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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Punkt nicht weiter mit ihm. »Wird das ein Problem sein?«
    »Nein. Ich bin selbstständig. Meine Loyalitäten gelten strikt dem Verkauf. Wie ich bereits sagte – erzählen Sie mir einfach, was ich tun soll.«
    Einen Augenblick lang zögerte sie. Das Dataslate hatte einen integrierten Resonanzzerhacker, eingebaut nach den Vorgaben von COLIN, wodurch es komprimierter war als alles, was je ein Anwalt in einen Gesprächsraum des Staatsgefängnisses von Süd-Florida mitgebracht hatte. Und Marsalis verlangte es ziemlich verzweifelt danach rauszukommen. Dennoch saß die Gewohnheit der letzten vier Monate ziemlich tief.
    »Wir haben es«, sagte sie schließlich, »mit einem abtrünnigen Dreizehner zu tun. Er ist seit Juni auf freiem Fuß. Tötet.«
    Er grunzte. Keine sichtbare Überraschung. »Wo ist er rausgekommen? Cimarron? Tanana?«
    »Nein. Mars.«
    Diesmal hatte sie ihn. Er richtete sich auf.
    »Das ist eine absolut vertrauliche Sache, Mr Marsalis. Das müssen Sie verstehen, bevor wir anfangen. Die Morde erfolgten weit verstreut und mit unterschiedlichen Techniken. Offiziell ist keine Verbindung zwischen ihnen gezogen worden, und wir wollen, dass das so bleibt.«
    »Darauf gehe ich jede Wette ein. Wie ist er an den Sicherheitskräften der Orbitaltürme vorbeigekommen?«
    »Ist er gar nicht. Er hat das Andockprozedere kurzgeschlossen und das Schiff im Pazifik versenkt. Bis zu unserer Ankunft dort war er auf und davon.«
    Marsalis schürzte die Lippen zu einem lautlosen Pfiff.
    »Na, das ist doch mal was!«
    Sie ließ den Rest heraus. Alles, um diese selbstgefällige Beherrschung aus seinem Gesicht zu wischen. »Zuvor hat er systematisch die anderen elf Besatzungsmitglieder, die unter der Kryokappe lagen, verstümmelt, um sie sich einzuverleiben. Er hat ihnen die Gliedmaßen amputiert und sie am Leben erhalten, bis er sie schließlich nach und nach tötete und vom restlichen Körper das Fleisch abschälte.«
    Ein Nicken. »Wie lang war der Transit?«
    »Dreiunddreißig Wochen. Anscheinend überrascht Sie gar nichts davon.«
    »Weil ich nicht überrascht bin. Wenn man da draußen festsitzt, muss man was essen.«
    »Haben Sie je daran gedacht?«
    Etwas wie ein Schatten strich über seine Augen. Seine Worte waren so gerade eben nicht gleichmütig. »Haben Sie mich so gefunden? Querverweis?«
    »Etwas in der Art.« Sie zog es vor, Nortons jähe Begeisterung für die neue Taktik unerwähnt zu lassen. »Unser N-Dschinn, der für die Profile zuständig ist, hat Sie als einzigen anderen Dreizehner erwähnt, der Ähnliches durchgemacht hat.«
    Marsalis schenkte ihr ein dünnes Lächeln. »Ich hab nie jemanden aufgegessen.«
    »Nein. Aber haben Sie daran gedacht?«
    Eine Weile lang schwieg er. Sie war fast am Punkt angekommen, ihre Frage zu wiederholen, da erhob er sich von seinem Stuhl und stellte sich unter das hoch liegende Fenster. Er starrte zum Himmel hinaus.
    »Es ist mir ein paar Mal in den Sinn gekommen«, erwiderte er ruhig. »Ich wusste, dass das Rettungsschiff unterwegs war, aber ich hatte fast zwei Monate, die ich mir deswegen Sorgen machen konnte. Man kann nichts dagegen tun, gewisse Szenarien in Gedanken durchzuspielen. Was, wenn sie es nicht schaffen, was, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht? Was, wenn…«
    Er hielt inne. Sein Blick löste sich von der Wolkendecke und kehrte in den Raum zurück, zu ihrem Gesicht.
    »War er die ganzen dreißig Wochen da draußen?«
    »Den größten Teil. Unseres Wissens nach spuckte ihn seine Kryokappe nach etwa zwei Wochen Transit aus.«
    »Und die Marskontrolle hat ihn nicht zurückgeholt?«
    »Die Marskontrolle wusste nichts davon.« Sevgi gestikulierte. »Der N-Dschinn schaltete sich ab, ist anscheinend ausgetrickst worden. Das Schiff fiel auf automatische Systeme zurück. Schweigende Fahrt. Er ist unmittelbar darauf erwacht.«
    »Das ist aber ’ne hübsche kleine Häufung von Zufallen.«
    »Sind keine.«
    »Aber nicht sehr praktisch, von einem kulinarischen Standpunkt aus gesehen.«
    »Nein. Wir vermuten, dass der Zeitpunkt des Erwachens ein Irrtum war. Wer den N-Dschinn auch manipuliert hat, er hatte wahrscheinlich geplant, dass ihn das System bis auf einige Wochen an die Erde heranbringen sollte. Etwas im Störprogramm hat ›klipp‹ gemacht, wo es hätte ›klapp‹ machen sollen, und er ist stattdessen zwei Wochen entfernt vom Mars aufgewacht. Unser Freund trifft halb verhungert, stinksauer und wahrscheinlich geistig nicht gerade auf der Höhe ein.«
    »Wissen Sie,

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