Skorpione im eigenen Saft
und während ihre Garderobieren ihnen halfen, die Kostüme zu wechseln und das Make-up aufzufrischen, spielten sie stehend mehrere Runden Five Stud Poker.
Ich fragte, warum sie es sich nicht in einer der Garderoben bequem machten, aber der Ritus, der nicht frei war von Aberglauben, schrieb vor, es direkt hinter der Bühne zu tun, und zwar im Stehen.
Blancas Schamlosigkeit überraschte und beeindruckte mich. Ganz in das Spiel vertieft, zeigte sie sich ihren Kollegen und den zahlreichen Bühnenarbeitern in gewagter Unterwäsche, bis ihre Garderobenfrau sie mit einem prunkvollen Kleid aus irgendeiner Epoche verhüllte.
Der knappe Slip und der schwarze Spitzen-BH, aus denen das appetitliche und gebräunte Fleisch hervorquoll, trieben mir den Schweiß auf die Stirn und verursachten mir Herzklopfen.
Sie spielten nicht um Geld oder Jetons, sondern posaunten Dollarsummen heraus, die einer aus dem Chor eifrig notierte. Die erste Geige des Orchesters (wegen Ihrer Liebe zum Poker möchte ich Ihnen ein paar Details erzählen) teilte die Karten aus.
Die Partien folgten schnell aufeinander. Anthony Watercourse, der Bariton, der den Rigoletto sang, gewann meistens; mit erstaunlichem Glück bekam er mehrere Paare, und einmal gelang es ihm sogar, die anderen zu bluffen.
Bei Sparafucile, dem Mörder des Stücks, der von Domingo Cretona gesungen wurde, lief es ebenfalls nicht schlecht, und mit einem Drilling konnte er den höchsten Einsatz einheimsen.
Der Fürst von Mantua, der bekannte italienische Tenor Fusco Involtini, und Blanca hatten wirklich Pech; vor allem Blanca, die am Ende des Spiels die beachtliche Summe von zweitausendfünfhundert Dollar Schulden angehäuft hatte und um Revanche beim nächsten Zwischenakt bat.
Die Sopranistin war eine schlechte Verliererin und ließ ihre schlechte Laune an den Mitarbeitern aus, die ihr vor Öffnung des Vorhangs in die Quere kamen.
Mit ihren einsfünfundsechzig und der prächtigen blonden Mähne, die mit Haarspray zu einer lohenden Flamme aufgetürmt war, knallte sie wütend ihre Absätze auf die Dielenbretter, und ihre grünen Augen sprühten kalte Blitze; es war beängstigend.
Mein Schwanz wurde steif wie ein Pfahl.
Mit Blanca Eresi anzubandeln, kostete mich viel Zeit und Mühe. Und sobald ich es geschafft hatte, wurde alles nur noch komplizierter.
Gemeinsam mit ihrer Tochter, einem Mädchen von zwölf Jahren, das wie ihre Mutter zu Übergewicht neigte, und ihrer Garderobiere bewohnte sie ein Penthouse in einem eleganten Gebäude am Paseo de la Castellana. Sie lebte getrennt von ihrem Mann.
1977 wurde in Spanien das Glücksspiel legalisiert; ihre Leidenschaft galt nicht nur dem Pokern mit Kollegen. Sie verkehrte auch in einer riesigen Bingohalle in der Nähe ihrer Wohnung und im Kasino; für Roulette hatte sie eine ähnliche Leidenschaft wie Sie, Pacho. Außerdem aß sie jeden Mittag im Los Posos, einem pompösen Lokal in der Calle de Hermosilla, in dem es wie in den meisten Madrider Kneipen nur elenden Fraß in riesigen Portionen gab. Dort verputzte sie einen großen Teller Kartoffelsalat (man hätte ein Schlagloch damit füllen können), aß fast das ganze Brot auf, das zu dem Kleister gereicht wurde, und begoss das kulinarische Verbrechen mit diversen Gläsern eisgekühltem Casta Diva, einem süßen Weißen aus Alicante, der aus einer Art Moscatel de Alejandría gewonnen wurde.
In besagtem Lokal steckte sie zwischen jedem Bissen Kartoffeln, die in Fertigmayonnaise schwammen, Münzen in einen Spielautomaten; Dinger, die erst vor kurzem in den Kneipen aufgetaucht waren und Furore machten.
Sie war das, was man heutzutage als spielsüchtig bezeichnen würde; abgesehen davon war sie fresssüchtig, und das fast ausnahmslos nach Essen von miserabler Qualität.
Allerdings minderte in meinen Augen ihre Leidenschaft für schlechtes Essen, die ich bei jedem anderen als unverzeihliche Schwäche empfunden und die meiner Wertschätzung sofort Abbruch getan hätte (auch wenn ich noch weit davon entfernt war, ein Feinschmecker zu sein, war in mir die Leidenschaft für die gehobene Küche bereits erwacht), ihren Reiz nicht im Geringsten.
Nicht notwendigerweise ist man, was man isst.
Es geschah etwas Ähnliches wie das, was Xavier Domingo über die Schweine von Montánchez schreibt, die im Siglo de Oro die beliebtesten Schinken hergaben. Ihr spezieller Geschmack kam daher, dass die Vipern, die in dieser Region sehr zahlreich waren, einen wichtigen Bestandteil ihrer Nahrung
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