Skorpione im eigenen Saft
von Basauri, um mir ein Spiel von Joseans Mannschaft gegen ein paar Kantabrier von Sociedad Gimnástica de Torrelavega anzuschauen.
Schwer zu sagen, wer brutaler war.
Am Ende der ersten Halbzeit stand es zwei zu zwei, und man hatte bereits drei Verletzte vom Basoselai, Vasconias Fußballplatz, getragen. Die Fans von Basauri, die denen von Torrelavega zahlenmäßig überlegen waren, gerieten langsam in Rage; zwei der drei Verletzten waren aus ihrer Mannschaft.
Aulkitxo saß mit seinen Ersatzspielern und dem Masseur in einem makellosen perlgrauen Anzug auf der Bank. Man konnte ihm seine schlechte Laune anmerken; fortwährend schrie er den Spielern etwas zu, gestikulierte wie ein Verrückter, und seine Krawatte bekam Schweißflecken.
Nach zwanzig Minuten der zweiten Halbzeit stand es drei zu zwei für Gimnástica, und die Atmosphäre war gefährlich aufgeladen.
Plötzlich schoss Vasconias Mittelstürmer Zaildura, ein Bauer, der berühmt dafür war, rohe Kartoffeln mit der bloßen Hand zu zerquetschen, nach einem konfusen Spielzug ein Tor.
Der Platz tobte. Doch der arme Schiedsrichter kam auf die dumme Idee, das Tor wegen Abseits nicht gelten zu lassen. Daraufhin flogen alle möglichen Wurfgeschosse auf den Rasen. Der Schiedsrichter, ein Zwerg, dem diese Vorgänge vertraut zu sein schienen, lief in die Mitte des Spielfelds, um sich vor den Werfern in Sicherheit zu bringen; allerdings nicht vor Zaildura, der ihn mit einem Hieb niederschlug.
Die kantabrischen Spieler wollten dem Schiedsrichter zu Hilfe eilen und griffen die aus Basauri an.
Die vier Grauuniformierten, die man abgestellt hatte, um für einen zivilisierten Ablauf der Begegnung zu sorgen, stürzten sich ebenfalls mit dem Schlagstock in der Hand mitten ins Geschehen. Einer von ihnen blieb auf der Strecke, weil ihn eine wohlplatzierte Flasche außer Gefecht setzte (unerklärlicherweise trugen sie Mützen und keine Helme).
Ein Großteil der örtlichen Fans sprang auf das Spielfeld, um ihren Fußballkämpen zur Seite zu stehen.
Die Kantabrier, die sämtlich hinter ihrem Tor standen, griffen im Pulk an.
Auch Josean war bereit, sich ins Getümmel zu stürzen. Ich sah, wie er im Laufschritt und mit dem Bänkchen als Rammbock auf die Stelle zusteuerte, wo es am meisten Keile gab.
Einen Moment lang befürchtete ich, man würde ihn lynchen, doch viel Zeit hatte ich nicht, um mir Sorgen um ihn zu machen.
Mein Sitznachbar hielt mich wohl für einen unguten Gesellen, und als Zeichen seiner Sympathie für das Schlachtfeld nutzte er meine Wehrlosigkeit, als ich gerade den Cognacflachmann ansetzen wollte, und schlug mich mit einer Flasche San Miguel bewusstlos.
Anscheinend war ein solches Chaos bei den Regionalligaspielen nichts Ungewöhnliches, und nicht einmal die Sportpresse hielt es für erwähnenswert. Ich schloss daraus, dass Josean überlebt hatte.
Meine Kopfwunde musste mit drei Stichen genäht werden.
Ich schwor mir, nie wieder ein Fußballstadion zu betreten und setzte Josean auf den letzten oder vorletzten Platz meiner Liste.
29
Blanca Eresi, meine üppige Sopranistin, hatte sich in Madrid niedergelassen. Ich mietete eine kleine Wohnung in der Calle de Bravo Murillo und begab mich für unbestimmte Zeit in die Hauptstadt des Königreichs. Das geschah am 15. Juni 1977, als die ersten allgemeinen Wahlen seit einundvierzig Jahren stattfanden; ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich nicht daran teilnahm.
Blanca feierte zu dieser Zeit als Gilda im Rigoletto Triumphe im Teatro de La Zarzuela.
Obwohl oder gerade weil sie mich sexuell stark anzog, sollte sie die Erste sein.
Ich sah sie eines Abends als Zuschauer in der Oper und am nächsten hinter den Kulissen. Sie hatte ein wenig zugenommen, war strahlend schön und verströmte etwas Wollüstiges.
Dank einer großzügigen Geldspende an den Bühnenchef, dessen Bekanntschaft ich in einer Bar in der Nähe des Theaters gemacht hatte, wo sich das Opernpersonal traf, gelang es mir, mich hinter die Bühne zu schmuggeln. Ich versicherte ihm, dass ich ein völlig harmloses Interesse verfolgte, nämlich unbemerkt zu beobachten, wie meine Lieblingssänger die Bühne verließen und betraten.
So konnte ich aus angemessener Distanz einem seltsamen Treiben zuschauen; der Bühnenchef verriet mir, dass es unter einigen Opernsängern ein Brauch, ja, fast schon ein Ritual war.
In der Pause zwischen dem ersten und zweiten Akt versammelten sich die vier Hauptakteure um einen kleinen runden Tisch hinter der Bühne,
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