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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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ih m gegenüber ruhte ein gedrungener Pinsel und ein winziges Depot mit feinstem Staub in der Farbe des Wüstensand es . Das, was Karim aber am meisten erschreckte , war die Musik, die plötzlich aus diesem geheimnisvollen Ding erklang. D ie Melodie war süß und schwer. Ü ber sie legte sich eine Stimme, klar wie Glas , und sang einen ihm unbekannte n Text: » …   Quand il me prend dans ses bras   / Il me parle tout bas   / je vois la vie en rose   … « Fasziniert st arrte Karim auf seinen Schatz und versuchte zu begreifen, was er da gerade hörte. Diese Stimme, sie war anders, ihr fehlte das herbe, dunkle Element einer Männerstimme , und auch der Gesang eines Kindes, der noch hell und rein klang , konnte damit nicht mithalten.
    Für einen Moment vergaß Karim alles um sich herum, die unbeka nnte Melodie trug ihn fort, ließ alle Angst und Sorge von ihm abfallen und füllte stattdessen sein Herz mit Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit. Die Melodie legte sich über das Klicken, Surren un d Brummen des Traumreiches und sandte ihm die wärmenden Strahlen einer aufgehenden Sonne, die Erinnerungen an friedliche Momente , in denen er Arm in Arm mit Soli am Rand e der Stadt gestanden und die Mischung aus Nachtkühle und anbrechendem Morgen genossen hatte.
    Reglos stand er wohltuende Minuten mit geschlossenen Augen im Anderswo, da spürte er eine vorsichtige Berührung an seiner Hand und die Musik verstummte. Einer d er Greifarme hatte das singende Golde tui behutsam aus seiner Hand genommen und hielt es jetzt in den violetten Strahl, der aus seinem Körper drang. Trauri g blickte Karim ihm hinterher und musste mit ansehen, wie es in rasendem Tempo an einer der Wände hinauftransportiert wurde und seinen Platz irgendwo in den seitlichen Glasvitrinen einnahm.
    Ein Archiv! Seine Augen wurden groß, als ihn mit einem Mal diese Erkenntnis traf. Plötzlich verstand er, was hie r geschah, was er beobachtete . Er dachte an seine eigenen Recherchen über Dinge, die es in der Vergangenheit gegeben hatte und von denen heute nur noch Erinnerungen existierten. Nie war ihm der Gedanke gekommen, dass diese Gegenstände irgendwer ir gendwann einmal in das Archiv hä tte aufnehmen müssen. E r wunderte sich selber über die Oberflächlichkeit, mit der er seine Suche nach Antworten betrieben und nie darüber nachgedacht hatte, wer all die Informationen zusammentrug, die e r so selbstverständlich nutzte.
    Alle Angst fiel mit einem Schlag von ihm ab , und staunend betrachtete er nun die Arbeit der Suchgreifer, die ihm jetzt nicht mehr bedrohlich, sondern ungeheuer wichtig und beeindruckend vorkamen. Hier unten stapelten sich offenbar Geheimnisse, die noch niemand entschlüsselt hatte , und auch die Antwort auf die Frage nach den » gewölbten Wesen « lagerte hier, dessen war er sich sicher. Die kleine Schachtel und das goldene Etui waren nicht für Männer geschaffen worden , also waren hier noch mehr Spuren dieser Wesen zu finden. Das hier war der Ort, den er gesucht hatte!
    Fieberhaft begann er, den vor ihm aufgetürmten Stapel nach n euen Entdeckungen zu durchforsten und kam sich vor wi e ein Schatzsucher, der nach verschollenen Kostbarkeiten grub. Er kippte die » Stifte « auf den Boden, st eckte seine Puppe in den Beutel und band die Kordel am Bund seiner Hose fest. Schon bald förderte er mehr von diesen Absonderlichkeiten zutage . M it bunten Metallstücken bestickte Sch als, kalt glänzende Apparaturen , die ihn an medizinisches Gerät erinnerten, mit Glitzersteinen verzierte Kämme, die so klein waren, dass man sich unmöglich damit kämmen konnte, Beutel und Taschen, so anders als die Behälter, die er kannte , und alles strahlte in bunten Farben, war verziert, verspielt und mit Ornamenten bestückt und mit Glitzer übersä t. Seine Augen konnten sich nicht sattsehen an der Fülle unte rschiedlicher Formen und Farben. W ie in ein em Blumenbeet lagerte er seine Fundstücke vor sich auf dem Boden , und doch wusste er von keinem seiner Fundstücke, wozu es taugte und wem es gehört hatte.
    Er wollte ewig an dieser Stelle bleiben. Er würde sich in die Reihe der schreitenden Greifer eins ortieren und seine Tage damit füllen, zu entdecken, zu bewerten und zu archivieren, jeden Tag aufs Neue , fasziniert von der Vielfalt, die hier unten lagerte und die von Leben ohne Zahl erzählte. Er würde alles für die Nachwelt sichern!
    Er zwang sich, aufzustehen und d en kleinen Haufen seiner zusammengeklaubten Kostbarkeiten hin ter

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