SLAM (German Edition)
persönlich treffen. Vor der Flügeltür blieb Karim stehen und atmete tief durch. Noch könnte er umkehren, redete er sich ein, wohl wissend, dass seine Anwesenheit längst registriert worden war. Mit einem Ruck öffnete er die hohen Türen und betrat das Herz des Wissens.
»Karim, mein lieber Junge, ich muss mich wundern. W as machst du so spät am Abend hier? «, wollte BEY wissen. Er stand im bläulichen Licht in der Mitte des Raumes und hatte ihm den Rücken zu gekehrt .
» Ich habe«, begann Karim, »ich muss … ich habe hier etwas, dabei brauche ich unbedingt deine Hilfe « , brach es schließlich aus ihm heraus. In der ausgestreckten Hand hielt er das Haram vor sich. BEY drehte sich um, kam aufmerksam näher und blickte ihn fragend an.
» Was ka nn ich für dich tun, du scheinst sehr erregt zu sein?« Er warf mit mäßigem Interesse einen Blick auf das Stück Stoff und wandte sich dann Karim zu. » Du solltest längst zu Hause se in, Soli wird sich ärgern . Ihr habt morgen einen großen Tag vor euch , ja, einen wahrhaft großen Tag .« Karim glaubte , einen leichten Vorwurf in BEYs Stimme zu hören.
» Es ist wichtig, BEY, wirklich wichtig « , sagte er verzweifelt und hielt ihm erneut das Tuch hin. » Ich habe das hier gefunden und ich weiß nicht, was es ist, außer, dass es wichtig ist. Es riecht merkwürdig, es sieht merkwürdig aus , und das Material, nun ja, schau es dir bitte an und sag mir alles, was du über so ein Ding weißt. « Bei den letzten Worte n hatte sich seine Stimme fast überschlagen.
BEY betrachtete ihn mitleidig . » Ich mache mir ein wenig Sorgen um dich , Karim. Du bist sehr aufgeregt. K ann es die Freude auf das Baby sein? Was du da in Händen hältst, ist ein Taschentuch, nichts weiter. «
Karim starrte auf das Stofftuch, dann schüttelte er den Kopf. » Das ist nicht wahr, BEY, sieh genauer hin, das hier ist nie und nimmer ein Taschentuch, und der Geruch . .. «
» Schschscht . .. «, unterbrach ihn BEY. » Natürlich ist es ein Taschentuch, du kennst es nur nicht, weil es ein altes Taschentuch ist. Früher wurden diese Tücher aus Stoff hergestellt, furchtbar unhygienisch, wenn du mich fragst. «
» Heißt das, dieses Tuch ist alt? «
BEY warf einen fast gelangweilten Blick auf Karims verkrampfte Hand. » Ja, ich nehme es an. Gut, hin und wieder gibt es Männer, die ein sol ches Tuch als Accessoire tragen. H ie r …«, er zeigte auf die Reverstasche d es Anzuges, den er jetzt trug, »… hier gehört es hin, wenn man solche unnützen Spielereien mag. «
Karim ließ die Hand sinken. Sollte das alles gewesen sein?
» Ist dieses Tuch n un alt oder nicht?«, drängte er.
Widerwillig schien sich BEY d as Tuch nun genauer anzusehen. » Ja, ich denke, schon. Ich s chätze, es dürfte so um die vier hundert Jahre alt sein. M öchtest du es genauer wissen?« Alle Freundlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. » Warum kommst du eigentlich hierher? Diese Frage hättest du mir genauso gut auch in deinem Büro stellen können. «
» BEY …«, Karim atmete tief ein und hoffte, seine Stimme würde nic ht so zittern wie seine Nerven . » Ich möchte eine komplette Recherche über diese Art von Tüchern, ihre Verwendung, zeitliche Parameter unbegrenzt. « Er atmete aus. » Bitte. «
BEY wandte sich e rneut dem Tuch zu und seufzte. » Das kann aber dauern, es gibt eine Menge Daten über diese Dinger « , mein te er. Als Karim nicht reagierte, zuckte er mit den Schultern. » Also gut .« A ugenblicklich erschien ein kleiner heller Pu nkt in der Mitte des Raumes, der rasch größer wurde und sich schließlich zu einer halb transparenten Tafel aufblähte . In rascher Reihenfolge erschienen darauf endlose Abhandlungen über die Geschichte und Verwendung von Taschentüchern, so schnell, dass Karim keinen vollständigen Satz lesen konnte.
»Nicht so eilig , ich kann ja gar nichts erkennen«, beschwerte er sich.
BEY ließ sich nicht beeindrucken. » Das hier ist noch alles uninteressant. Ich suche etwas a nderes. Ich denke, dass du mit Bildern ohnehin mehr anfangen kannst.«
Geduldig folgte Karim der Flut klein beschriebener Dokumente und nichtssagender Bilder, die sich vor ihm öffneten und gleich wieder schlossen. Seine Augen wurden müde , und er merkte, dass die Aufregung der letzte n Stunden ihren Tribut forderte.
Plötzlich fuhr er wie elektrisiert hoch . » Stopp! «, rief er. » Zurück, zurück, was war das eben gerade? «
BEY drehte sich mit
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