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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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schweigend an. Alle, ein Kreis aus Gesichtern. Schweigen ist dasselbe wie brennende Missbilligung. Alices Kopf steht in Flammen.
    »Ruft die PD. Bitte!«
    »Gut. Ich werde eine Nachricht schicken.«
    Und das ist Tim, der zuletzt gesprochen hat.
    *
    Auch die Party ist jetzt tot. Nur zwei oder drei Freunde von Jake sind geblieben. Die Medos haben alles getan, was sie tun können, und zwei PD-Beamte von der Eastside und ein gerichtsmedizinischer Arbeiter haben mitten im Ballsaal einen Kühlrahmen um Minstrels Leiche errichtet.
    Alice sitzt in einer Ecke. Sie ist immer noch an den Medo-Arbeiter angeschlossen und horcht auf ihren eigenen Herzschlag und ihre inneren Stimmen, die ihr sagen, dass es für sie Zeit ist aufzugeben. Aber sie weiß, dass sie zäh genug ist, um auch dies zu überstehen. Das Brennen ist außer Kontrolle geraten; ihr Ich ist eine versengte Einöde, aber das ist immer noch besser als der vorherige Zustand – Wüstenhitze im Vergleich zu einer Wand aus Lötlampen.
    Sie weiß, dass alle Anwesenden sie für menschlichen Abschaum halten; sie muss für alles verantwortlich sein, was geschehen ist, und für Minstrels Tod.
    Tim ist vor zehn Minuten gegangen, als die PD eintraf. Offensichtlich konnte er ihren Anblick nicht mehr ertragen. Auch Jake hat den Raum verlassen. Die Techs, die die Yox-Beta-Demo arrangiert haben, werden immer noch befragt und ein Kommunikationsspezialist der PD verlässt die Gruppe, um mit einem Pad in der Hand zu Alice zu gehen.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragt der junge Mann. Alice schafft es kaum, ihm in die Augen zu sehen.
    »Besser«, sagt sie.
    »Gut«, sagt er und schüttelt den Kopf. »Das glaube ich Ihnen. Wissen Sie, was eine Höllenkrone ist?«
    »Ja«, sagt Alice. »Eine Folter.«
    »Kennen Sie das Geheimnis einer Höllenkrone?«
    »Nein.«
    »Sie erzeugt eine Schleife zwischen bestimmten Gehirnzentren und anderen Körperteilen, die nicht zusammengehören. Sie vergrößert jede Schwäche und jeden Zweifel ins Riesenhafte, sogar Schuldgefühle und körperliche Schmerzen – eine ganz einfache Sache. Die meisten Leute haben kaum eine Ahnung, wie einfach es ist, eine Höllenkrone einzurichten. Aber es ist nicht so einfach, eine Höllenkrone auf Yox zu programmieren, auch nicht mit diesem spinalen Interface. Sie baten um die Anwesenheit eines anderen PD-Mitarbeiters, der Fourth Mary Choy. Sie arbeitet für die Mordkommission. Glauben Sie, dass jemand versucht hat, Sie zu töten?«
    »Ja«, sagt Alice, die bei seinem Tonfall zusammengezuckt ist.
    »Okay, dann belassen wir es vorerst dabei. Sie waren etwa zwanzig Sekunden lang einem Effekt ausgesetzt, der wesentlich schlimmer als eine Höllenkrone ist. Minstrel, Ihr Freund – er war doch ein Freund oder ein Kollege, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Er hat es fünfundzwanzig Sekunden durchgehalten. Es waren diese zusätzlichen fünf Sekunden, die ihn töteten. Autonomische limbische Signale wurden direkt in seinen zerebralen Kortex eingespeist. Verstehen Sie etwas von diesen Dingen, Ms. Grale?«
    »Nein«, sagt Alice. Sie zuckt wieder zusammen, entsetzt, dass sie nicht in der Lage ist, kooperativer zu sein. »Ich habe gesehen, wer es zu tun versucht hat. Ein junger Mann. Er sagte, sein Name sei Roddy.«
    »Er war hier, auf der Party?«
    »Er war auch im Yox. Er…« Es klingt so lächerlich, dass sie sich zusammenreißen muss, um weitersprechen zu können. Es ist schon lächerlich genug, wie sie hier in der Ecke sitzt, unter den Blicken dieses Beamten.
    »Sprechen Sie weiter.«
    »Er stand in einem Dreckhaufen. Er hat einen Sim-Promi ersetzt, ich meine, sein Bild. Und er ist auch im Yox erschienen.«
    »Könnten Sie einem Zeichner eine brauchbare Beschreibung liefern?«
    »Ich denke schon.«
    »Es tut mir Leid, dass Sie in solche Schwierigkeiten geraten sind, Ms. Grale. Die Medos empfehlen eine volle Therapie und eine Korrektur des Tiefengleichgewichts, dieselbe Behandlung wie beim Opfer einer Höllenkrone, aber wir können Sie natürlich nicht dazu zwingen. Ich möchte Sie nur daran erinnern…«
    »Wann kommt sie?«
    Alice blickt auf, als sie Schritte hört. Es ist die Frau mit der Mahagoni-Haut. Sie trägt legere PD-Kleidung, Hose und Allzweckjacke, und sie hat eine Tasche in der Hand.
    Mary Choy geht neben Alice in die Knie. »Es tut mir sehr Leid wegen Ihres Freundes«, sagt sie, berührt Alices Gesicht und hält dann ihre Hand. Alice zieht sich nicht zurück; sie hat nach diesem Menschen verlangt. Die Berührung fühlt sich gut

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