Skulduggery Pleasent -2- Das Groteskerium kehrt zurück
Tanith Low jetzt bewachte. Sie legte ihr Schwert auf den Boden und zog den Mantel aus. Ihre Tunika war ärmellos, und man sah ihre kräftigen Arme. Sie ließ den Kopf über die Brust rollen, lockerte die Schultern und nickte ihm zu.
„Jetzt ist es so weit“, sagte sie. „Endlich. Komm und versuch's doch, wenn du dich traust.“
Mit einem Schrei stürzte Jack sich auf sie, und sie versetzte ihm einen Tritt. Er holte mit der Hand aus, sie duckte sich weg, und ihre Faust traf ihn am Kinn. Er versuchte, mit einem Salto über sie wegzuspringen, doch die Zimmerdecke war zu niedrig, er knallte mit dem Bauch dagegen, spürte, wie es ihm die Luft abstellte, und krachte auf den Boden. Danach nahm er nur noch jede Menge Fäuste, Ellbogen und Knie wahr und eine Mauer, die ihm immer wieder ins Gesicht sprang.
Jack sackte in sich zusammen. Er atmete schwer und stöhnte vor Schmerzen. Er schaute zur Decke hinauf und konnte, obwohl es dunkel war, die Risse erkennen. Tanith trat in sein Blickfeld und schaute auf ihn herunter.
„Bist du jetzt bereit für deine hübsche, warme Zelle?“
Jack wimmerte.
FEUERBÄLLE IM PARK
Walküre war früh wieder wach. Sie nahm einen Kieselstein von ihrem Nachttisch und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Der Kieselstein lag flach und glatt in ihrer Hand. Sie konzentrierte sich darauf, so wie Skulduggery es ihr gezeigt hatte. Sie konzentrierte sich, bis sie die Luft auf ihrer Haut spürte, und sie konzentrierte sich auf die Tatsache, dass alles miteinander verbunden war. Langsam hob sich der Kieselstein von ihrer Handfläche; die Luft selbst ließ ihn schweben.
Ein Teil von ihr war immer noch ganz fasziniert, wenn sie das sah, doch sie unterdrückte ihre Begeisterung. Wenn sie Magie anwandte, konnte sie es nicht zulassen, dass irgendetwas ihre konzentrierte Ruhe störte.
Und dann diese Stimme. Wie das Sirren des Bohrers beim Zahnarzt wand sie sich die Treppe herauf, und der Kieselstein fiel in ihre Hand zurück. Mit einem ungehaltenen Knurren stand Walküre auf und ging ins Bad; für heute waren ihre Übungen beendet. Sie duschte, zog ihre Schuluniform an und ging hinunter in die Küche.
Da saß ihre Mutter und neben ihr Tante Beryl mit der schrillen Stimme und dem spitzen Gesicht.
„Morgen“, grüßte Walküre und ging sofort zum Schrank.
„Hallo, Liebes“, sagte ihre Mutter.
„Guten Morgen, Stephanie“, sagte Beryl kühl.
„Beryl“, erwiderte Walküre nur.
„Wie läuft es in der Schule?“
Walküre schüttete Müsli in ihre Schüssel und füllte mit Milch auf. Sich hinzusetzen lohnte nicht. „Ganz okay.“
„Lernst du auch so viel? Meine Mädchen lernen den ganzen Tag. Das haben sie von mir, wie ich zugeben muss. Mit einer solchen Arbeitsmoral werden sie es garantiert noch weit bringen.“
Walküre murmelte etwas und schob sich einen Löffel Müsli in den Mund. Sie hatte ihre Zweifel bezüglich so ziemlich allem, was Beryl gerade gesagt hatte. Ihre Tante mochte sie nicht, und Walküre mochte ihre Tante nicht. Ihre Tante mochte sie nicht, weil Walküre das Gut ihres verstorbenen Onkels geerbt hatte, und Walküre mochte ihre Tante und auch ihren Onkel Fergus nicht, weil sie unsympathische Zeitgenossen waren.
Ihr Vater kam in die Küche. Er trug Anzughose und Weste und eine Krawatte um den nackten Hals. Er zwinkerte Walküre zu, dann erst bemerkte er seine Schwägerin.
„Hallo, Beryl.“ Der Schock war ihm deutlich anzusehen.
„Guten Morgen, Desmond.“
„Was machst du denn hier, Beryl? Es ist noch nicht einmal acht Uhr. Du weißt, dass ich dich nicht sehen will, bevor ich nicht wenigstens eine Tasse Kaffee getrunken habe.“
Beryl lachte ihr hässliches, gekünsteltes Lachen. „Oh, Desmond, du bist ein solcher Chaot! Ich bin hier, weil ich etwas mit Melissa zu bereden habe. Es gibt noch eine Menge zu organisieren für morgen Abend.“
„Ach du liebe Zeit, das Familientreffen!“
„Es wird einfach wundervoll.“
„Aber du bist doch auch dabei“, sagte Walküres Vater mit gerunzelter Stirn, und Walküre verschluckte sich fast an ihrem Müsli. Ihre Mutter schaute ihn an.
„Du hast dein Hemd vergessen.“
„Ach ja, deshalb bin ich ja hier. Ich habe kein sauberes mehr.“
„Hinter der Tür.“
Er drehte sich um, sah das frisch gebügelte weiße Hemd auf dem Bügel und rieb sich die Hände. Er nahm das Hemd herunter, zog es an und schob den Kragen unter die Krawatte, als er es zuknöpfte. Er trug nicht gern Krawatten. Er besaß ein
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