Skorpione im eigenen Saft
ehrlich sein, Pacho. Als ich Sie kennen gelernt habe, fand ich Sie lächerlich und hielt Sie für einen Besserwisser und Dummkopf. Doch je öfter ich mit Ihnen zu tun hatte, desto mehr lernte ich andere Seiten an Ihnen schätzen, kenne Sie nun recht gut und achte Sie.
Ich mag ihre respektvolle Art, Freundschaften zu pflegen, Ihre Wohlerzogenheit, Ihre Liebe zur Gastronomie, Ihre Wertschätzung meiner Kochkünste und die Begeisterung und den Eifer, die Sie aufgebracht haben, um unser geliebtes Spielzeug, Die Weltkarte von Bilbao, Wirklichkeit werden zu lassen.
Außerdem denke ich, dass wir einen positiven Einfluss aufeinander hatten.
Ich glaube, dass Sie jetzt kein so großer Dummkopf mehr sind. Und ich habe mich in diesem Jahr 2000 dank Ihrer Gesellschaft weniger einsam und lebendiger gefühlt.
Es ist viele Jahre her, zu viele, dass ich einen Freund hatte. Der letzte war Dominique Lenteur, und Sie wissen ja, wie ich ihm sein Vertrauen gedankt habe.
Als Sie mir vorgeschlagen haben, im Zentrum von Bilbao eine Bar mit gehobener Küche zu eröffnen, bin ich aus zwei Gründen darauf eingegangen.
Erstens hatten Sie gesagt, dass ein solches Lokal von Leuten aus staatlichen Institutionen, von Politikern und anderem Gesindel dieses Typs, frequentiert würde. Ich dachte an die Möglichkeit, damit das Opfer anzulocken, das mir noch fehlt, den fünften und letzten, der noch am Leben ist. Sie haben mit Ihren Vermutungen voll ins Schwarze getroffen.
Zweitens, weil Sie so hilfsbedürftig und einsam waren, ein nichtsnutziges Muttersöhnchen, das plötzlich seinem Schicksal überlassen worden war. Das Projekt Die Weltkarte von Bilbao in Angriff zu nehmen, hat Ihnen so viel Spaß gemacht und das Gefühl gegeben, nützlich zu sein, dass ich es Ihnen nicht abschlagen konnte.
Auch wenn ich so tat, als wäre es eine angenehme Überraschung, und ich Ihnen sagte, dass ich es für eine gute Idee hielt, hatte ich bereits daran gedacht, die neue Kneipe im Twins zu eröffnen. Aus diesem Grund habe ich ein wenig nachgeholfen, was die Vorbedingung der Erbschaft der Rigoitia-Brüder anging.
Nun. Wie ich schon sagte, der Kreis schließt sich.
Es spielt keine Rolle, dass ich in der Rache keinen Sinn mehr sehe, ich will die Sache zu Ende bringen.
Außerdem ist, genau gesehen, dieser Letzte einer der Schlimmsten, ein mieser kleiner Emporkömmling und korrupt dazu; die meisten von dieser Sorte sind so.
Es ist ein dicker Fisch der PNV, der Baskischen Nationalistischen Partei, der im Laufe der Jahre immer bedeutendere Posten bekleidet hat.
Ich habe beschlossen, bei diesem Anschlag ebenfalls zu sterben und ganz nebenbei noch ein paar von diesen Hampelmännern mitzunehmen.
Sie finden das ungeheuerlich?
Vergessen Sie nicht, dass ich verrückt bin, ich war es immer.
Dass ich mit meinen Opfern dahinscheiden werde, ist nicht von Belang. Erinnern Sie sich an den Schmerzanfall, den ich vor der Tür des Twins hatte, an dem Abend, als wir noch in die Höllenküche gegangen sind? Ich leide an einer Leberzirrhose im Endstadium, mir bleibt sowieso nicht mehr viel Zeit. Diese kupferne Gesichtsfarbe, die Sie immer bewundert haben, verdanke ich nicht irgendwelchen UV-Strahlen, sondern meiner kaputten Leber.
Ich werde im Guggenheim-Museum den lehendakari Jon Ander Txoriburu töten.
DRITTER TEIL
DER TRUNKSÜCHTIGE KÖHLER IM GUGGENHEIM-MUSEUM
In den Wäldern von Euskal Herria lebt ein alter Köhler, der Olentzero heißt, mit seinem Esel Astotxo.
Jedes Jahr verteilt er an Heiligabend
Geschenke an die Kinder, die ihm sein Lied singen.
Da er sehr schüchtern ist, zeigt er sich nicht.
Olentzero. Eine Kindergeschichte. Weihnachtsfreiexemplar der » Bilbao Bizkaia Kutxa «
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Ich schaltete nicht einmal den Computer aus, auch die Diskette nahm ich nicht mit, dazu blieb jetzt keine Zeit mehr. Ich Dummkopf war nicht darauf gekommen, dass das fünfte Opfer der lehendakari sein musste; dabei hatte es mehr Hinweise darauf gegeben als auf das Sexualleben von Tim.
Fieberhaft überlegte ich, was am schnellsten und besten wäre. Am schnellsten ging es selbstverständlich, wenn ich im Museum anrief, aber besser wäre es, persönlich zu erscheinen. Am Telefon würde man nicht auf mich hören, sondern mich für verrückt halten.
Also stürzte ich aus der Weltkarte davon in Richtung Zabálburu-Platz, wo sich der nächste Taxistand befand.
Wegen des Weihnachtstrubels war natürlich keins da. Ich wartete einen Moment und rief dann über Handy die
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