Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
»Hat man ihn seit diesem Kampf mit Skulduggery Pleasant denn noch einmal gesehen?«
Gallow blickte sie an. »Du hältst die Nachricht von seiner Rückkehr für eine Falschmeldung?«
»Vielleicht. Was könnte die Totenbeschwörer mehr erschrecken als das Gerücht, dass Lord Vile wieder da und hinter ihnen her ist?«
»Aber wenn er tatsächlich zurückgekehrt ist und den Todbringer vernichten will, können wir ihn doch vielleicht überreden, wieder zu uns zu kommen.«
Scorn schaute ihn an. »Und wie stellst du dir das vor? Glaubst du, er hält sich aufgrund eurer langjährigen Freundschaft mit dem Todesstoß zurück, während du dein Anliegen vorbringst? Aber gerade fällt mir was ein. Es besteht gar keine langjährige Freundschaft zwischen euch, nicht wahr? So etwas gibt es bei ihm überhaupt nicht. Wir mögen zwar im Krieg Seite an Seite mit ihm gekämpft haben, aber das ist lange her. Wir wissen nicht, wem gegenüber er loyal ist.«
»Gegenüber den Totenbeschwörern bestimmt nicht, das wissen wir«, meinte Gallow. »Das ist wenigstens etwas.«
»Was glaubst du, China?«, wollte Scorn wissen.
»Ich glaube, an Lord Vile heranzutreten ist eine super Idee«, antwortete China lächelnd. »Ich denke, ihr beide solltet zu ihm gehen und mit ihm reden. Das würde ihm bestimmt gefallen.«
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich schwören, dass du alles daransetzt, damit ich umgebracht werde, bevor ich dir beim Memorienball die Schau stehlen kann.«
»Du gehst hin?«
»Ja, sicher. Und warum auch nicht? Wir feiern schließlich das Ende des Krieges.«
»Allerdings«, bestätigte China. »Aber ich bezweifle, dass viele Vertreter der Verliererseite da sein werden.« Scorn zuckte mit den Schultern. »Gewinnerseite, Verliererseite, das ist doch nur ein gradueller Unterschied. Und dann gibt es natürlich auch noch dich. Du stehst auf gar keiner Seite, oder? Du hast deine Seite im Stich gelassen. Hast ihr den Rücken gekehrt ..."
»Falls du dich jetzt darüber auslassen willst, was für eine Verräterin ich bin, fühle ich mich genötigt, dir mitzuteilen, dass ich das alles schon des Öfteren gehört habe. Und wenn du fertig bist mit mir, wartet eine Bibliothek auf mich.«
»Wenn ich fertig bin mit dir?«, lachte Scorn. »China, mein Schätzchen, ich hab noch nicht mal mit dir angefangen.«
Sie traf Gallow am Abend unter dem Sternenhimmel noch einmal.
»Diese Liste mit den zwölf Leuten«, begann sie, »diese wichtigen und einflussreichen Zauberer, von denen Eliza gesprochen hat. Sie gehen alle zum Memorienball.« Gallow runzelte die Stirn. »Bist du sicher? Das hieße doch, dass sie sich vor aller Augen mit ihnen treffen würde. Das ist doch viel zu gefährlich.«
»Nicht für Eliza. Es ist die perfekte Gelegenheit, um mit ihnen zu reden. Wir brauchen diese Liste, wenn wir dem Ganzen ein Ende bereiten wollen, bevor es richtig anfängt.«
Gallow lächelte. »Du willst sie umbringen, stimmt’s?« China zuckte mit der linken Schulter. »Mord wäre eine Möglichkeit.«
»Die Erste, mit der wir uns befassen müssen, ist Scorn selbst. Sobald wir die Liste haben, brauchen wir sie nicht mehr.«
»Nein«, widersprach China. »Wir machen sie alle gleichzeitig fertig.«
»Das ist vielleicht nicht möglich.«
»Das lass meine Sorge sein. Ihr Tod ist auch das Ende der Kirche, ein für alle Mal.« Sie blickte Gallow an. »Meinst du, du kannst dir die Liste besorgen, ohne dass sie es merkt?«
»Das sollte kein Problem sein. Meinst du, du kannst die Ermordung von Scorn und zwölf weiteren Personen organisieren?«
China lächelte. »Das sollte kein Problem sein.«
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DIE HEIMKEHR
Sie waren etwas unter vierundzwanzig Stunden auf der Straße gewesen, als das Pinguin-Mobil hielt und Clarabelle an die Scheibe klopfte. »Wir sind da«, verkündete sie.
Scapegrace schob den Deckel der Kühltruhe zurück und kletterte heraus. Er beobachtete Clarabelle, wie sie sich streckte, und beneidete sie um das Gähnen, das mit dem Recken einherging. Er war tot. Er wurde nicht mehr müde. Er vermisste das.
Es war wieder ein herrlicher Tag. Murrend zog er eine Jacke an und setzte die Kapuze auf, damit man möglichst wenig von seinem Kopf sah. Clarabelle verließ den Van als Erste und Scapegrace schob Thrasher beiseite, damit er als Zweiter aussteigen konnte. Auf dem Bürgersteig blieb er erst einmal stehen. Alles kam ihm so schrecklich vertraut vor. Er blickte sich um.
»Wir sind in Roarhaven«, stellte er fest.
Clarabelle
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