Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
beherrschte. Auch ohne ihre Fähigkeit, Menschen dazu zu bringen, dass sie sich in sie verliebten, konnte sie einen ganzen Raum bezaubern und es bereitete ihr nicht mehr Mühe als ein Schulterzucken. Ein kleines, helles Lachen, eine Berührung am Arm, ein langer Blick, die richtigen Worte zur rechten Zeit und sie bekam, was sie wollte, wenn sie es sich vorgenommen hatte. Und für diesen Abend hatte sie sich etwas vorgenommen. Der Nachteil, für etwas berühmt-berüchtigt zu sein, lag, wie China bestätigen konnte, im Welleneffekt. Auf dem Höhepunkt ihrer Bekanntheit konnte sie einen Raum betreten und alle wandten sich ihr zu und jede Unterhaltung erstarb. Geflüsterte Bemerkungen breiteten sich vom Epizentrum zum Rand hin aus und stellten sicher, dass auch wirklich jeder wusste, wer sie war und mit wem sie sich unterhielt.
Noch vor zehn Jahren hätte China diese Wirkung auf den Raum gehabt. Doch dank einer wachsenden und einigermaßen verwirrenden Aura der Seriosität, die sie in letzter Zeit umgab, fiel die ehrenvolle Rolle der berühmtberüchtigtsten Person in diesem Jahr Eliza Scorn zu.
China schwebte von Unterhaltung zu Tanz zu Anekdote und hatte dabei immer Eliza im Blick. Sie speicherte ab, mit wem sie sprach, und, was genauso wichtig war, wen sie ignorierte. Gallow hatte China versprochen, ihr die Liste der Wohltäter zu bringen, doch er war noch nicht aufgetaucht.
»China«, tönte eine tiefe Stimme hinter ihr. Schreck Jones war groß, hatte Haut wie Ebenholz und sah in seinem Smoking ungemein gut aus. »Es ist mir wie immer ein Vergnügen.« Er verbeugte sich leicht.
»Wie schön, dich wiederzusehen, Schreck«, erwiderte China. »Bei unserer letzten Begegnung hast du versucht, mich umzubringen.«
»Ich bezweifle, dass ich für eine wie dich eine große Gefahr dargestellt habe, selbst mit einem Restanten in mir.«
»Du Schmeichler.« China veränderte leicht ihre Position, damit sie Eliza weiter im Blick behalten konnte. »Aber du hast recht, fast habe ich dich umgebracht. Nur deine Ex-Freundin hat mich davon abgehalten.«
Er hob eine Augenbraue. »Tanith? Wie geht es ihr? Hast du etwas von ihr gehört?«
»Nichts.« China bemühte sich nach Kräften, so zu klingen, als sei sie traurig darüber. »Sie ist immer noch mit diesem entsetzlichen Texaner auf der Flucht. Am besten erkundigst du dich bei Grässlich nach ihr - er weiß mehr als ich.«
»Oh.« Schreck fühlte sich anscheinend unbehaglich. »Vielleicht später. Der Älteste Schneider ist ein viel beschäftigter Mann.«
China lächelte amüsiert. »Und du bist sicher, es hat nichts damit zu tun, dass ihr dieselbe Frau liebt?«
»Lieben ja, vielleicht, aber zu unterschiedlichen Zeiten. Das ist das Ausschlaggebende. Meine Liebe für Tanith ist seit unserer Trennung etwas abgekühlt. Jetzt empfinde ich nur noch eine tiefe Zuneigung für sie. Grässlich dagegen ist bis über beide Ohren verliebt.«
»Der Geschmack von ansonsten intelligenten Männern wird mir immer ein Rätsel bleiben.«
»Verstehe ich das richtig - du magst Tanith nicht?«
»Ich habe sie noch nie gemocht. Sie war immer zu -forsch für meinen Geschmack.«
»Manche Leute mögen forsche Frauen.«
»Sollen sie doch, nichts dagegen.«
»Andere Leute mögen natürlich auch andere Dinge«, bemerkte Schreck lächelnd.
China lachte. »Deine Unverfrorenheit ist bewundernswert, Schreck. Sie ist an mir vollkommen verschwendet, trotzdem bewundere ich sie.«
Eine bleiche, fleischige Hand schloss sich um Schrecks Schulter - kein einfaches Unterfangen, da der Mann, zu dem die Hand gehörte, dazu nach oben greifen musste.
»Schreck!«, dröhnte Rat Strom. Er torkelte etwas und rempelte ihn leicht an. »Willst du mich deiner schönen Freundin nicht vorstellen?« Schreck seufzte. »Ältester Strom, du kennst China Sorrows bereits.«
»Weiß ich doch.« Der britische Älteste grinste breit.
»Aber es kann nie schaden, einen zweiten ersten Eindruck zu machen. Hallo, Miss Sorrows, du siehst bezaubernd aus heute Abend.« Er war ganz offensichtlich sturzbetrunken.
China nickte höflich. »Ältester Strom, was hast du so getrieben? Ich habe in den letzten Jahren von keinem einzigen Skandal im Zusammenhang mit deiner Person gehört.«
»Weil ich mich zusammengerissen habe!« Strom lachte. »Es ist mir nicht leichtgefallen, aber ich bin allem Ärger aus dem Weg gegangen. Im Gegensatz zu dir, meine Liebe. Für eine, die offiziell als neutral gilt, kämpfst du ziemlich oft an der Seite des
Weitere Kostenlose Bücher