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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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gegangen?“
    „Ich bin nicht zu ihr gegangen. Mama sagt, ich darf keine Fremden ansprechen!“ Energisch, fast zornig kam dieser Satz. Glimm erkannte den Vorwurf darin: Bist du doof? Das weiß doch jeder!
    „Erzähl mir doch mal von den Jungs, die dich damals geärgert haben.“
    „Einspruch! Die Verteidigung versucht das Verfahren in die Länge zu ziehen!“
    Paula zuckte zusammen und sank noch weiter in sich zusammen. Glimm wünschte der Staatsanwältin die Pest an den wohlgeformten Hals.
    Der Vorsitzende verfiel in einen genervten Ton: „Einspruch abgewiesen, Herr Verteidiger, würden Sie bitte zur Sache kommen?“
    Die helle Stimme des Mädchens tönte plötzlich unerwartet laut durch den Saal: „Die Eva hat mir geholfen. Die hat die Jungs verjagt und meine Schultasche wieder eingeräumt! Sie ist meine beste Freundin. Ihr dürft sie nicht einsperren!“
    Paula sprang auf, eilte zur Anklagebank, vorbei an einem verdutzten Justizwachtmeister und warf sich in die Arme von Anna-Sophia Barlow. Die Journalisten erhoben sich, reckten die Hälse, die Zeichner kritzelten wie besessen, als die Frau dem Mädchen über die Haare strich und für wenige Sekunden ihre stoische Maske fallen ließ. Ihre Lippen bebten, als sie dem Mädchen etwas zuflüsterte und nicht wenige Reporter wollten eine Träne gesehen haben, die über ihre linke Wange rollte.
    Dr. Brandes reichte es jetzt. Er ordnete an, das Kind und seine Mutter aus dem Saal zu führen und winkte Glimm zu sich an den Richtertisch.
    „Wen haben Sie noch da draußen? Hänsel und Gretel, Rotkäppchen? Ich ersuche Sie dringendst, dieses Verfahren nicht in eine TV-Schnulze zu verwandeln. Setzen Sie Ihr Plädoyer fort und bleiben Sie um Gottes Willen auf dem Teppich!“
    Glimm nickte in der unnachahmlich devoten und zugleich provozierenden Art, die er speziell für den Umgang mit Vorsitzenden reserviert hatte und wandte sich um. Klack!
    Er hinkte zur Anklagebank, zog ein längliches Futteral unter dem Tisch hervor und begann mit Hilfe eines Justizwachtmeisters unter dem verwunderten Gemurmel der versammelten Journaille, ein etwa einen Meter fünfzig großes Gestell neben dem Zeugenstand aufzubauen.
    Dr. Brandes trank einen Schluck Wasser und jeder im Saal wartete auf das Zischen, wenn die Flüssigkeit im brodelnden Inneren des Vorsitzenden ankäme.
    Das Gestell war eine Art Banner und zeigte das Bild eines Mädchens. Es war ein Foto von Caprice Barlow, welches Glimm sorgfältig ausgesucht hatte und von einem angesehenen Fotografen hatte vergrößern und bearbeiten lassen. Wieder ging ein Raunen durch den Saal, als jeder erkannte, dass die kleine Paula exakt die gleiche Kleidung wie das Mädchen auf dem Bild trug. Sogar die Frisur war angepasst worden.
    „Ich rufe Petra Boskow in den Zeugenstand!“
    „Ein …!“
    „Abgewiesen! Frau Boskow ist eine dem Gericht gemeldete Zeugin!“
    Klack! Glimm schenkte der Oberstaatsanwältin ein mitleidiges Lächeln. Schöner Busen, dachte er. Besonders, wenn sie so scharf einatmet.
    Der Wachtmeister geleitete eine sichtlich angegriffene Petra Boskow in den Zeugenstand. Glimm wartete, bis die Frau Platz genommen und der Richter die Zeugenformel gesprochen hatte.
    Mit warmer, ruhiger Stimme versuchte er der Zeugin die Nervosität zu nehmen: „Sie wissen, was die Staatsanwaltschaft Frau Barlow vorwirft?“
    Nicken. Einige Journalisten begannen belustigt zu flüstern, was der Vorsitzende mit einem energischen Appell beendete.
    „Antworten Sie bitte laut und deutlich, Frau Boskow.“ Glimm entschärfte seine Weisung mit einem freundlichen Kopfnicken.
    „Ja.“
    „Erkennen Sie in der Angeklagten die Frau wieder, die Sie als Eva Kottke kannten?“
    „Ja.“
    „Woher kennen Sie Frau Barlow?“
    „Frau Ko …“, Petra Boskow räusperte sich, „Frau Barlow war einmal meiner Tochter zu Hilfe gekommen, als diese von mehreren Jungs bedrängt wurde. Sie hat Paula wirklich sehr gemocht und ich habe mein anfängliches Misstrauen schnell überwunden. Sie war so …“, die schmächtige Frau sandte einen scheuen Blick zu der Frau auf der Anklagebank, die nun wieder eine sehr große Sonnenbrille trug.
    „Sie war so … anders.“
    „Anders in welcher Beziehung?“
    „Nun ja …“, die Frau im Zeugenstand suchte nach den richtigen Worten, ihre Hände rangen miteinander. „Sie machte auf mich einen traurigen Eindruck. Irgendwie … verloren, verstehen Sie? Sie schien Schlimmes hinter sich zu haben.“
    „Hatten Sie nie den Verdacht,

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