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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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dreizehn Jahren in der Finsternis, die ich damit verbracht hatte, zuzuhören und nachzudenken, von seinem Besuch in meinem Zimmer in Alzo gemeinsam mit Crescencio und von meinem Racheschwur.
    »Wie auch immer … Fang schon an, mich zu foltern. Was auch immer du für mich vorbereitet hast, je eher du damit beginnst, desto schneller ist es vorbei.«
    Seine Billigung und sein Mut entwaffneten mich.
    Ich hatte vorgehabt, ihm die Zunge herauszuschneiden, damit er nicht schrie, und ihm die Wunde zu verätzen, damit er nicht verblutete. Danach wollte ich ihn blenden oder ihm die Augen ausstechen, damit er auch ja begriff, was er mir angetan hatte, und ihn mit kleinen Schnitten des Krummsäbels und mit einem Hammer foltern. Diese oder ähnliche Qualen, die ich mir Hunderte Male ausgemalt hatte, als ich noch nicht wusste, ob ich eines Tages wieder ins Leben zurückkehren würde. Er war noch immer derselbe Schweinehund, doch die würdevolle Haltung gegenüber seinem Henker blockierte mich.
    Ich befahl ihm, den Mund zu öffnen, um die Sache zu vereinfachen.
    Die Neun-Millimeter-Kugel durchschlug sein Gehirn und trat am Scheitel wieder aus dem Schädel aus.
    Ich lud das Remington Repetiergewehr, das zu meiner Ausrüstung gehörte, mit Patronen, die in Europa für die Wildschweinjagd benutzt werden. Ich schoss dem Leichnam des Berbers in den Mund, bis ich sicher sein konnte, dass sämtliche Zähne zerstört waren.
    Mit dem Hammer zerschlug ich den Scheitelknochen von Onkel Patxi, um das Austrittsloch der Kugel verschwinden zu lassen.
    Bis auf meine Pistole, meinen Krummdolch und einen Kanister Benzin vergrub ich alles.
    Ich setzte die beiden Toten in den Jeep, kehrte zur Landstraße zurück und fuhr weiter in Richtung Krankenhaus.
    Keine Menschenseele war zu sehen, aber es musste trotzdem schnell gehen.
    Ich beschleunigte den Jeep, lenkte ihn auf ein paar Felsen am Straßenrand und sprang in letzter Sekunde ab. Ich prellte mir den ganzen Körper.
    Der Jeep zerschellte, doch er geriet nicht in Brand. Ich setzte den Berber auf meinen Platz, den Fahrersitz, und Onkel Patxi auf den Rücksitz. Ich übergoss die Leichen und das Fahrzeug mit Benzin und zündete sie an.
    Das Einzige, was man identifizieren könnte, wären Tartalos Zähne und bestimmt sein Glasauge.
    In Bouira kaufte ich neue Kleider und nahm den Bus nach El Kef, das bereits zu Tunesien gehört.
    Ich gönnte mir eine Woche Ruhepause an der Küste, in einem Hotel in Bizerta, und kehrte danach nach Spanien zurück.
     
    Das Taxi fährt mit wachsender Geschwindigkeit in Richtung Zorroza, aber ich kann nichts von dem wiedererkennen, was ich durch die Scheiben sehe.
    Die Nacht ist noch dunkler geworden, es gibt überhaupt keine Beleuchtung. Und plötzlich ist auch kein Verkehr mehr da. Das weiße Taxi ist das einzige Fahrzeug auf dieser unwirklichen Straße.
    » Seien Sie ehrlich! Es hat Sie gar nicht überrascht, dass ich am Krankenhaus vorbeigefahren bin « , sagt der Taxifahrer zu mir.
    » Eigentlich nicht, das muss ich zugeben. Wer sind Sie? «
    » Sie erraten es wirklich nicht? Machen Sie erst einmal weiter mit den Erinnerungen an Ihren Freund, damit er sich mit dem Anwesenden vereinen kann, um es mal so zu sagen. Danach werden Sie schon verstehen. «

39
     
    In Alzo wartete eine Überraschung auf mich, die mich ziemlich kalt ließ.
    Mein Hof war völlig zerstört, er war bis auf die Grundmauern abgebrannt. Eigentlich hatte jemand das Nachbarhaus in Brand stecken wollen, und das Feuer war auf mein Haus übergesprungen.
    Höchstwahrscheinlich war es das Werk der Söhne der Familie Txistagarri, die mit den Zulape, meinen Nachbarn, seit den Karlistenkriegen verfeindet waren. Aber in meinem Dorf funktioniert die omertá besser als in Sizilien, und alle taten so, als wäre es ein unglücklicher Zufall gewesen.
    Nachdem meine Wurzeln zerstört waren und ich nun leichtes Gepäck hatte, verließ ich Alzo, um nie wieder zurückzukehren.
    Ich mietete eine heruntergekommene und winzige Wohnung in der Altstadt von Bilbao, in der lauten Calle Barrencalle.
    Ich verließ das Viertel nur, um mich im Twins zu betrinken und im La Palanca, wo die abgetakeltsten Nutten anschafften, mir irgendeine Dicke zu suchen.
    Eines Morgens im Juni 1987 stieß ich in der Zeitung zufällig auf ein Interview, das sämtliche Sensoren in Alarmbereitschaft versetzte. Es war ein dummes Frage- und Antwortspiel mit dem Bischof von Bilbao, Don Crescencio Aizpurua.
    Was für eine hübsche Überraschung. Ich

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