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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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Abdul Bari « betreten hatte. Das hier war eine Botschaft an ihn gewesen, an ihn alleine, dieser Moment hatte ihm gehört, wie nichts zuvor in seinem Leben. Mit niemandem hätte er diese Sekunden teilen mögen. Die Platte, die vor ihm auf dem Boden lag, fügte sich nahtlos in die Wand ein, als er sie an ihren Platz drückte , so als sei sie niemals fort gewesen . D ie Infrastruk tur funktionierte also offenkundig wieder. Niemand em würde etwas auffallen, keiner würde beme rken, was soeben geschehen war.
    Unschlüssig stand Karim im Schauer der sanften Musik, wusste nich t, wohin er sich wenden sollte. Sollte er nach Hause zu Soli, der sicherlich völlig aufgelöst auf ihn warten würde, aufgeregt wegen des großen Tages morgen? Sollte er zurückkehren zu BEY, ihn fragen, was es mit diesem Tuch auf sich hatte und seine eigenen Nerven beruhigen ? Die Antwort lag auf der Hand.
    Seine Schritte führten ihn hinaus in den beginnenden Abend, hinaus zu Soli, zum künftigen Vater seines Sohnes.
     
    Die Lichtwand des Aufzugs öffnete sich lautlos und K arim betrat das Wohnzimmer. Soli stand, nur in einen Kimono gehüllt vor der Bildprojektion und wiegte seine Hüften zu der Melodie eines Kinder liedes. Als er Karim bemerkte, drehte er sich zu ihm um, eilte auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch. Sein Gesicht glühte.
    Soli Umarmung ließ einen Hauch der Geborgenheit zurückkehren, die er eben noch gespürt hatte, abe r umso deutlicher wurde ihm bewu ss t , dass es da ein Mehr gab, dass etwas fehlte, das sich in seinen Träumen so vollkommen angefühlt hatte.
    Sich aus der Umarmung lösend, schob er Soli ein wenig von sich weg.
    » Hab ich was verpasst? Wie siehst d u denn aus? Du hast ja kaum etwas an.«
    »Ich bin ja so aufgeregt! Komm, d u musst mir helfen « , sprudelte es aus seinem Gefährten heraus, der seine Hand packte und ihn ins Ankleidezimmer zog. Dort herrschte Chaos, alle Schränke waren aufgerissen , und Stapel von Anzügen, Kaftanen und Hemden türmten sich auf allen Ablagen.
    » Was ist das denn für ein Chaos hier?«
    Zur An twort verdrehte Soli die Augen. » Hör mal, morgen ist doch unser großer Tag, unser großer Tag! « Er breitete seine Arme aus. » Morgen empfangen wir das Geschenk des Lebens. Ich kann unmöglich in einem meiner normalen Anzüge dorthin gehen. Nicht in einem Alltagsanzug, das verstehst du doch , oder? «
    Karim seufzte. So war Soli. Immer sah er nur das, was vor ihm lag, keine Hintergedanken, keine Gefühlsabgründe, keine überflüssigen Fragen. Bei Soli kam das Bunte vor dem Grau, er hatte einen ausgeprägten Sinn für Stil, das machte ihn zu dem erfolgreichen Möbelhändler, der er war. Gemeinsam mit den Brüdern Machid und Mus betrieb er ein gut gehendes Ausstattungsunternehmen im algerischen Viertel. Die Welt von Soli bestand aus der Schönheit von Arabesken, exquisiten Materialien und dem gekonnten Zusammenspiel von Farben. Die gemeinsame Wohnung zeigte, dass er sein Geschäft verstand, unaufdringlich mischte sich hier Farbe und Textur, bot dem Auge Ruhe und Entspannung. Das allgegenwärtige Grün fand man nur sparsam eingesetzt, gerade ausreichend, um daran zu erinnern, welcher Geist diese Wohnung beherrschte. Die wenigen Symbole des Islam verbanden sich mit den klaren Linien der in Grautönen gehaltenen Einrichtung. Dass er nun vor ihm stand und Probleme mit seiner Kleidung hatte, ließ ahnen, wie aufgeregt er tatsächlich war. Karim legte lachend eine Hand auf seine Schulter.
    » Du bist süß wie Halva. Sei doch nicht so aufgeregt, was soll denn unser kleiner Schatz von einem Abu halten, der völlig aus dem Häuschen ist? Du musst dem Kleinen ein Vorbild sein, mein Lieber, nicht ihn völlig durcheinanderbringen. «
    Soli zog einen Schmollmund. » Was kann ich dafür, dass es dir egal ist, was morgen passiert? Alle werden da sein, verstehst du? Alle. Deine Väter, mein Vater, sogar Machid wird da sein , und ich wette, aus deinem Büro wird auch jemand kommen. Kannst du nicht verstehen, dass ich so elegant wie möglich aussehen will? Schließlich fällt es auch auf dich zurück, wenn ich wie ein Stück Lumpen herumlaufe.« Provokant grinste er Karim an.
    Der unverhohlene Vorwurf hinter Solis Worten versetzte ihm einen Stich, aber er hatte r echt, das wusste Karim. Nicht eine Sekunde lang war er so voller Vorfreude gewesen wie sein Partner. Seine Gedanken kreisten immer nur um das Verlorene, das Fehlende und um die Antworten, die er nicht bekam, weil er die Fragen nicht kannte,

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