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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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sich zu lassen. L ediglich einen der kleinen Kämme steckte er zu der Puppe in den Stoffbeutel an seiner Hose. Vorbei an weiteren Bergen voller Schätze machte er sich auf den Weg, weiter in dieses Lager vergessener Seelen. Er wollte mehr sehen, neue Schatzkammern öffnen, sich ein Bild machen von der Unzahl an Material, das hier lagerte. Er streifte an mannshohen Gemälden vorbei , die an Kisten lehnten. Der lange Marsch l ieß seinen Atem schneller gehen. S ein Körper sehnte sich nach Flüssigkeit . Immer wieder musste er für einen Moment stehen bleiben , die Arme auf seinen Knien abstützen und vornüb ergebeugt nach Luft schnappen. Und i mmer wieder zwang er sich, weiterzugehen, noch eine Kurve zu nehmen , noch einen Hügel zu erklimmen, noch mehr zu sehen, noch mehr zu finden und zu begreifen, wer diese Wesen waren, deren Hinterlassenschaften hier in so unglaublicher Anzahl sorg sam aufbewahrt und gesichert wurde n.
    Kurz blieb er vor ein em weiteren Gemälde stehen, das mehrere der Wesen mit Wölbungen zeigte, umringt von einer Schar Kinder, die unterschiedlicher nicht hätten sein konnten. Einige von ihnen hatten Ähnlichkeit mit se iner Puppe.
    Noch in der Betrachtung dieses kleinen Fleckens Beschaulichkeit und Frieden gefangen , bemerkte Karim, dass nicht weit voraus ein Gebäude mitten in der Landschaft stand. Die raue Holzfassade ließ es beinahe mit den Stapeln in seiner Umgebung verschmelzen. Es wirkte irgendwie fehl an diesem Platz toter Erinnerungen, zu lebendig, aber aus den großen Fenstern in seinem Erdgeschoss fiel goldenes Licht . Verwundert hielt Karim darauf zu , und ein Hoffnungsfunken glomm in seinem Inneren auf. Vielleicht gab es hier unten ja doch jemanden, der ihm helfen konnte, mehr über diese Landschaft zu erfahren . Und wenn es ein Mensch wäre, hätte der bestimmt auch etwas zu trinken. Se i n Durst erschien ihm plötzlich so unerträglich wie nie zuvor.
    Er hastete auf das Gebäude zu. Es ging ihm offenbar schlechter, als ihm klar gewesen war, denn je mehr er sich dem kle inen, warm leuchtenden Haus näherte, de s to deutlicher nahm er ein en unwiderstehlichen Geruch wahr . Er halluzinierte den Duft frischen Gebäcks, sah im Geiste Berge von süßen Leckereien, Torten mit Zimt und Kardamom, wie es sie nur bei Beschneidungsfesten zu kosten gab , und vor allem sei n Lieblingsgebäck, Kaab dial Ghzal , Gazellenhörnchen , die es im Ramadan nach Einbruch der Dunkelheit in Massen gab, auf Tellern zu hohen Türmen aufgeschichtet.
    Er glaubte, noch immer zu halluzinieren, als er hinter den b odentiefen Scheiben des kleinen Holzhauses genau das zu sehen bekam. Sein Magen rebellierte, knurrte. Er wäre am liebsten durch die Scheibe gesprungen, hinein in diesen Zuckerberg, den sein ausgedörrter Geist ihm hier bescherte. Karim war ein Kind der Stadt, aber er war auch ein Sohn Arabiens, also wusste er um die trügerische Gefahr einer Fata Morgana, und offenbar erlebte er in diesem Moment eine solche. Vorsichtig berührte er die Scheibe, die ihn von den Köstlichkeiten trennte. Sie existierte wirklich , er fühlte das kühle Glatt des Glases , und seine Aug enbrauen hoben sich verwundert.
    Eine Türglocke sandte ihr helles Klingeln über das trostlose Gelände hinter ihm und lockte ihn hinein in die Melange aus goldener Wärme und de m Duft von puderzucke rbestäubten Leckereien. Er leckte sich unw illkürlich über die trockenen Lippen, als er die Türe hinter sich schloss. Im Raum vor ihm standen überall Tische und Stühle verteilt . Das Interieur ähnelte dem eines Cafés im algerischen Viertel, in das er hin und wieder mit Soli ging. Die Tische waren eingedeckt mit weißen Deckchen und in ihrer Mitte zitterten kleine Blumengebinde im Windzug der sich schlie ßenden Tür. Sprachlos blickte Karim auf das goldene Wunder inmitten all des Verfalls und konnte seinen Blick nicht von der üppigen Kuchentheke wenden. Ganz leise im Hintergrund erklang wieder dieses Lied: »…   Quand il me prend dans ses bras   / Il me parle tout bas   / je vois la vie en rose   … «
    E ine Bewegung, nur aus dem Augenwinkel gesehen, ließ ihn herumfahren. Die Person saß ganz in der Ecke und hatte ihm den Rücken zugewandt. Ihre langen, blonden Haare fielen wie ein goldener Wasserfall über die Rückenlehne des Stuhls. D er schlanke Hals war nur zu erahnen. Sie trug ein grünes Gewand, das bis zum Boden reichte und so geschnitten war, dass es die sanften Rundungen ihres Körpers betonte. Feingliedrige Arme

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