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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein Handy aus seiner Jackentasche, drückte den Knopf und hielt es sich ans Ohr. »Hallo. Ja, Tom Norton hier, könnten Sie mich bitte mit dem Direktor verbinden? Danke!«
    Kurze Pause. Carl nahm Platz. Auf dem Tisch lag ein dünnes Dataslate, in einem diskreten Winkel einen Spalt breit geöffnet. Kein Firmenzeichen, also das absolut Neueste vom Neuen. Marstech. Ausdrucke lagen herum, unvertraute Formulare. Carl überblickte den umgedrehten Text – das Wort Freilassung sprang ihm entgegen und traf ihn ins Herz. Norton schenkte ihm ein kleines, zerstreutes Lächeln.
    »Hallo, Direktor Parris. Ja, ich brauche Ihre Hilfe hier. Nein, nichts Ernsthaftes. Ich habe bloß ein kleines Problem mit einem Ihrer Männer wegen des Prozederes. Könnten Sie. Ah, ja, vielen Dank, das wäre ideal.« Er hielt Garcia das Handy hin. »Der Direktor möchte Sie sprechen.«
    Garcia nahm das Handy entgegen, als könne es ihn beißen, und hielt es sich zaghaft ans Ohr. Man konnte nicht verstehen, was Parris ihm sagte, es war ein gutes Handy, und der Projektionskegel war eng. Aber Garcias Gesicht rötete sich beim Zuhören. Sein Blick schwenkte von Carl zu Norton und wieder zurück, als wären die beiden zwei Teile eines Puzzles, die nicht zusammenpassten. Mehrmals versuchte er, ja, aber zu sagen, wurde jedoch bei jedem Versuch unterbrochen. Parris, so viel war klar, war nicht in der Stimmung für eine Debatte. Als Garcia endlich zu Wort kam, war es ein durch die zusammengebissenen Zähne herausgepresstes Jawohl, Sir. Er senkte sogleich darauf das Handy, Norton streckte die Hand danach aus, und Garcia, noch immer errötet, warf es außer Reichweite des Mannes auf den Tisch. Der Aufprall verursachte fast keinerlei Geräusch, und es rutschte ganze fünf Zentimeter von der Stelle weiter, wo es gelandet war. Demnach ein sehr gutes Handy. Garcia funkelte es an, verwirrt vielleicht von seiner Unfähigkeit, das Ding über die Tischkante auf den Boden rutschen zu lassen. Norton hob das kleine Stück Hardware auf und steckte es weg.
    »Vielen Dank.«
    Einen Augenblick lang stand Garcia wortlos da und starrte Norton an. Der andere BO murmelte ihm etwas zu, legte ihm eine Hand auf den Arm und schob ihn zur Tür. Garcia schüttelte ihn ab und zeigte mit einem Finger auf Carl.
    »Dieser Mann ist gefährlich«, sagte er gepresst. »Wenn Sie das nicht erkennen können, dann verdienen Sie alles, was Sie bekommen.«
    Der andere BO drängte ihn hinaus und schloss die Tür.
    Norton wartete einen Moment und setzte sich dann seinerseits neben Carl. Blassblaue Augen legten sich auf ihn. Das Lächeln war verschwunden.
    »Also«, sagte Norton. »Sind Sie gefährlich, Mr Marsalis?«
    »Wer will das wissen?«
    Ein Achselzucken. »Genau gesagt, niemand. Das war rhetorisch. Wir haben Zugriff auf Ihre Daten genommen. Sie sind, sagen wir mal, genügend gefährlich für unsere Zwecke. Aber ich bin interessiert daran zu erfahren, was Sie von diesem Thema halten.«
    Carl starrte ihn an. »Haben Sie je gedient?«
    »Zum Glück nein. Aber selbst wenn, bezweifle ich, dass es auch nur annähernd Ihren Erfahrungen hier entsprechen würde. Ich bin kein Bürger der Konföderierten Republik.«
    Eine leichte Spur Geringschätzung in den letzten beiden Worten. Carl wagte eine Vermutung zu äußern.
    »Sie sind Kanadier?«
    In Nortons Mundwinkeln zuckte es belustigt. »Nordatlantische Union. Ich bin hier, Mr Marsalis, im Auftrag der Western Nations Colony-Initiative. Wir würden Ihnen gern einen Job anbieten.«

 
12
     
     
    Sobald er durch die Tür trat, wusste Sevgi, dass sie in Schwierigkeiten steckte.
    Sie zeigten sich in der Lockerheit seiner Bewegungen, in der Ausgewogenheit seiner Haltung, als er hinter dem Stuhl stehen blieb, und in der Art und Weise, wie er ihn betrachtete und sich darauf niederließ. Sein Körper unter dem formlosen blauen Anstaltsoverall verströmte sie wie Musik, die weißes Rauschen durchbrach. Sie erwiderten ihren Blick durch seine Augen, als er auf dem Stuhl zurechtrückte, und sie leckten aus der machtvollen Ruhe hervor, die er mit sich in den Raum gebracht hatte. Es war nicht Ethan – Marsalis hatte eine weitaus dunklere Haut als Ethan, und seine Züge wiesen tatsächlich keine echte Ähnlichkeit auf. Ethan war auch stämmiger gewesen, hatte schwerere Muskeln gehabt.
    Ethan war jünger gestorben.
    Es spielte keine Rolle. Es war dort und einfach dasselbe.
    Dreizehner.
    »Mr Marsalis?«
    Er nickte. Wartete ab.
    »Ich bin Sevgi Ertekin vom

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