Slant
öffnet die nächste Tür. Giffey betritt das eigentliche Lagerhaus.
In der Halle stapeln sich alte Flugzeugteile, wie die abgeworfenen Hüllen gigantischer Libellen. Ein paar niedergeschlagen wirkende Arbeiter stehen neben den Trümmerhaufen, doch keiner von ihnen scheint zu funktionieren.
Preston führt ihn ein kurzes Stück zwischen den Metallstapeln hindurch. Mittendrin hat man eine kleine Fläche frei geräumt, die gerade genügend Platz für eine Couch, vier ramponierte Stühle und eine frei stehende weiße Tafel bietet. Fünf Männer haben sich versammelt, von denen drei sitzen und zwei stehen. Einer von ihnen ist Jenner, der junge Ex-Armee-Angehörige.
Er blickt auf und winkt. »Die Sachen sind hier«, verkündet er Giffey voller Stolz. »Alles wurde geliefert. Ich habe es überprüft und es scheint alles in Ordnung zu sein.« Seine Kopfhaut wellt sich wie eine erschöpfte Schmetterlingsraupe. Davon abgesehen wirkt er entspannt und mit sich selbst zufrieden.
Giffeys Atem kondensiert zu feinen Wölkchen. Zwei der anderen Männer kennt er von Fotos.
Preston stellt ihn vor. »Jack Giffey«, sagt sie zu den fünf Männern.
Einer der Sitzenden, ein stämmiger, schwarzhaariger Mann mit ordentlich zurechtgestutztem Bart, steht auf und reicht ihm die Hand. »Ich bin Hale«, sagt er. Giffey kennt ihn als Terkes. Er sieht ein wenig britisch aus, vielleicht irisch, obwohl Hale/Terkes ein Waffenexperte aus der Ukraine ist, seit zwanzig Jahren eingebürgert. Sein Akzent ist reinster Mittelwesten, Neues Allgemeines Medienenglisch. Er war an Betrügereien im Fibe beteiligt, hat Industrie-Nano und vorgefertigte Paste nach Hispaniola geschmuggelt und Höllenkronen an Selektoren an der Südküste verkauft. Um es kurz zu machen: Hale ist ein Gelegenheitsgauner, doch ansonsten ein pausbäckiges Unschuldslamm und ein fröhlicher Saubermann.
»Ich bin Kim Lou Park«, sagt ein Asiate, der Giffey als Evan Chung bekannt ist. Park/Chung hat keine Vergangenheit; seine Akten sind so weiß und sauber wie die eines Neugeborenen. Ansonsten weiß Giffey nur Widersprüchliches über ihn. Er hat einen langen Schnurrbart und sein Haar ist zu einer Halbkugel geschnitten, die am Hinterkopf ausgefranst ist.
Park glaubt, er hätte Giffey im vergangenen Frühjahr in St. Louis rekrutiert. In Wirklichkeit steht Park sehr weit unten auf der Hierarchieleiter. Sie sind sich dort nur zweimal begegnet. Trotzdem ist Park keineswegs dumm; er weiß zweifellos mehr über alle anderen als sie selbst, während er über Giffey nur sehr wenig weiß… zumindest wenig Wahres.
»Mr. Giffey und Mr. Jenner sind für die Materialbeschaffung verantwortlich«, sagt Park. »Mr. Giffey ist außerdem unsere wichtigste Wissensquelle über das Zielobjekt.«
Giffey schaut die beiden Männer an, die er nicht kennt, während Preston hinter ihm hervorkommt. »Mr. Pent und Mr. Pickwenn«, sagt sie. »Unsere Architekturexperten, die auf den Ausbruch und nötigenfalls auch den Einbruch spezialisiert sind.« Der Ansatz eines Lächelns zeigt sich auf ihrem Gesicht. Pent und Pickwenn sind Ende Dreißig, und ihr Gesichtsausdruck vermittelt Erfahrung, beinahe Langeweile. Pent ist dunkelbraun, von polynesischer Abstammung, und hat fast kein Haar. Pickwenn ist geisterhaft bleich, hat große Lemurenaugen und dünne, elegante Finger.
»Wir arbeiten schon seit zehn Jahren zusammen«, sagt Pickwenn leise. Pent nickt zustimmend. Sie reichen ihm nicht die Hand, was Giffey nur recht ist. Pickwenn macht den Eindruck, dass sein Händedruck kalt und feucht ist.
Als Hale vortritt, drehen sich die anderen zu ihm um. Kein Blick schweift ab; alle Augen sind auf ihn gerichtet.
»Da wären wir also«, sagt Hale. »Zum ersten Mal an einem Ort versammelt. Das ist unser Team. Kommen wir zu den Neuigkeiten, unseren Aufgaben.« Hale spricht rhythmisch und akzentuiert, wie ein Priester oder ein guter Sänger. Seine Stimme ist ein samtiger Bass.
»Ich habe die richtigen Verbindungen hergestellt. Wir betreten Omphalos als Gruppe potenzieller Kunden. Wir spazieren direkt durch die Seitentür hinein, nicht durch den Touristeneingang, sondern den VIP-Zugang. Hally!«
Preston tritt vor. »Wir werden morgen um fünfzehn Uhr in einem Wagen eintreffen. Sie sind eine Gruppe exzentrischer Reicher, die mit Scheinidentitäten unterwegs sind. Robert Hale hat diese Punkte in allen Einzelheiten ausgearbeitet.«
Robert, denkt Giffey. Möglicherweise hat er noch nie von Nathan Hale gehört.
»Mr. Giffey, wir
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