Skulduggery Pleasent -3- Die Diablerie bittet zum Sterben
Mauer. Die Reibung zog ihr die Haut von den Fingerspitzen. Mit der anderen Hand bekam sie einen Fenstersims zu fassen und ihr Körper schwang nach innen und krachte gegen die Wand. Sie fiel wieder und versuchte, mit den Füßen an die Mauer zu kommen, um ihre Mauerläuferkräfte zu nutzen und ihren Schwerpunkt zu verlagern, doch ihr eigener Schwung arbeitete gegen sie und sie stürzte weiter ab.
Tanith streckte beide Arme aus, packte einen Fenstersims und ihre Knie schlugen gegen die Mauer. Sie schrie, als das Messer in ihrer Hand sich ein Stück drehte, aber sie ließ nicht los.
Sämtliche Muskeln angespannt, den ganzen Körper schweißbedeckt, zog sie sich hoch und durchs Fenster in eine leere Wohnung. Sie hatte ihren Auftrag nicht erfüllt. Sie hatte ihr Schwert verloren und ihre Hand blutete stark, doch sie hatte keine Zeit, sich zu bemitleiden. Man würde sie verfolgen.
Das Gesicht vor Wut feuerrot, lief Tanith los.
FINBARS KLEINER AUSFLUG
Es regnete wieder, als sie nach Temple Bar kamen, und dunkel war es auch schon. Die Leute eilten mit hochgeschlagenem Mantelkragen durch die schmalen Gassen in der Fußgängerzone. Walküre wurde von der Speichenspitze eines widerspenstigen Regenschirms fast ein Auge ausgestochen und sie schaute der Trägerin, die bereits weiterlief, wütend nach.
„Skulman!“, rief Finbar Wrong, als er ihnen die Tür öffnete. Auf seinem mit Piercings geschmücktem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Er trug ein T-Shirt der Punkband Stiff Little Fingers, das die Tattoos auf seinen mageren Armen zur Geltung brachte. „Walküre!“, rief er genauso erfreut, als er sie sah. „Kommt rein, ihr zwei!“
Sie betraten sein Tattoo-Studio, dessen Wände zugekleistert waren mit Mustern, Zeichnungen, Bildern und Fotografien. Aus dem ersten Stock war das Sirren der Nadel zu hören und irgendwo spielte Musik.
„Wie geht's?“, fragte Finbar und nickte, als hätten sie bereits geantwortet.
„Wir sind mitten in einem Fall“, antwortete Skulduggery, „und hoffen, dass du uns weiterhelfen kannst.“
„Das ist der Wahnsinn, Mann, yeah. He. Skulman, hast du's schon gehört? Sharon ist schwanger! Ich werd Vater!“
„Das ist ... das ist super, Finbar.“
„Ja, nicht wahr? Ich weiß, dass es ... also, dass es eine Menge Verantwortung und all das bedeutet, und ich weiß, dass ich bis jetzt, na ja, nicht gerade viel Verantwortungsbewusstsein an den Tag gelegt hab. Ich weiß, was du jetzt denkst - du denkst, das ist ganz schön untertrieben, stimmt's?“
Finbar lachte und Skulduggery schüttelte den Kopf.
„Nicht ganz.“
„Du kennst mich zu gut, Mann! Weißt du noch, wie ich früher war? Erinnerst du dich noch an das ganze verrückte Zeug, das ich gemacht hab?“
„Nein.“
„Das waren noch Zeiten, Mann! Aber, hey, ich bin ruhiger geworden. Sharon war, also, sie war mein sicherer Anker, ja? Ich hab mich gebessert, das kann ich dir sagen. Ich bin bereit für ein Kind. Ich bin bereit für diese Art von Verantwortung.“
„Das höre ich gerne“, erwiderte Skulduggery.
„Hey, also, ich hab mir überlegt ... Würdest du uns die Ehre erweisen und Pate unseres Kindes werden, Skulman?“
„Nein“, sagte Skulduggery wie aus der Pistole geschossen.
Finbar zuckte die Schultern. „Alles klar, alles klar. Könnte allerdings sein, dass Sharon enttäuscht ist.“
„Sharon kennt mich nicht.“
„Und deshalb wird sie es hoffentlich nicht ganz so schwer nehmen, aber ... Tut mir leid. Mann, ich sollte dir bei irgendwas helfen?“
Skulduggery erklärte ihm, dass er sich in Trance versetzen und das Verbindungstor finden müsste, und Finbar stand da und nickte mit halb geschlossenen Augen. Walküre glaubte schon, dass er bereits in Trance sei, doch als
Skulduggery fertig war mit seinen Erklärungen, nickte er wieder.
„Kein Problem, el Skulduggo“, verkündete er. „Aber ich brauche absolute Ruhe. Was wir Sensitiven tun, ist mit keiner anderen Form der Magie zu vergleichen. Ich brauche totale, hundertprozentige Ruhe, du verstehst? Die meisten Sensitiven sind Einsiedler, leben in Höhlen und Klöstern irgendwo in den Bergen oder so ...“ Er schaute sich um und sein Blick blieb an der kleinen Küche hinter dem Laden hängen. „Ich werd's da drin machen.“
Sie folgten ihm. Er knipste das Licht an und Walküre schloss die Tür hinter ihnen, während Skulduggery die schäbigen Vorhänge vors Fenster zog. Finbar holte eine Landkarte aus dem Schrank und legte sie auf den Tisch.
Er
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