Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
stundenlang in diesen Schuhen unterwegs zu sein, um einem Angreifer zu entkommen, den es womöglich gar nicht gab, der Gedanke, mit abgetrenntem Kopf zu enden, missfiel ihr noch mehr.
Deshalb unterdrückte sie ihren Stolz, drehte sich um und stöckelte zwischen den Bäumen davon.
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KATASTPROPHAL FLIRTEN
Die Leute tanzten und plauderten, redeten über Geschäfte, Politik und Geschichte, nippten an Wein und Champagner und tranken auf das Wohl gefallener Kameraden. Das Haus war vollkommen verändert. Aus dem stillen, sicheren Ort, an den Walküre sich zurückzog, wenn sie einmal abschalten musste, war ein glamouröser Ballsaal der Extraklasse geworden. So sehr ihr die Veränderung auch gefiel, ein Teil von ihr konnte es nicht erwarten, dass die Gäste sich verabschiedeten und wieder Normalität eintrat.
Sie wartete, bis Gordons letzter Zuhörerkreis sich entfernt hatte, und ging dann auf ihn zu, bevor jemand anders ihn mit Beschlag belegen konnte. »Amüsierst du dich?«, fragte sie.
»Und wie!« Gordon strahlte, als er sie sah. »Die wenigsten meiner Gäste kenne ich aus der Zeit, als ich noch am Leben war. Damals habe ich nur von ihnen gehört. Ich kannte sämtliche Geschichten und Legenden, die man sich über sie erzählt hat. Ein paar dieser Leute haben die Welt gerettet, im wahrsten Sinn des Wortes.«
»Wow.«
Er hob eine Augenbraue. »Sei nicht so sarkastisch.«
Sie lachte. »Bin ich doch gar nicht.«
»Für jemanden wie dich, der die Welt tatsächlich gerettet hat, mag eine solche Großtat vielleicht nicht ganz so viel bedeuten. Aber für mich, einen toten Schriftsteller, der über diese Dinge nur geschrieben hat, ist es immer noch ziemlich beeindruckend.«
»Und beschämend?«
»Na ja, beschämend vielleicht nicht. Ich möchte mal erleben, dass einer von denen einen Bestseller schreibt. Dann hätte er meine Hochachtung.«
»Bringt dich das hier auf Ideen für weitere Bücher?« »Mein Kopf ist voller Ideen. Wäre ich nicht der Gastgeber dieser Fete, würde ich in diesem Augenblick schon die ersten Worte zu Papier bringen. Seit ich einmal überraschend bei einem Treffen meines Fanclubs aufgetaucht bin, habe ich nicht mehr mit so vielen faszinierenden Menschen gesprochen, das kannst du mir glauben. Meinst du, sie amüsieren sich? Ist genug Wein da?«
»Wein ist jede Menge da und diese kleinen Kanapees sind köstlich.«
»Kanapees, meine Liebe.«
»Sie sind nur ein bisschen klein.«
»Das soll so sein.«
»Wenn sie größer wären, hätte man mehr davon.«
»Ich fürchte, du verstehst nicht ganz den Sinn von Kanapees.«
»Aber doch, alles in allem scheinen sich die Leute zu amüsieren.«
Skulduggery kam zu ihnen herüber. »Ich dachte mir, dass ich dich hier finde. Darf ich davon ausgehen, dass deine detektivischen Instinkte eingesetzt haben und du deinen Onkel gerade nach den Männern mit den Gewehren fragen wolltest...?«
»Selbstverständlich.« Walküre nickte. »Gordon. Diese Schizos mit den Masken. Wie sind sie hereingekommen?«
»Ah!« Gordons Miene verfinsterte sich: »Darauf weiß ich keine Antwort. Wie ihr euch denken könnt, gibt es nicht viele Catering-Unternehmen, die sich auf solche Veranstaltungen spezialisiert haben. Doch man hat mir versichert, dass sämtliche Personen, die heute Abend hier arbeiten, diskret sind und Erfahrung haben. Jemand versucht für mich, den Chef zu erreichen, bisher allerdings vergeblich.«
Walküre schaute Skulduggery an und zuckte mit den Schultern. »Bisher konnte ich noch keinerlei Hinweis finden.«
Er seufzte. »Du bist eine ausgezeichnete Detektivin. Bist du bereit für die zweite Runde? Es gibt immer noch jede Menge Leute, die dich kennenlernen wollen.«
»Noch mehr?«, jammerte sie. »Mein Gesicht ist schon müde vom vielen Lächeln.«
»Ich habe nie gesagt, dass du lächeln musst. Ich lächle nie.«
»Du bist ein Skelett. Du lächelst permanent.«
»Innen drin nicht. Innen drin mache ich ein finsteres Gesicht. Ich glaube, ein oder zwei junge Männer würden auch gern mit dir tanzen. Und jetzt, da du nicht mehr mit Fletcher zusammen bist ...«
Sie runzelte die Stirn. »Was für junge Männer?«
»Vor ein paar Minuten hast du noch mit beiden gesprochen. Hidalgo Bolt und Geraint Mizzle.«
»Echt? Hidalgo? Den finde ich irgendwie süß. Und du sprichst von .jungen Männern’ - wie alt sind sie?« »Hidalgo ist... Keine Ahnung. Vielleicht zwischen fünfzig und sechzig.«
Sie trat einen Schritt zurück. »Oh. Krass!«
Skulduggery
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