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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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PLATINISCH FÜHLEN, HABEN SIE DIE SELTENE GELEGENHEIT, MIT SIMS UND PSEUDOS INTIM ZU WERDEN, WIE ES NIE ZUVOR VON IHREN LIZENZINHABERN GENEHMIGT WURDE! VERPASSEN SIE NICHT DIE EINMALIGE BERÜHRUNG WIEDERBELEBTER™ (UND NIEMALS-REALER™) PROMI-HAUT!
     
     
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    Jack Giffey muss sich mit einem schweren Zitteranfall auseinandersetzen.
    Er liegt im Bett des kleinen Zimmers, das er sich während der frühen Morgenstunden in einem Motel an der Ecke Elk und Copper auf der anderen Seite der Stadt gemietet hat. Die Decke hat er bis zum Kinn hochgezogen, und er kommt sich wie ein kleiner Junge vor, den man bei einem sehr dummen Streich erwischt hat.
    Ein guter Ehemann und Familienvater würde so etwas niemals tun.
    Diese innere Stimme kommt aus dem Nirgendwo. Sie hat nichts zu bedeuten, aber die eiskalte Überraschung bringt eine plötzliche, beinahe bleierne Lähmung mit sich, und seine Gedanken werden so glatt und glänzend wie dotiertes Silizium. Diese Stimme gehört zu einem Traum, sagt eine etwas vertrauere Stimme, seine eigene Stimme, zu ihm. Achte nicht auf den Mann hinter dem Vorhang.
    »Zum Teufel!«, spricht Giffey in die Stille des Zimmers.
    Aber das Gefühl vergeht allmählich. Giffey schließt die Augen, nachdem das Zittern und das Duell der Stimmen aufgehört hat, um sich einem kurzen Halbschlaf hinzugeben, in dem sich verstreute Stücke aus Erinnerung und Traum mischen. Nachdem er noch ein paarmal tief durchgeatmet hat, sind die Selbstvorwürfe überwunden und er ist bereit, seinen heutigen Terminplan in Angriff zu nehmen.
    Er darf nicht mehr viel Zeit verlieren. Um ein Uhr nachmittags wird er sich mit den übrigen Mitgliedern und dem Leiter der Gruppe treffen. Und gegen sechs Uhr morgen Abend sollten sie bereits drinnen sein…
    Natürlich gibt es so vieles, das schiefgehen könnte.
    Aber Giffey glaubt daran, dass die Erbauer von Omphalos genauso arrogant wie alle Pharaonen sind. Der Anschein von Macht ist für sie Macht, insbesondere in einer Welt, die sie mit derartiger Verachtung betrachten. Die Arroganz schwillt in ihrer Rüstung an, bis sich die ersten Risse bilden.
    Er zieht sich an, isst im kleinen, ruhigen, heruntergekommenen Cafe des Motels, schaut sich nicht um und holt seine Sachen aus dem Zimmer, bevor er das Haus verlässt.
    Heute ist es kalt und klar. Morgen wird eine Schlechtwetterfront erwartet. Für siebzehn Uhr ist Schneefall vorhergesagt. Vielleicht können sie auch das zu ihrem Vorteil nutzen.
    *
    Das Lagerhaus am östlichen Ende der Stadt ist mindestens siebzig Jahre alt, ein Relikt aus Stahlträgern und Wellblech, in dem es vermutlich genauso kalt wie in einem Kühlschrank ist.
    Giffey nähert sich zu Fuß dem Büroeingang, eine Tasche in der Hand. Er kommt aus dem Nirgendwo, als hätte er weder eine Identität noch eine Vergangenheit, als würde hier ein neuer Anfang stattfinden. Sein Geist ist klar, seine Gedanken sind konzentriert. Er drückt auf den antiken elektrischen Summer.
    Dreißig Sekunden später öffnet sich die Tür, und er blickt in das Gesicht einer Frau, die er noch nie zuvor gesehen hat. Sie hat blasse Haut, kurzes braunes Kraushaar und misstrauische braune Augen. Sie trägt ein kariertes Hemd, grüne Armeehosen und einen schweren Armreif aus Bronze am Handgelenk.
    »Wer sind Sie«, fragt sie hinter der Deckung der Tür.
    »Giffey«, antwortet er. »Jack Giffey.«
    Sie tritt zurück und zieht die Tür auf. Die Scharniere quietschen. Drinnen erwartet ihn ein kleines verstaubtes Büro. Ein uralter Radiator heizt knisternd und knackend den Raum; die Luft fühlt sich im Vergleich zur draußen herrschenden Kälte glühend heiß und trocken an. In einer Ecke steht ein verbeulter Metallschreibtisch, an den sich ein wachsfarbener Aktenschrank lehnt. In der gegenüberliegenden Ecke gibt es ein tadellos sauber geschrubbtes Waschbecken mit nackten Abflussrohren und darüber steht eine antike elektrische Espressomaschine auf einem Regalbrett aus Holz. Neben dem Waschbecken befinden sich ein weißer Kühlschrank und eine Mikrowelle, die auf einer tragbaren Werkbank steht.
    »Ich bin Hally Preston«, sagt die Frau. »Ich bin eine Bekannte von Mr. Hale.«
    Giffey kennt den Namen nicht, der vermutlich falsch ist. Er fragt sich, ob sie Nathan Hale meint.
    Mit den engen Hosen, der Jacke und dem kurzen, zur Seite gekämmten Haar macht Preston einen recht männlichen Eindruck. Ihr Gesicht ist schmal und ausdruckslos, die Lippen sind dünn. »Gehen wir zu den anderen«, sagt sie und

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