SLAM (German Edition)
sofort auf die Suche nach dem Pfad, der ihn zwischen den nadelspitzen Felsen hinauf auf den Grat führen würde. Die Son ne schlich über den Horizont und heizte die Felsbrocken in seiner Umgebung auf wie in einem O fen. Sc hweiß rann unter der Kutte an seiner nackten Haut hinab und sein Mund war schnell ausgedörrt . Der Pfad wurde zunehmend steiler und enger. Er wusste, dieser Weg über den Berg w ar der einzige Zugang zu HAVVA2; er musste ihn überwinden, wenn er seine Theorie überprüfen wollte. Nur hier lag die Antwort und möglicherweise die einzige C hance, ihre Schwachstelle zu finden, die ihm einen V orteil bieten könnte . Die trockenen Lippen zusammengepresst , at mete er nur noch durch die Nase. S ein immer stärker werdender Instinkt riet ihm dazu, nicht zu viel Feuchtigkeit durch hefti ges Atmen zu verlieren.
Auf dem Grat angelangt, ließ er sich genau wie nach dem letzten Aufstieg auf alle viere sinken und gönnte sich ein paar Minuten, um wieder zu Atem zu kommen. Vor ihm öffnete sich die Senke, an deren entgegengesetztem Ende undeutlich die ihm b ekannte Struktur schimmerte . Karim wusste, dass dies die Felsenwand mit den Reliefs war, die gigantische Ausgabe der Schatzkammer des Pharao s , Khazne al-Firaun in der Totenstadt Petra.
Seine innere Unrast ließ ihn nicht lange verschnaufen und schon bald began n er mit dem Abstieg. Er widerstand dem Bedürfni s, immer schneller zu gehen , und setzte stattdessen einen Fuß vorsichtig vor den anderen. D er Grund der Senke kam mit nerv tötender Langsamkeit näher , und als er endlich flachen Boden unter sich spürte, hatte er das Gefühl , als habe er Stund en mit dem Abstieg zugebracht. Hier unten beschleunigten sich s eine Schritte sofort , und er eilte in Richtung der Struktur. Rechts von ihm tauchten die haushoch aufgetürmten Steinbrocken auf, unter d enen sich der versteckte Eingang zu m HAVVA2-Reich lag. Für wenige Augenblicke l ockte ihn die Versuchung, diese Alternative zu wählen und si ch unbemerkt in den gewaltigen Komplex u nter seinen Füßen zu schleichen. A ber dann hob er ruckartig den Kopf und setzte aufrecht sein en Weg in Richtung der Fels wand fort. Dieses Mal wür de er nicht wie ein Feiglin g durch die Hintertür kommen . Eine Konfrontation mit Eva war unvermeidlich, warum si e also noch länger hinauszögern? Er hoffte lediglich, dass ihm ausreichend Zeit bleiben würde, um seine Vermutung zu überprüfen, dann wollte er sich ihr stellen. Wenn sie sich als Tru gschluss erweisen würde, wäre ihm die Niederlage gewiss. A ber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken und er trieb seine aufkeimenden Zweifel wiede r zurück .
Vor der Wan d angelangt, blickte er an ihr hinauf. Der gesamte rückwä rtige Teil der Fassade war übersä t mi t kunstvollen Steinmetzarbeiten. E ine Statue reihte sich an die nächste , Ornamente und Verzierungen bedeck ten jeden Zentimeter . Das hier war nicht das Resultat eines einzigen Schöpfers , hier waren Generationen von begabten Handwerkern am Werk gewesen und hatten in unermüdlicher Arbeit dieses Wunder in den Felsen gehauen. Die Anlage war so gigantisch, dass er an den oberen Reliefs schon kein e Details mehr erkennen konnte. In der Mitte klaffte ein gewaltiges Eingangstor, umrahmt mit ebenso vielen Dekors . Ein Bogen überspannte den Zugang, hinte r dem Karim nur Finsternis wahrnehmen konnte.
Er atmete noch einmal tief ein, bevor er sich dem Portal nährte. Von hier aus konnte er sehen, dass sich im Innern ein großer Raum befand, aber drauß en war es zu hell, um darin etwas erkennen zu können. Kurz blickte er zu der Senke zurück . Unter ihr befanden sich die Kokons und die Frauen, die er zu befreien versuchte, gefangen in einer gewaltigen Kugel, geschützt vor neugierigen Blicken und vor allem, vor ihm. Er wus ste, was er zu tun hatte und wagte den Schritt ins Dunkel.
Sein Blick gewöhnte sich nur langsam an die schlec hten Lichtverhältnisse, die drinnen herrschten. Die unbewegte Luft roch abgestanden und staubig, die Hitze war tief in den Felsen eingezogen und legte sich nun auch auf ihn wie ein schweres Tuch. Er blieb einen Moment stehen und kniff die Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete, stockte ihm der Atem.
Steinstatuen in allen Größen reihten sich aneina nder, standen zum Teil aufrecht. Einige waren zur Seite gekippt und wurden nur noch von den neben ihnen stehenden Figuren gehalten. Alles sah aus, als sei hier seit Jahrhunderten ni emand mehr gewesen. E ine dicke,
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