Skorpione im eigenen Saft
bildeten.
Doch Blanca pflegte noch andere Leidenschaften intimer Natur, die mir gleichermaßen Genuss und Schmerz bereiteten.
Abgesehen von ihren beruflichen Verpflichtungen führte sie ein ruhiges Leben.
Manchmal ging sie mit einem pummeligen und etwas grobschlächtigen Typen in den Vierzigern aus, der ihr Freund oder Liebhaber sein musste. Ein paar Mal endete der Abend in seiner Wohnung, und sie blieb bis zum nächsten Morgen.
Ich fand heraus, wer der Galan war. Er hieß Lalo Cepillo und hatte den Ruf eines Raffkes und Emporkömmlings. Er war Blancas Agent.
Um mich der Diva zu nähern, schien es mir ratsam, meinen Rivalen, Herrn Cepillo, vorher zu beseitigen.
Ich betrachtete es außerdem als Mutprobe. Wenn ich fähig wäre, jemanden, den ich nicht kannte und der mir nichts getan hatte, kaltblütig und ohne Händezittern zu ermorden, wäre ich auch dazu im Stande, mir die anderen fünf Halunken vorzuknöpfen.
Diese wahnwitzige Idee müsste Ihnen eigentlich beweisen, dass es nicht übertrieben ist, wenn ich behaupte, dass ich in den dreizehn Jahren in dieser körperlosen Finsternis völlig den Verstand verloren habe.
Um die Sache auf die Spitze zu treiben, nahm ich mir vor, ihn auf ganz direkte Art zu beseitigen, was meinen Mut noch mehr auf die Probe stellen sollte: von Angesicht zu Angesicht und mit einer Stichwaffe; Kaltblütigkeit war gefragt.
In einem Souvenirladen im Säulengang der Plaza Mayor, der auch Messer und Zinnsoldaten führte, kaufte ich mir ein großes Klappmesser aus Albacete, eine originalgetreue Nachbildung der Waffe, die von den Räubern in der Sierra Morena benutzt worden war.
Ein hübscher Zinnsoldat im Schaufenster, der den Karlistengeneral Zumalacárregui darstellte, erregte meine Aufmerksamkeit, bevor ich das Geschäft betrat. Wäre mein Vater noch am Leben gewesen, dann hätte ich ihm den General gerne geschenkt.
Bei einem Messerschleifer in der Calle Atocha wurde das Messer scharf gemacht.
Wenn er nicht mit Blanca verabredet war, verbrachte Lalo Cepillo die Abende mit ein paar anderen unangenehmen Zeitgenossen in der berühmten Cocktailbar Perico Chicote (das in seiner Qualität weit unter dem Twins lag). Von dort ging er um ein oder zwei Uhr morgens nach Hause, stets allein und ordentlich abgefüllt mit Cubalibre.
Wenn er konnte, dann parkte er seinen riesigen alten Mercedes in der Nähe des Chicote oder in einer der umliegenden Straßen der Gran Via. An diesem Abend stellte er ihn im hinteren Abschnitt der Calle de la Reina ab, wo damals kaum Verkehr herrschte.
Dieser Lalo war ein Großmaul, und eines Abends hatte ich ihn im Chicote sagen hören, dass er sein Auto nie abschloss.
»Wer klaut schon diesen Panzer? Ist ja auch nichts Wertvolles drin, ich hab nicht einmal ein Radio … Diese Gauner sollen von mir aus die Tür aufmachen und sich in aller Ruhe davon überzeugen. So machen sie mir wenigstens nicht das Schloss oder die Scheibe kaputt.«
Also zog ich mir um Mitternacht ein paar Lederhandschuhe an, öffnete die hintere Wagentür und versteckte mich im Fußraum der geräumigen Kiste, indem ich mich hinter die Vordersitze legte. Ich war schwarz angezogen, hatte mir außerdem eine schwarze Kapuze über den Kopf gezogen und öffnete das Klappmesser.
Um fünf nach halb zwei näherten sich Schritte.
Die Fahrertür wurde geöffnet, doch als nächstes auch die Beifahrertür. Entgegen seinen Gewohnheiten kam Cepillo nicht allein; das machte die Sache kompliziert, und ich in meiner Aufmachung als Ninja mittendrin.
Cepillo war in Begleitung einer Frau. Nach der Stimme zu urteilen, war sie eine von diesen reiferen allein stehenden Frauen, die auf der Suche nach einem Rendezvous oder einem Freier ins Chicote kamen, wo viele von ihnen auf mehr oder weniger verdeckte Weise der Prostitution nachgingen. Diese hier wollte Sängerin werden; ihr Repertoire waren spanische Lieder, und Lalo wollte ihr mit seinen Beziehungen unter die Arme greifen. Eine schöne Scheiße war das, denn es war klar, wo das enden würde: im Bett, und zwar auf direktem Weg.
Natürlich hatte Lalo ihr als ersten Schachzug angeboten, sie nach Hause zu fahren; er war ziemlich betrunken und hatte eine schwere Zunge. Die Sängerin wohnte in San José de Valderas, in der Nähe der Carretera de Extremadura Richtung Alcorcón, also am Arsch der Welt. Man merkte, dass das Lalos Begeisterung ein wenig dämpfte. Aber da die Frau wohl zum Anbeißen sein musste, wollte er keinen Rückzieher machen und fuhr los.
Ich bat
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