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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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sondern mit dem festen Entschluss, diese sechs unbarmherzigen Schweinehunde zu richten und dies zu meiner Lebensaufgabe zu machen.
    Es war eine Obsession, die meine Seele auffraß.
    Erst nach dreizehn Jahren, drei Monaten und fünf Tagen gelang es mir, diesem Nichts aus Gerüchen und Geräuschen zu entkommen. Es geschah am 21. November 1975; wie das Schicksal es wollte, einen Tag nach Francos Tod.
    Während dieses scheinbar endlosen Tortur, die mir die beste Zeit meines Lebens geraubt und für mich die schlimmste Form von Psychoterror bedeutet hatte, wurde ich verrückt.

14
     
    Vom Krankenhaus brachte man mich nach Hause, auf den Hof in Alzo, wo ich in mein Bett gelegt wurde (der Geruch der Laken und des Zimmers war unverwechselbar).
    Dort besuchte mich Onkel Patxi in Begleitung von Crescencio Aizpurua, dem Jesuitenpriester.
     
    Crescendo Aizpurua, der Name kam mir irgendwie bekannt vor. Ich versuchte mich zu erinnern.
    Na klar! Bischof Aizpurua. Crescencio Aizpurua war in den achtziger Jahren Bischof von Bilbao gewesen. Er war sogar einmal bei uns zu Besuch, auf Einladung meiner Mutter, dieser Betschwester.
    Wieder wurde der Erinnerungsblitz von einem gewissen Unbehagen begleitet; mir fiel nämlich ein, dass der Bischof und sein junger Sekretär auf Menorca verschwunden waren, ohne dass man jemals eine Spur von ihnen gefunden hätte.
     
    Meine Mutter muss die beiden Dreckskerle mit mir allein gelassen haben, da sie kein Blatt vor den Mund nahmen. Sollte ich noch irgendeinen Zweifel daran gehabt haben, dass sie mich benutzt und zu diesem Leben verdammt hatten, war es nun damit vorbei.
    »Armer Junge! Es macht einen ganz krank, ihn so zu sehen … Es wäre besser gewesen, wenn der Herr ihn zu sich genommen hätte«, bemerkte der verlogene Priester.
    »Glaubst du etwa, dass mir das gefällt? Er ist der einzige Sohn meiner Schwester …, und dann haben wir auch noch ihren Mann, meinen Schwager, auf dem Gewissen … Es ist wirklich zum Kotzen … Aber so ist das Leben; wo gehobelt wird, da fallen Späne.«
    »Wovon redest du … Es hat ja nicht einmal was gebracht … Franco ist noch immer da, gesund und munter, und dieser Junge hier, wie er in diesem Bett liegt, wie in einem Sarg, schlimmer, als wenn er tot wäre.«
    »Komm mir jetzt nicht mit so was, Aizpurua, schieb es nicht mir in die Schuhe …, darin bist du ja Experte, wie alle Pfaffen.«
    »Keine Gotteslästerung in meiner Gegenwart, Patxi.«
    »Rutsch mir doch den Buckel runter … Wir sechs waren damit einverstanden, oder nicht? Es war die einzige Möglichkeit, den Kurzbeiner zu vergiften. Es ist schief gegangen, fertig, aus. Man muss auch verlieren können und aus seinen Fehlern lernen.«
    »Wir haben ihn belogen … Ich hätte es niemals hinnehmen dürfen, dass ein Unschuldiger geopfert wird.«
    »Aber du hast es getan; was geschehen ist, ist geschehen.«
    Onkel Patxi besuchte mich nie wieder. Crescencio kam ein paar Mal.
    Das Gemurmel so nah am Kopfende meines Bettes, während er seine Rosenkränze betete, und sein Zwiebelgeruch waren unerträglich.

15
     
    Eines Tages erschien eine ganze Besuchergruppe, und in meinem sonst so ruhigen Zimmer entstand ein gewisser Aufruhr.
    Sie waren aus Madrid gekommen. Angeführt wurden sie von keinem Geringeren als Admiral Luis Carrero Blanco, Francos rechter Hand. Auf Beschluss des Caudillo sollten mir und meinem Vater posthum das Lorbeerkreuz des Heiligen Fernando verliehen werden (das sich Franco selbst zuerkannte, nachdem er zum Generalissimus gekürt worden war).
    Carrero Blanco kam mit dem Auftrag, es mir persönlich anzuheften.
    Da es sich um eine Auszeichnung handelte, die nur an Soldaten für besonders tapfere und heroische Taten verliehen wurde, ernannte man mich außerdem zum Hauptmann der Reserveinfanterie des Heeres. Währenddessen heftete man das Blech an die Matratze, was der Admiral dem Vernehmen nach für die geeignetste Stelle hielt.
    Die Auszeichnung erging zusammen mit einer lebenslangen Pension, in deren Genuss im Falle meines Vaters meine Mutter als Heldenwitwe kommen würde.
    Als ich 1975 erwachte, erlaubte mir diese Pension, die Monat für Monat pünktlich an dieselbe Filiale der Bank von Guipúzcoa in Tolosa angewiesen worden war, mich ganz meinen Racheplänen zu widmen, ohne Zeit und Energie darauf verwenden zu müssen, mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

16
     
    Am schlimmsten war das Alleinsein; ich lag im Dunkeln, völlig abgeschnitten von der Außenwelt.
    Ich war entweder allein

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