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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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steckten in üppig besticktem Stoff, der sich in vielen Bahnen übereinander an ihren Körper schmiegte. Die weiße, fast transparente Haut ihrer Arme war von winzigen Härchen überzogen, die im Gegenlicht golden schimmerten. Der göttliche Arm hob sich mit träger Gelassenheit und zwischen seinen Fingern hing sc hlaff ein kleines, weißes Tuch.
    Karim stockte der Atem. Hitzewellen durchströmten seinen Körper , als er sah, dass das Tuch nun langsam, wie in Zeitlupe, zu Boden fiel, ohne dass das faszinierende Wesen sich anschickte, es aufzuheben oder sich umzudrehen. Langsam einen Fuß vo r den anderen setzend, bewegte sich Karim auf die Pracht der goldenen Haare zu, den Blick starr auf das zu Boden gefallene Taschentuch gerichtet   … da wurde sein Weg jäh von einer Berührung unterbrochen. Ein Körper schob sich zw ischen ihn und das Tuch und ließ ihn rückwärts stolpern.
    Vor ihm stand BEY!
    Für einen Moment hatte Karim das Gefühl, dass sein Gehirn von einer Lähmung heimgesucht wurde. D as , was er sah, war unmöglich! BEY hatte sich wenige Stunden zuvor vor seinen Augen getötet , und er, Karim, hatte um i hn getrauert. Und jetz t war er wieder da , lebendig und   … naja, vielleicht nicht ganz so lebendig. Mit offenem Mund starrte er seinen Mentor an, in dessen Schläfe das Einschussloch klaffte. F eine Blutsfäden rannen daraus hervor und strömten die rechte Gesichtshälfte herunter . Wortlos hielt BEY ihm ein Tablett hin, auf dem eine duftende Tasse Kaffee, eine s der verführerischen Gazellenhörnchen und ein Blatt mit Schriftzeichen lagen. Verständnislos blick te Karim seinen alten Freund an. S ein Mund war zu trocken, um eine Frage zu stellen, und sein Verstand hatte noch nicht eingesehen, dass es tatsächlich BEY war, der vor ihm stand. Mechanisch griff er nach dem Blatt mit den Schriftzeichen und las:
     
    Kaab Dial Ghzal
     
    Zutaten Teig:
    150 g Mehl
    1 Eiweiß
    etwas Butter
    etwas Orangenblütenwasser
     
    Zutaten Füllung:
    500 g gemahlene Mandeln
    250 g Zucker
    abgeriebene Zitronenschale oder 1 Päckchen Zitronenzucker
    1 EL Butter
    50 ml Orangenblütenwasser
    1 Eigelb
    Prise Gummi arabicum

10
     
    W ie versteinert starrte Karim die Zeilen vor sich an. Er hatte etwas Großes erwartet, gehofft, dass er am Zi el seiner Suche angekommen wäre   – nun hielt er ein Backrezept in seinen Händen. Er schüttelte den K opf und sah zu BEY, der ihm gequält lächelnd mit einer ausladenden Bewegung den Weg zu einem der Tische wies. Langsam, den Blick nicht von seinem Mentor ab lassend, bewegte sich Karim darauf zu und ließ sich auf einen der Stühle am Tisch sinken. Der Anblick von BEY jagte ihm einen Schauer schlechten Gewisse ns über den Rücken. E r stand vor ihm, unbewegt, und doch so ganz anders, als er ihn kannte. Das Blut sickerte aus seiner Schläfe in den Kragen s einer Kleidung, seine Haut hatte einen erschöpften Grauton angenommen und seine Bewegungen waren mühsam, als er sich ihm gegenüber an den Tisch setzte. BEYs Atem ging schwer. M ühevoll schob er das Ta blett mit den Köstlichkeiten über den Tisch und forderte Karim mit einer schwachen Geste auf, sich zu bedienen.
    Der Kaffee floss brennend durch seine Kehle, viel zu heiß, um getrunken zu werden zu können , aber Karim war so durstig, dass i hm dieser Schmerz geradezu wohlig vorkam. Er griff nach einem der Gazellenhörnchen auf dem Tablett und schloss die Augen, als sich dessen süße Staubigkeit mit dem heißen Bitter des Kaffees vermischte.
    » Wie schmeckt es dir? «, wollte BEY wissen. Seine Stimme klang kraftlos , und die Worte kamen schleppend.
    Karim nic kte dankbar. »Wunderbar. O Allah , ich war so durstig und hungrig. « Er nahm einen weiteren Schluck Kaffee , um die Reste des süßen Gebäcks aus seinem Mund zu spülen. Dann hielt er inne. Schlagartig wurde ihm bewusst, wie unwirklich diese Situation gerade war. Sein Mentor, der eigentlich hätte tot sein müssen, saß ihm hier gegenüber, offenkundig nicht in bester Verfassung, aber durchaus in der Lage, mit ihm zu sprechen. Wie war er hier hingekommen? Woher hatte er gewusst , dass er ihn, Karim, hier antreffen würde?
    Er öffnete den Mund, um eine Kaskade von Fragen abzuschießen , aber BEY hob abwehrend die Hand. »Mein lieber Junge« , begann er schwach. » Was du gerade gegessen hast, war das Gebäck. Ich habe dir auch das Rezept dafür gegeben. Wärst du ein Bäcker, was würdest du in deiner Laden vitrine ausstellen , das Rezept oder das Gebäck ?

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