Slant
Unterhaltungsromane und das, was früher einmal als Hardcover bezeichnet wurde, in lockerer Unordnung. Jonathans Großvater hätte sich hier wohl gefühlt.
An einer Wand befindet sich auf einem Regalbrett eine Sammlung antiker Taschenrechner, >Laptop<-Computer mit weniger Leistung als ein modernes Dattoo und frühe Kameras des Autofokus-Typs für chemischen Film.
Der kleinste Mann in diesem Zimmer ist braunhäutig und etwa in Jonathans Alter. Er hat ein rundes, fröhliches Gesicht und große Glupschaugen. Er trägt Trainingskleidung – alle tragen solche Anzüge.
Zur Zeit rauchen nur zwei von ihnen, obwohl die Aschenbecher mit verschwenderisch langen Zigarrenkippen gefüllt sind. Ein Ritual, denkt Jonathan.
»Wen hast du uns da mitgebracht, Marcus?«, fragt der kleine Mann. Zwei der Männer sind zehn oder fünfzehn Jahre älter als Jonathan, aus Marcus’ Generation, aber mit den gesunden, energischen Gesichtern der Eifrigen und Wohlhabenden. Die übrigen beiden sind groß und ernst und jünger als Jonathan; auch sie sind hier sozial deplatziert, aber von ausreichender Gewandtheit und Motivation. Vier der fünf sind Weiße, der kleine Mann ist vermutlich ein Inder.
»Das ist Jonathan«, sagt Marcus. »Er ist unser Kandidat für diese Woche.«
Alle murmeln eine Begrüßung. Dann setzen sich die fünf. Jonathan und Marcus bleiben stehen.
»Jonathan, kennst du irgendeinen dieser Männer?«
»Nein«, sagt Jonathan.
»Und kennt jemand von euch Jonathan?«
Die fünf sitzenden Männer beteuern, dass dem nicht so ist.
»Ihr habt Jonathans Lebenslauf in bereinigter Form ohne spezifische Daten erhalten. Der Personalverantwortliche dieser Gruppe hat die Fakten überprüft. Es scheint, dass Jonathan eine weißere Weste hat als die meisten von uns.«
Die anderen lachen. Dann werden die Gesichter wieder sachlich. Die Situation ist nicht komisch. Marcus zieht einen Holzstuhl mit gerader Rückenlehne heran, auf dem Jonathan Platz nimmt.
»Jonathan, wir alle haben uns hier wegen einer ernsten Angelegenheit versammelt. Ich werde dir eine Reihe von Fragen stellen und wenn du sie so beantwortest, wie ich es von dir erwarte, werde ich dir eine abschließende Frage stellen. Wenn du sie mit einem Ja beantwortest, bist du drin und kommst niemals wieder heraus… Ich meine natürlich unsere Gruppe, nicht das Haus.«
Diesmal lächelt niemand.
»Einverstanden«, sagt Jonathan. Wenn jemand eine Flechettepistole ziehen und ihn fragen würde, ob er möchte, dass man ihm dreimal in die Brust schießt, würde er vielleicht mit Ja antworten. Er fühlt sich so traurig und verraten und empfindet so viel Liebe für Chloe, dass ein eiskalter Schauer durch seinen Körper strömt und sein Urteilsvermögen lähmt. Jonathan wüsste niemanden in seiner Familie, der nicht besser dran wäre, wenn er aus dem Leben scheiden würde. Dies ist die moderne Entsprechung einer Aufnahmeprüfung für die französische Fremdenlegion, denkt er, doch dann bezweifelt er, dass die Situation wirklich vergleichbar ist.
»Jonathan, ist mit dieser Welt alles in Ordnung?«
Jonathan blickt sich über die Schulter zu Marcus um. Marcus zeigt auf die fünf Männer: Schau ihnen ins Gesicht.
»Nein«, sagt er mit Nachdruck.
»Entspricht diese Welt den Kriterien, die du für eine lebendige, interessante Umgebung aufstellen würdest, für einen Ort, an dem sich gut leben lässt?«
»Nein«, sagt er etwas sanfter.
»Was würdest du von der Möglichkeit halten, in einer besseren Welt leben zu können?«
»Ich würde gerne wissen, wie sie zu verwirklichen ist.«
»Würdest du versuchen, sie zu verwirklichen, wenn es dir möglich wäre?«
»Ja«, sagt Jonathan.
»Wir sind dabei, diese Welt zu schaffen«, verkündet Marcus. »Einen Ort, an dem Pioniere und vernünftige Männer mit ihren Familien in Frieden und Sicherheit leben können, ohne mit den schrecklichen, seelenzerstörenden Versuchungen einer Gesellschaft konfrontiert zu werden, die von der Wollust in den Wahnsinn getrieben wird.«
Jonathan sieht die anderen nervös an. Die Worte seelenzerstörend und Wollust gehen ihm nicht aus dem Kopf.
»Wärst du zu harter Arbeit und persönlichen Opfern bereit, wenn du wüsstest, dass du in einer besseren, moralischeren und vernünftigeren Welt leben könntest?«
»Ja«, sagt Jonathan flüsternd. Eine moralische, vernünftige Welt hätte nicht zugelassen, dass Chloe sich selbst Schaden zufügt; sie würde ihm allein gehören und er hätte ihr niemals etwas
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