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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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Stockfischinnereien – es handelt sich eigentlich um die Schwimmblase des Fisches -; eine gelungene Pastete aus Kalbsschinken mit Trüffeln; drei Nachspeisen: ein ungewöhnliches Meerretticheis, ein undefinierbares Sabayon aus holländischem Pfeifentabak und für den konservativen Gaumen einen schmackhaften Zimtblätterteig mit Milchreis.
    Sämtliche Speisen wurden mit den entsprechenden edlen Tropfen gereicht: französischer Champagner von Ruynart und Deutz, ein Txakoli von Guetaria Txomin Etxaniz, die magyarische Perle Tokay Oremus mit sechs puttonyos der Marke Aszú zur Foie, Albariño Veigarades, Viña Pedrosa und Dominio de Conté, beide Reservas, und zu den Nachspeisen der großartige Dole de L’Obac aus dem Priorat.
    Serviert wurde in edlen Riedelgläsern, die so teuer waren, dass mir jedes Geräusch von zerbrechendem Glas einen Stich in der Magengrube versetzte.
    Mein bescheidener kreativer Beitrag war ein Sorbet aus Gintonic, das, serviert im strategisch passenden Moment und in minimaler Dosis, dazu diente, zwischen den einzelnen Häppchen den Gaumen zu reinigen.
    Später erfuhr ich, dass meine Mutter mindestens ein Dutzend von den Sorbetkugeln vertilgt hatte, die mit der Ansammlung von Barbituraten in ihrem Magen kollidiert sein mussten, was ihren Aufsehen erregenden Zusammenbruch erklärte.
    Man kann sich vorstellen, dass der Festschmaus eine Stange Geld gekostet hatte, doch es lohnte sich. Vom ersten Tag an war Die Weltkarte von Bilbao gut besucht und genoss einen hervorragenden Ruf, ohne dass die exorbitanten Preise die Begeisterung der Gäste hätten dämpfen können.
    Doch zwischen dieser denkwürdigen Eröffnungsfeier des Traumlokals und Lon Chaneys inspirierendem Hintern lagen ein ordentliches Stück Arbeit, eine entscheidende und unerwartete schicksalhafte Fügung und zwei beunruhigende Entdeckungen, die irgendwie unter einen Hut gebracht werden mussten und denen ich unglücklicherweise nicht die nötige Aufmerksamkeit zollte.

14
     
    Das Taxi biegt schließlich in eine breite und lange Straße mit vier Spuren ein, die Calle Autonomía, an deren anderem Ende wir auf die Allee stoßen, an der das Krankenhaus von Basurto liegt.
    Der Verkehr ist noch immer dicht, zu dicht, und wir kommen nur langsam voran, aber von einem Stau kann technisch gesehen nicht die Rede sein.
    An einer roten Ampel halten wir vor einer Kneipe. Neben dem Eingang sehe ich einen Zigarettenautomaten. Ich könnte kurz rausspringen und ein Päckchen ziehen, auch wenn es Winston oder Marlboro wären. Ich möchte so gerne eine rauchen.
    Wenn ich es mir recht überlege, steige ich lieber nicht aus. Ich habe keine Lust, mich mit diesem Penner von Taxifahrer rumzustreiten. Bestimmt denkt er, ich wolle abhauen, ohne zu zahlen; und selbst wenn ich Zigaretten hätte, würde er mir am Ende nicht erlauben, in seiner Schrottmühle zu rauchen.
    In Wirklichkeit ist mir die Lust auf eine Zigarette vergangen. Ich sollte endlich damit aufhören. Ich hatte versprochen, dass mit vierzig Schluss sei mit der Qualmerei, und ich bin schon beinahe zwei Jahre überfällig.
    Irgendwie amüsiert mich der Gedanke, dass meine Situation hier in dem Taxi beinahe so surreal ist wie die Situation der Figuren in Buñuels Würgeengel, die das Zimmer nicht verlassen können oder wollen, ohne zu wissen, warum.
    Obwohl das nicht eigentlich der Fall ist.
    Ich glaube, ist steige doch lieber aus und gehe den Rest des Weges in aller Ruhe zu Fuß.
    Da springt die Ampel um.
    Schade.

15
     
    Kehren wir zum Februar zurück.
    Nach dem Exzess in der Höllenküche wurde ich Stammgast in Antontxus Kneipe.
    Wir verloren kein Wort über jene ausschweifende Nacht; der Kater hatte die Ausmaße eines Poltergeistes und dauerte drei Tage. Ich war kurz davor, den heiligen Bernhard um Hilfe anzurufen; er war der Schutzpatron der Verkaterten, der in die Märtyrerkategorie erhoben worden war, nachdem man ihm einen Bronzenagel in die Stirn geschlagen hatte.
    Mit der Zeit wurden Asti und ich Freunde; gute Freunde. Wir tauschten weder Vertraulichkeiten noch Geheimnisse aus, wie es so viele Menschen tun, für die Freundschaft darin besteht, sich gegenseitig Geständnisse zu machen – bessere Umgangsformen und weniger Aufrichtigkeit braucht die Welt –, sondern wir zollten uns gegenseitig wachsenden Respekt und Anerkennung und teilten unsere gemeinsame Leidenschaft für die gehobene Küche und die vielfältigen Disziplinen, die mit ihr verbunden sind.
    Wie ich war er ein Steppenwolf und

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