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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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des Raums. Einige Männer im Publikum johlen.
    Von Twist ist immer noch nichts zu sehen. Vielleicht verliebt sie sich gerade in Popeye.
    Arbeiter rollen Flachbildschirme herein und heben sie empor, damit die Menge das Vid verfolgen kann. Zwei Techs, ein Mann und eine Frau, geben es auf, die Promis zum Funktionieren bringen zu wollen, und öffnen die silbernen Kanister mit den Induktoren. Sie sind dünn und länglich, kleben an einem Ende auf der Haut und haben weiter oben einen silbernen Streifen, als wäre es minimalistischer Schmuck für das Rückgrat. Alice hebt provozierend die Arme, während ihr Induktor angebracht wird. Auch Minstrel erhält seinen, dann werden die Induktoren an ein Kabel angeschlossen, das mit einem Yox-Player verbunden wird, der größer als gewöhnlich ist.
    »Um Ihnen zu zeigen, was die Zukunft bringen wird«, erklärt Jake, »lassen wir die zwei sinnlichsten Menschen, die ich kenne, in eine Welt der Empfindungen eintauchen, in die totale emotionale und körperliche Versunkenheit. Seide und Feuer und duftendes Öl.«
    »In diesem Haus wird kein Stuhl trocken bleiben«, bemerkt einer der Manager. Jake ignoriert diese Taktlosigkeit.
    Auch Alice wird diese Leute ignorieren und sich auf Minstrel und die Demonstration konzentrieren. Sie kann jetzt einen Auftrieb gebrauchen, eine Bestätigung, sowohl durch das Publikum als auch durch Minstrel. Einen Beweis, dass sie immer noch jemand ist.
    Jake reicht ihnen hauchdünne Seidengewänder und flüstert ihr ins Ohr: »Du bist drin. Lass alles heraus, Alice. Du kannst alles bringen, was nötig ist.«
    Lass sie starren.
    Einer der Techniker scheint Schwierigkeiten zu haben. »Entschuldige mich, bitte«, sagt Jake mit einem breiten Lächeln. »Ein paar Beta-Probleme.«
    »Macken in der Krone«, ruft jemand im Publikum einen bekannten Vid-Running-Gag. Die Menge ist aufgewärmt und aufmerksam. Alice kann die Energie und den Support spüren. Alle sind sich jetzt in Liebe verbunden.
    Alice hört, wie der Tech Jake zuraunt: »Wir haben hier einen Input aus einer anderen Quelle. Läuft irgendwo in der Nähe ein starkes Fluss-System?«
    »Nein«, sagt Jake. »Vielleicht bei den Nachbarn.«
    »Es kommt von hier«, sagt der Tech, dann meldet seine Kollegin: »Wir sind bereit. Es kann losgehen.«
    Alice und Minstrel improvisieren ein Tänzchen auf dem Polster. Sie steigen über ihre Kabel, während sie die Hände hoch erhoben haben, galant und elegant, bevor das Unbekannte beginnt. Das Partypublikum genießt es glücklich.
    »Wir sind ein Vermögen wert«, sagt Minstrel zu Alice und lächelt sie an. Alice strahlt und neigt den Kopf zur Seite, während sie sich auf den Augenblick und die einfache Anmut dieses Mannes einstimmt. Ihr Körper reagiert bereits auf seine Verführung, obwohl das Yox noch gar nicht begonnen hat.
    In ihren Augen war Minstrel noch nie attraktiver. Nur ein Hauch Traurigkeit in seinem Blick, der Mund zu einem ironischen Lächeln verzogen, seine ganze Aufmerksamkeit auf sie gerichtet.
    Der junge Mann mit den Füßen im Dreck ist zurückgekehrt, er schwebt flackernd und flimmernd vor dem Kreis der Menge. Alice beachtet ihn nicht.
    Dann wird der Induktor zu warmem Tee, der an ihrer Wirbelsäule hinunterläuft, dazu der Duft nach Rosen und das Gefühl von Sand unter den Fußsohlen. Alice kichert. Die Effekte sind hervorragend gewählt. Sie spürt Sonne auf dem Gesicht und den Armen. Es fehlt die Andeutung des Zitterns, das sie bei allen bisherigen Yox-Erfahrungen verspürt hat. Diesmal ist es rund, samtig und völlig überzeugend, der Fluss und die Auflösung sind perfekt und ohne jedes Stocken.
    Minstrel nimmt ihre Hand, bevor sie zum großen, kalten, steinernen Tor schreiten. Schnee fällt und sie schlottern. Es wird eine fabelhafte Demo mit Hitze und Kälte, Bitterkeit und Süße.
    Das Tor öffnet sich und dahinter liegt eine Dämmerung von Maxfield Parrish über einem Basar aus Tausendundeiner Nacht. Kleine, wunderschön gekleidete Menschen gehen auf Straßen aus feucht schimmernden Pflastersteinen. Die Luft ist voller funkelndem Regentau, der sanft auf ihren Händen landet und sich wie Alkohol auf der Zunge erwärmt. Ihre Schultern sind mit schwerem Brokatstoff beladen und als sie zur Seite blickt, sieht sie, dass Minstrel genauso gewandet ist – der Stoff ist violett, blau und rot und mit Goldfäden durchwirkt.
    Ein Blitz durchzuckt den Himmel und der Regen wird zu kleinen Nachtfaltern.
    Ein atemberaubender Schnitt, und sie stehen an der

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