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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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Marks bekannt.“
    In dem folgenden Tumult gingen die energischen Bemühungen des Vorsitzenden um Ruhe komplett unter. Die Reporter überrannten die Barriere, stießen die völlig überforderten Justizwachtmeister zur Seite und versuchten sich gegenseitig zu übertönen.
    Es war Glimm selbst, der stockfuchtelnd mit Stentorstimme die Meute besänftigte und eine improvisierte Pressekonferenz nach der Sitzung versprach.
    Als nach langen Minuten und erst nach der Ankündigung des Richters, den Saal räumen zu lassen, eine brodelnde, widerstrebende Ruhe eingekehrt war, beantragte Glimm die Vernehmung der Zeugin Paula Boskow. Wieder raunte die Menge, als das zierliche Mädchen an der Hand ihrer Mutter den Gerichtssaal betrat und Glimm sie in den Zeugenstand begleitete.
    Natürlich war ihm klar, dass ein zwölfjähriges Kind nicht unter Eid genommen werden konnte. Ebenso natürlich erwartete er den vehementen Einspruch der Staatsanwältin:
    „Die Vernehmung des Kindes hat nichts mit dem Gegenstand dieser Verhandlung zu tun!“
    Klack!
    Glimm drehte sich um seinen Stock wie eine holländische Bockwindmühle und legte sich die freie Hand theatralisch auf die Brust.
    „Herr Vorsitzender, Frau Staatsanwalt“, er wusste sehr genau, dass der feine Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Amtsbezeichnung die Demirel furchtbar in Rage bringen konnte. Zufrieden registrierte er, wie ihre Kiefermuskeln arbeiteten.
    Er machte einen Schritt auf sie zu (klack). „Paula Boskow wird hier nicht wie üblich vernommen. Ich möchte nur, dass dieses Mädchen hier“, er wandte sich zu der verschüchtert im Zeugenstand sitzenden Paula um und zwinkerte ihr fröhlich zu, „den Anwesenden über ihre Beziehung zu Anna-Sophia Barlow, die sie besser unter dem Namen Eva Kottke kennt, berichtet. Paula!“ Er klackte sich an den Zeugentisch, stützte sich schwer auf den Stock und beugte sich zu dem Mädchen hinunter.
    „Erzähl uns doch mal, wer Eva ist.“
    Die Lippen des Kindes bewegten sich, ohne dass ein Laut zu hören war.
    „Sprich ruhig etwas lauter, Paula, du bist hier eine wichtige Person und wir sind alle ganz gespannt darauf, was du uns zu erzählen hast. Warte bitte …“, Glimm fummelte an dem Mikrofon herum und stellte die Höhe richtig ein.
    „Sprich da hinein, das ist wie bei den Leuten im Fernsehen. Am besten, du schaust dabei deine Mama an, die ist ja nicht weit weg.“ Stephan Glimm, der gefürchtete Strafverteidiger, hatte sich von der streitbaren schwarzen Krähe mit dem Krückstock in einen freundlichen Teddy verwandelt, in dessen beruhigender Brummstimme so viel Wärme mitschwang, dass sich das Mädchen sichtlich entspannte.
    „Eva ist meine Freundin.“ Klar und hell klang die Stimme durch den Saal. Kein Raunen, kein Gezischel und kein Huster störten den Moment.
    „Ist Eva hier, Paula?“ Glimm erntete einen mitleidigen Blick. Das Mädchen streckte den linken Arm aus, wies auf die hochgewachsene Gestalt der Angeklagten und sagte mit vorwurfsvollem Unterton: „Da drüben. Sie haben doch die ganze Zeit neben ihr gesessen!“
    Unterdrücktes Gelächter aus den Reihen der Journalisten. Sie hatten zwei Zeichner mitgebracht, die hektisch die Szene neben dem Richtertisch aufs Papier warfen. Futter für die Wölfe!
    „Eva ist meine beste Freundin und ihr habt sie mir weggenommen. Ihr dürft sie nicht einsperren, bloß weil sie einen anderen Namen hat!“
    Niemand lachte, als die Stimme des Mädchens brach und Glimm ihr ein Taschentuch reichte. Auch der hartgesottenste Boulevardreporter dankte Gott oder wem auch immer, dass dieses Mädchen nichts von dem wusste, weswegen Anna-Sophia Barlow hier angeklagt wurde.
    „Paula, magst du uns erzählen, wo du Eva kennen gelernt hast?“ Glimm lächelte das Mädchen aufmunternd an und reckte sich wieder zu seiner vollen Größe.
    Nicken. „Auf dem Spielplatz.“
    Als die Pause danach immer länger wurde und der Gesichtsausdruck des Mädchens keinen Zweifel daran ließ, dass es die Frage für ausreichend beantwortet betrachtete, insistierte der Verteidiger vorsichtig: „Der Spielplatz, an dem du auf dem Weg von der Schule immer vorbeigekommen bist?“
    Nicken. Vereinzelte Zuschauer kicherten. Der Vorsitzende schickte böse Blicke abwechselnd zu Glimm und in die Reihen der Prozessbesucher.
    Glimm ließ sich nicht beeindrucken, gab weiter den guten Onkel und versuchte geduldig, dem Kind Brücken zu bauen.
    „Hat die Eva dich angesprochen, oder bist du zu ihr

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