SLAM (German Edition)
genau wie du , und ich unterstützte sie, wo ich nur konnte. Ich zeigte ihnen, dass sie nicht alleine waren, dass es noch andere wie sie gab, die sich fragten, woher ihre Träume in der Nacht kamen. Du hast ein paar von ihnen kennengelernt .«
Allerdings, das hatte er. Die Bilder seiner Entführung und der schrecklichen Erlebnisse in der Katakombe holten Karim ein. Es schien ihm unendlich lange her. » Aber sie sind alle tot !«, entfuhr es ihm. » War das auch Teil deiner großartigen Rebellion? «
B EY schüttelte traurig den Kopf. » HAVVA2. Es ist ein endloser Streit zwischen ihr und mi r. Es begann mit der Nacht der F ünftausend .«
» Das soll HAVVA2 gewesen sein? « Karim schnappte nach Luft. Das wa r nicht möglich! Der Tod von fünftausend Männern in einer einz igen Nacht, alles hochgestellte Persönlichkeiten, Politiker, Imame , Würdenträger und Wissensch aftler, war längst aufgeklärt. » Es war Allah, der diese Sünder zu sich geholt hat, das weiß ich genau, jeder weiß das, BEY!« Im selben Moment wurde ihm klar, dass es nichts ga b, woran er noch glauben durfte. A lle Geschichten waren zermahlen zu Staub, zertreten unter den Füßen eines übermächtigen Geistes und seines verblendeten Helfers.
» Als ich begann, mich gegen HAVVA2 aufzulehnen, glaubte ich tatsächlich, dass ich ihr etwas verheimlichen könnte«, fuhr BEY fort. »Sie hat mir mehr als einm al gezeigt, dass es nicht möglich ist, dennoch habe ich niemals au fgegeben. Du musst wissen, dass die Brüder, die in dem Gewölbe gestorben sind, die l etzten einer langen, langen Reihe waren . Keiner von ihnen ist umsonst gestorben. Sie alle haben mit ihrem Opfer dazu beigetragen, dass meine Rebellion stärker geworden ist. Jedes Mal, wenn sie mich wieder schuf, war ich stärker .«
» Wenn sie dich wieder schuf? Wie soll ich das verstehen ?«
» Nun, es war klar, dass sie mich vernichten würde, sobald sie eine meiner Versuche entdeckte, sie zu hintergehen. Genau das tat sie auch, jedes Mal aufs Neue. Und wenn sie es tat , wusste sie doch, dass sie mich brauchte. Also schuf sie mich erneut. So geht das schon seit Ewigkeiten. Ich habe das akzeptiert. Sie sieht es als ihre Bestrafung für mich, ich sehe es hingegen als Sühne für das, was ich getan habe. So bekriegen und vertragen wir uns schon seit undenklichen Jahren. Ich komme voran, sie wirft mich zurück. Sie schafft neue Sicherungen, ich umgehe sie. Sie wird komplexer, ich mache mir das zunutze, suche ihre Schwachstellen ab . Aber nun bin ich müde, Karim, unendlich mü de. Ich möchte in Frieden ruhen. K annst du das verstehen? «
Die Stimme sei nes Freundes war nun sehr schwach. I n Karim erlosch die Wut, die lodernde Flamme verglühte zu einem winzigen Rest. Er empfand nur noch Mitleid mit diesem alten Mann.
» Wie willst du das schaffen? Kannst du so einfach sterben, wenn sie es nicht zulässt?«, wollte er wissen.
BEY schüttelte den Kopf. » Nein, das habe ich schon lange aufgegeben. Ich habe es Tausende Mal e versucht, glaube mir, aber es war unmöglich gewesen – bis jetzt! In dir habe ich einen Ausweg gefunden .«
» Rede keinen Unsinn, wie soll ich denn ein Ausweg sein? «, sagte Karim . » Ich kann mir noch nicht mal selber helfen, wie soll ich dir dann bei deinem Kampf gegen s o etwas Übermächtiges zur Seite stehen? «
BEY sah ihn durchdringend an. Wieder berührte er ihn, dieses Mal legte er seine geöffnete Hand auf Karims Brustkorb. » Du verstehst nicht, was HAVVA2 is t, mein Freund. Ja, sie ist allwissend, allmächtig und scheinbar unendlich, also ist sie a uf ihre Art eine Göttin. Sie ist ein System , geschaffen für Frauen , und als sie begann, ein Bewusstsein zu entwickeln, war es nur natürlich, dass auch dieses Bewusstsein weiblich sein würde. Sie kann so ungeheuer vieles, sie hat alles, was man sich nur wünschen kann, aber sie i st im Grunde ihres Inneren sehr einsam. Sie entwickelt sich weiter und weiter, sie dehnt sich aus wie die Wüste, durchdringt alles, aber all das muss sie alleine tun. Niemand ist an ihrer Seite. Ich habe ihr eine Zeit lang als Gesprächspartner gedient , und sie ließ mich in dem Glauben, ich sei ihr eb enbürtig, um mir zu schmeicheln. A ber es gab etwas, was ich ihr nie geben konnte und was sie noch nie erfahren hatte .«
» Was soll das wohl sein, wo sie doch alles hat? «
»Liebe! Sie sehnt sich nach dem letzte n Rest, der sie vom Menschsein trennt, und das ist die Fähigkeit, zu lieben und geliebt zu werden. Ver
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