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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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eigentlich gar nicht bedurfte?
    Gedanken, die er sich nur hier, n ur alleine und draußen erlaubte. N irgendwo sonst war er wirklich mit sich allein , immer kam es ihm vor , als würden in einem geschlossenen Raum seine Gedanken lauter, seine Geheimnisse enthüllt , und m an könne ihm beim Denken belauschen . Das war nicht verwunderlich, war BEYs Anwesenheit und die Zusammenarbeit mit ihm zuweilen intimer als sein Leben mit Soli. BEY konnte in seinem Gesicht lesen wie in einem Buch, manche Gedanken brauchte er noch nicht einmal auszusprechen. Und nun war er auf dem Weg dorthin, zu seinem Freund, zu seinem Arbeitgeber, zu seinem Mentor , um ihm Fragen von der Sorte zu stellen, die das Band der Freundschaft zerreißen konnten, genauso wie sie ihn innerlich zerrissen.
    Vor dem Gebäude des Zentralarchivs hielt er kurz inne und dachte nach. War es das Risiko wert? Musste er jetzt dort hineingehen und das Unerhörte versuchen? Seine Hand fuhr in die Hosentasche und ertastete den kleinen Fetzen Stoff. Im Licht der vorbeifahrenden Fahrzeuge verschwamm die Stickerei an seinem Rand zu einem undeutlichen Streifen. Fast gegen seinen Willen hob er das Tuch an die Nase , und da war er wieder, dieser Geruch, der in allen Farben schillerte, heller als tausend Sonnen, unbekannt und vertraut, verlockend und verängstigen d, verführerisch und bedrohlich   … h aram.
    Niemand war im Foyer des riesigen Gebäudes zu sehen, die Stille des dunklen Kubus schien greifbar, nur ein leichtes Summen ging von den Lichtsäulen aus, die sich vom Boden bis zur unendlich hohen Decke erstreckten.
    Das Zentralarchiv war eines v on drei Zentren der Welt, in dem die gesamten Daten des islamischen Reichs verarbeitet, gesammelt und archiviert wurden. Das Zentrum in Lumkarta, im ehemaligen Malaysia, war nach den verheerenden Vulkanausbrüchen vor zweihundert Jahren in die Metropole Colombo verlegt worden, die mittlerweile die gesamte, dem indischen Subkontinent vorgelagerte Insel einnahm. Von den zwei Milliarden Menschen, die es auf der Welt gab, lebten hier alleine zweihundert Millionen, ein Schmelztiegel asiatischer Kulturen, alle vereint im Namen des Allerhöchsten, geleitet und beschützt von BEY. Das zweite große Zentrum befand sich in Neu-Medina auf dem am erikanischen Kontinent und das d ritte und wichtigste, das Karim ger ade betreten hatte, war auf heiligem Boden errichtet , im Ursprungsland des Propheten Mohammed. Die Architektur aller Zentren erinnerte an das bedeutendste Gebäude des Islam, die Kaaba in Mekka, die trotz schlimmer Beschädigungen durch die Bruderkriege nach wie vor zu den wichtigsten Stätten gehörte und ehrfurchtsvoll konserviert wurde.
    Der dunkle Granit des endlos hohen Atriums symbolisierte das Material, aus dem der heilige Stein geschaffen war und die beeindruckende Höhe von mehr als zweihundert Metern vermittelte dem Besucher das Gefühl, winzig zu sein im Angesicht des Allmächtigen. Während in Gebets- und Erweckungszentren eher eine freundliche, anheimelnde Atmosphäre herrschte, in der sich die Gläubigen entspannen und für transzendente Erlebnisse öffnen konnten , spürte man, dass von den Zentralen aus das Reich geleitet und organisiert wurde. Jeden Morgen, wenn Karim das Gebäude betrat, überkam ihn eine Mischung aus Ehrfurcht und Stolz, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein, die sich um das Wohl der Gläubigen kümmerte . Und doch waren Karim und H underte anderer Kollegen, die ihren Dienst im Zentralarchiv versahen, nur hilflose Menschen angesichts einer Technologie, die ihnen so unendlich überlegen war, dass sie ihrer Hilfe eigentlich gar nicht bedurfte.
    Wie immer flüsterte Karim beim Weg die Treppen hi nauf ein Gebet zum Allmächtigen. Das gehörte normalerweise ebenso zu seinem Morgenritual wie die Tatsache, dass er sich weigerte, den Aufzug zu benutzen, um seinem Bewegungsdrang freien Lauf zu lassen, bevor er für Stunden in seinem Büro eingesperrt war.
    Heute Abend aber wü rde er nicht dort hingehen. E r lenkte seine Schritte ohne U mwege vorbei an den vielen B oxen und schritt unter dem nun vollständig dunklen Bürofirmament hin zur großen Flügeltür am Ende des riesigen Saales. Dort hinein durften nur w enige , und dann auch nur auf Aufforderung bei besonderen Projekten und Recherchen. Die meisten von Karims Kollegen waren nicht befugt , selbst zu entscheiden, ob sie die Hilfe des Herz des Wissens in Anspruch nehmen sollten. Mitarbeiter wie er konnten, mussten un d durften diese Entscheidung

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