leben.«
Und Megan blitzte ihm durch den Sinn, das sonnenglänzende Haar und das Gelächter inmitten der Rotholzstämme, und später, ihr nackter, vom Sonnenschein gesprenkelter Leib, der sich auf den schweißfeuchten Laken des Motelbetts gegen ihn presste.
»Also«, sagte er, um die Vision zu vertreiben, »wenn die Bonobos die feuchten Träume der patriarchalischen Autoritäten sind, was heißt das dann für die Variante Dreizehn?«
»Variante Dreizehn?« Erneut grinste ihn Jeff verzerrt an. »Variante Dreizehn gab uns unsere Männlichkeit zurück.«
»Oh, nun komm schon.«
»He, du bist nicht dabei gewesen, kleiner Bruder!«
»Du bist sechs Jahre älter als ich, Jeff. Du bist auch nicht dabei gewesen.«
»Also lies mal in den Geschichtsbüchern nach, wenn du kein Vertrauen in das hast, was dir dein großer Bruder sagt. Ich spreche von der Zeit vor der Sezession. Vor der Atmosphäre auf dem Mars. Wo Männlichkeit aus der Mode kommt, erhält man eine erste Welt. Eine heranrollende Woge der feminisierten Gesellschaft, die Alpha-Männchen sondern sich ab durch Selbstmord und die Einnahme von Hyper-Männlichkeitsdrogen, die ihre Herzen nicht mitmachen, was am Ende gleichzusetzen ist mit Selbstmord, nur langsamer und mit wesentlich mehr Spaß.«
»Ich dachte, man hätte dieses Zeugs kriminalisiert?«
Jeff grinste ihn schräg an. »Oh, ja, und das hat funktioniert? Ich meine, niemand nimmt mehr Drogen, sobald sie illegal sind, nicht wahr? Insbesondere keine Drogen, die einem einen Knüppelharten verschaffen, und das die ganze Nacht lang immer und immer wieder.«
»Ich glaube nach wie vor nicht, dass dieses Zeug irgendwas am Gleichgewicht verändert hat. Das ist Talkshow-Genetik, Jeff.«
»Bitte, bitte, wie du meinst. Das akademische Urteil über den Männlichkeitsselbstmord steht immer noch aus, in dieser Hinsicht hast du recht. Aber ich kenne keinen einzigen Sozialbiologen, der nicht die Selbstzerstörung der Alpha-Männchen als einen der größeren Einflüsse auf die politische Landschaft des letzten Jahrhunderts betrachtet. Schrumpfende Männlichkeit…« Wiederum dieses Grinsen. »… sozusagen. Und unmittelbar damit zusammenhängend ein schrumpfendes Interesse an militärischer Tüchtigkeit als Funktion des Lebens. Auf einmal will niemand mehr Soldat sein, von einigen armen, schmutzigen Idioten aus Kansas abgesehen, weil, zum Teufel noch mal, dieser Scheiß kann einen ja umbringen, und es muss einen angenehmeren und besser bezahlten Weg geben, sein Leben zu leben. Also hast du diese paar armen, schmutzigen Idioten, die mit Zähnen und Klauen für ihre Fälle kämpfen…« Jeffs Stimme verwandelte sich kurz in eine Parodie der Aussprache von Jesusland. »… die sie nicht mal richtig verstehen. Insgesamt gesehen schreien die Übrigen jedoch: Missbrauch der Menschenrechte! Lass mich hier raus, wo ist meine Fahrkarte durch die Uni! – Und wir verlieren, kleiner Bruder, gründlich und durch und durch. Weil wir es mit Feinden zu tun haben, die Hass essen, schlafen und atmen, Hass auf alles, was wir darstellen, denen es gleichgültig ist, ob sie schreiend sterben, so lange sie nur ein paar von uns mitnehmen. Siehst du, eine feminisierte, offene Gesellschaft kann vieles tun, Tom, aber was sie verdammt noch mal nicht kann, ist, Krieg in anderer Leute Ländern führen.«
»Ich habe nicht um eine Lektion über die Sezession gebeten, Jeff. Ich habe dich nach der Variante Dreizehn gefragt.«
»Ja, ja, kommt schon noch!« Jeff nahm einen weiteren mächtigen Schluck seines Arraks. »Siehst du, es war einmal eine Zeit, da haben wir alle gedacht, wir würden Roboter
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