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Skulduggery Pleasent -2- Das Groteskerium kehrt zurück

Skulduggery Pleasent -2- Das Groteskerium kehrt zurück

Titel: Skulduggery Pleasent -2- Das Groteskerium kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Landy
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saß in der Hotellobby und las Zeitung. Das Kostüm war in einem dunklen Marineblau gehalten, und der Rock reichte bis knapp über die Knie. Unter der Jacke trug sie eine cremeweiße Bluse. Die Schuhe hatten dieselbe Farbe wie das Kostüm. Der Nagellack hatte dieselbe Farbe wie der Lippenstift. Sie war eine sehr elegante, sehr sorgfältig zurechtgemachte Dame.
    Ihr Handy, unwahrscheinlich schmal und unwahrscheinlich dünn, klingelte ein Mal und erinnerte sie an die Zeit. Sie faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf den Sessel, als sie aufstand.
    Zwei Männer, ein alter und ein junger, betraten die Hotellobby. Die Frau wusste Pünktlichkeit zu schätzen.
    Vor dem Fahrstuhl trat sie zu ihnen. Die Männer redeten nicht miteinander. Während sie auf den Fahrstuhl warteten, stellte sich ein ausländisches Pärchen zu ihnen, das vielleicht Urlaub in Japan machte. Der Frau war es egal. Sie wich deshalb keinen Millimeter von ihrem Plan ab.
    Der Fahrstuhl kam, die Türen glitten auf, und sie stiegen alle ein. Das Pärchen drückte den Knopf für den achten Stock. Der alte Herr drückte den Knopf für das Penthouse. Die Frau drückte auf keinen Knopf.
    Die Türen schlossen sich, der Aufzug setzte sich in Bewegung, und die Fingernägel der Frau wurden lang und ihre Zähne scharf. Sie tötete alle und bestrich die Fahrstuhlwände mit ihrem Blut.
     
    London, 9:56 Uhr
    Springer-Jack schaute hinunter auf den Mann, den er töten wollte, und zum ersten Mal in seinem Leben fragte er sich: warum?
    Nicht, dass ihn seine eigenen Sünden plötzlich eingeholt hätten, sein schlechtes Gewissen sich meldete oder er sonst irgendwelche Nullachtfünfzehn-Gefühle gehabt hätte. Es war auch keine Erscheinung. Es war lediglich eine Stimme, weiter nichts, lediglich eine Stimme in seinem Hinterkopf, die ihn aufforderte, etwas zu fragen. Nur: Was sollte er fragen? Noch nie zuvor hatte er das Bedürfnis verspürt, eines seiner Opfer irgendetwas zu fragen. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte. Sollte er sich einfach irgendein Gesprächsthema aus den Fingern saugen?
    „Hallo“, sagte er so freundlich, wie es ihm möglich war.
    Der Mann war ein Zauberer, aber kein besonders guter Kämpfer. Er lag zusammengekrümmt in der Gasse, und in seinen Augen stand Angst.
    Jack war nicht wohl. Das war eine ganz neue Situation für ihn, und er mochte neue Situationen nicht. Er brachte gern Leute um. Verhöhnte sie auch gern, klar. Machte vielleicht mal eine witzige Bemerkung. Aber ... er redete normalerweise nicht mit ihnen. Fragte sie nichts.
    Billy-Ray war schuld. Sanguin hatte Jack aus seiner Zelle geholt, war mit ihm durch die Wand gegangen, unter der Erde durch und hinaus an die frische Luft. Er hatte ein bisschen erzählt, ein Krankenhaus in Irland erwähnt, das Clearwater hieß oder so ähnlich, und dann hatte er ein Gesicht gemacht, als hätte er womöglich zu viel verraten, und hatte den Mund danach nicht mehr aufgebracht.
    Jack war das damals egal gewesen. Er war endlich befreit worden, und alles, was er dafür tun musste, war, jemanden umbringen. Doch der Gedanke ließ ihn nicht los: warum? Warum wollte Sanguin, dass der Typ starb?
    Jack bemühte sich um einen authentischen Plauderton. „Nur mal angenommen, jemand wollte deinen Tod, was wären seine Gründe? Was glaubst du?“
    „Bitte bring mich nicht um“, flüsterte der Mann.
    „Ich bring dich nicht um“, log Jack und lachte beruhigend. „Warum sollte ich dich denn umbringen?“
    „Du hast mich überfallen“, erwiderte der Mann, „und mich in diese Gasse geschleift. Und du hast gesagt, dass du mich umbringst.“ Jack fluchte leise. Der Typ hatte ein gutes Gedächtnis.
    „Vergiss es. Jemand will, dass du stirbst, und ich frage mich, warum. Wer bist du?“
    „Ich heiße -“
    „Ich weiß, wie du heißt, Blödmann. Was machst du? Warum bist du so wichtig?“
    „Ich bin gar nicht wichtig, überhaupt nicht. Ich arbeite für den Ältestenrat hier in London. Ich bin lediglich - ich helfe beim Koordinieren.“
    „Und was? Was koordinierst du zum Beispiel im Moment?“
    „Wir ... wir schicken Hilfskräfte nach Irland. Baron Vengeous ist entkommen und -“
    „Verdammt!“
    Der Mann schrie auf und wich zurück, doch Jack war zu sehr mit seiner Wut beschäftigt, um ihn erneut anzugreifen. Dann arbeitete Sanguin also wieder mit diesem Vollidioten Vengeous zusammen und führte wie früher auch seine Befehle aus. Nur dass er dieses Mal versucht hatte, Jack einen Teil der schmutzigen Arbeit

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