Skulduggery Pleasent -2- Das Groteskerium kehrt zurück
auf ihre Uhr. Zu Hause war Abendessenszeit. Gut. Sie hatte Hunger. Sie musste an ihr Spiegelbild denken, an die vielen Male, die es am Tisch gesessen und so getan hatte, als gehörte es zur Familie, als es Walküres Essen gegessen und mit ihrer Stimme gesprochen hatte. Sie überlegte, ob ihre Eltern ihr Spiegelbild wohl bald mehr liebten als sie. Sie überlegte, ob sie wohl je an den Punkt gelangen würde, an dem sie in ihrem eigenen Haus eine Fremde war.
Sie schüttelte den Kopf. Sie mochte es nicht, wenn ihr solche Gedanken kamen. Aber sie kamen regelmäßig, unwillkommene Gäste in ihrem Kopf, und sie verbreiteten entschieden zu viel Unruhe.
Sie konzentrierte sich auf das Positive. Sie lebte ein Leben voller Abenteuer. Sie lebte das Leben, von dem sie immer geträumt hatte. Da war es doch nur verständlich, wenn sie hin und wieder den Luxus der einfachen kleinen Dinge vermisste, für die sie jetzt keine Zeit mehr hatte.
Stirnrunzelnd wandte sie sich an Skulduggery. „Es ist wahrscheinlich ein schlechtes Zeichen, wenn man anfängt, seine Eltern als leicht störenden Luxus zu sehen, oder?“
„Man sollte es meinen.“ Er sah zu ihr hoch. „Würdest du gern zu dem Familientreffen gehen?“
„Was? Nein, auf keinen Fall!“
„Hast du darüber nachgedacht?“
„Dazu hatte ich gar keine Zeit, wo doch die Welt in Gefahr ist und das alles.“
„Verständlich. Aber solche Dinge sind trotzdem wichtig. Du solltest die Gelegenheit ergreifen und versuchen, wieder Anschluss an die Leute zu finden, die dir am meisten bedeuten.“
Fast hätte sie gelacht. „Reden wir hier über dieselbe Familie?“
„Familie ist wichtig“, beharrte Skulduggery.
„Sag mir, und sei bitte ehrlich: Hast du je eine Tante von Beryls Kaliber gehabt?“
„Das nicht gerade. Aber ich hatte einen Cousin, der war Kannibale.“
„Wirklich?“
„Aber ja. Und als sie ihn schnappten, aß er sich auf, um die Beweise zu vernichten.“
„Sich selbst aufessen, das geht doch gar nicht.“
„Er hat sich natürlich auch nicht ganz aufgegessen. Den Mund hat er übrig gelassen.“
„Meine Güte! Verschone mich! Du bist wirklich - Auto.“
„Ich bin Auto?“
„Nein“, flüsterte sie und ließ die Flamme in ihrer Hand verlöschen, „ich höre ein Auto kommen.“
Er löschte seine Flamme, fasste nach ihrer Hand, und sie sprinteten zur Treppe, duckten sich, als Scheinwerfer vorbeistrichen, und liefen danach weiter. Es gab auch eine Treppe, die hinaufführte, durch das eingefallene Dach bis ganz hinauf zum obersten Teil der Ruine. Die Steinstufen waren mit Moos überwachsen und glitschig, doch das schien Skulduggery nichts auszumachen.
Sie kamen oben an, als die Sonne vollends mit dem Horizont verschmolz. In zunehmender Dunkelheit drückten sie sich an das, was von den Stützpfeilern der Burg noch übrig war, und schauten hinunter.
Der schwarze Jeep parkte direkt unter ihnen. Ein weißer Lieferwagen näherte sich und hielt. Sieben Leute mit blutbefleckten Kleidern stiegen aus. Infizierte.
Baron Vengeous und Dusk stiegen aus dem Jeep. Vengeous hatte immer noch den Dolch im Gürtel stecken, und selbst wenn er Lord Viles Rüstung inzwischen gefunden hatte, er trug sie nicht.
Dusk sagte etwas zu Vengeous, dann erteilte er den Infizierten Befehle. Die holten daraufhin eine lange Holzkiste aus dem weißen Lieferwagen und gingen hinter Vengeous in die Burgruine hinein. Dusk blieb als Einziger draußen.
Walküre verließ ihren Beobachtungsposten und schaute die einsturzgefährdete Treppe hinunter in die Burg. Vengeous näherte sich der einzigen Wand, die noch intakt war. Sie hörte ihn reden, verstand aber nicht, was er sagte. Von der Wand löste sich Staub, und sie begann zu wackeln. Der oberste Stein löste sich und fiel hinunter. Innerhalb weniger Augenblicke brach die Mauer zusammen, die Steine polterten übereinander und rollten in die Dunkelheit, und dahinter kam ein kleiner Raum zum Vorschein.
Walküre war zu weit oben, um in den Raum hineinsehen zu können, doch sie wusste, was er enthielt. Vengeous schickte die Infizierten hinein.
Sie schaute über die Pfeilerreste hinunter zu Dusk, der am Jeep lehnte und Wache hielt, dann wandte sie sich an Skulduggery.
„Sanguin ist nicht dabei“, wisperte sie.
„Nein, noch nicht.“
„Bitte, bitte sag mir, dass es Zeit ist, Verstärkung anzufordern.“
„Es ist Zeit, Verstärkung anzufordern.“
„Oh, gut.“
Sie kramte ihr Handy aus der Tasche, wählte und wartete. Als der
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