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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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angetan.
    »Ich habe nichts gehört«, sagt einer der älteren Männer.
    »Ja«, wiederholt Jonathan lauter und räuspert sich. Der kleine, dunkelhäutige Mann gießt ein Glas Wasser ein und reicht es ihm.
    »Was wäre, wenn sich der Weg dorthin als… schwierig erweist? Wenn du vieles von dem, was dir in dieser Welt lieb und wert ist, aufgeben müsstest, um diesen besseren Ort zu erreichen?«
    Jonathan fühlt sich wie ein Fisch auf dem Grill, dem durch die Glut aller Saft ausgetrieben wurde. »Hier besitze ich nicht mehr viel«, murmelt er.
    »Diese neue Welt ist keineswegs ein märchenhafter Traum«, redet Marcus weiter. »Du wirst sie nicht auf einem fliegenden Teppich oder durch ein geheimes Gartentor erreichen. Wir müssen diese Welt aus eigener Kraft erschaffen.
    All die Männer und Frauen in dieser Welt werden rigoros ausgesiebt werden. Sie müssen sich als starke Menschen beweisen, die hart arbeiten können und mit anderen zurechtkommen. Die guten alten Schulklassen-Tugenden. Treffen diese Eigenschaften auf dich zu?«
    »Wenn sein Lebenslauf korrekt ist«, sagt der Zweitälteste Mann, »dann sind wir alle davon überzeugt, dass dem so ist.«
    Jonathan ist erleichtert, dass er nicht auf diese Frage antworten muss. Er spürt kein Selbstvertrauen und weiß nicht, warum die anderen Vertrauen in ihn haben sollten. Er starrt weiter geradeaus, aber nicht direkt in die Gesichter. Sie bleiben ganz auf ihn und seine Reaktionen konzentriert.
    »Es mag sein, dass du alles opfern musst, sogar dein eigenes eingeschränktes Urteilsvermögen für das, was richtig und falsch ist«, sagt Marcus.
    Jonathan blickt sich irritiert zu Marcus um.
    »Es ist die alte Gleichung«, erklärt Marcus. »Normalerweise wird sie von Wahnsinnigen und Tyrannen ohne Sinn für Moral formuliert. Wir dagegen haben den nötigen Sinn für Moral, um die Gleichung korrekt formulieren zu können.«
    »In Ordnung«, räumt Jonathan ein.
    »Es mag sein, dass du all deine Beziehungen und alten Freundschaften aufgeben musst.«
    Selbst in seinem gegenwärtigen Zustand wird ihm die Situation allmählich unheimlich. Was werden sie als Nächstes von ihm verlangen – dass er all seine Verwandten erschießt? Aber Jonathan glaubt, dass ihm immer noch ein Ausweg bleibt. Sie haben ihm noch nicht die abschließende Frage gestellt. Er weiß wirklich nicht, wie er sie beantworten wird.
    »Sie wird nicht sofort kommen, diese neue Welt. Es könnte Jahrzehnte dauern. Wir brauchen dein gesamtes persönliches Vermögen und all deine Verbindungen in dieser gegenwärtigen Welt, in dieser unvollkommenen Welt, um sie verändern zu können. Doch schließlich… wird die Erde gereinigt sein, erneuert, sozusagen neu gebootet, sie wird in neuem Glanz und frischer Jugendlichkeit erstrahlen. Wir werden der Menschheit eine neue Chance geben, weiterhin ihr Licht in diesem Universum zu verströmen.«
    Davon fühlt sich Jonathan auf einer tiefen Ebene angesprochen. Seit Jahren hat er sich zu ohnmächtig gefühlt, um mit all den kleinen Enttäuschungen einer Welt fertigzuwerden, die aus dem Ruder gelaufen ist. Die Tumore der Verderbtheit dieser Welt sind sogar in seine Familie hineingewuchert, und zwar durch seine Frau. Diese Welt will ihn zerstören. Er ist ihr nichts mehr schuldig.
    »Einverstanden«, sagt Jonathan.
    »Wir können dir keine weiteren Einzelheiten verraten, bis du gesagt hast, dass du dich uns anschließen willst«, sagt Marcus. »Du kennst mich. Du weißt, dass ich kein Ungeheuer bin, dass wir nicht zum Genozid oder zum totalen Krieg aufrufen werden, sondern dass wir mit subtilen und langfristigen Methoden arbeiten werden. Stell es dir als biologische und politische Notwendigkeit vor. Stell dir vor, dass du dir einfach nur einen kleinen Vorteil verschaffst, weil du ein Teil der Veränderung sein wirst, dass du endlich einmal nicht mehr außerhalb stehst…«
    Jonathan nickt. »Einverstanden.« Stell endlich die gottverdammte Frage!
    »Wir wollen jetzt keine weitschweifende Rede von dir hören. Du wirst heute einen Schwur ablegen und irgendwann einen Vertrag unterzeichnen, nur damit alles seine Ordnung hat. Ich werde dir die Frage stellen und wenn du sie mit Ja beantwortest, bist du dabei. Dann gibt es kein Zurück mehr. Wenn du dennoch auszusteigen versuchst, wirst du sterben.«
    Das letzte Wort lässt Jonathan zusammenzucken, obwohl er mit etwas Ähnlichem gerechnet hat. Noch vor zwei Tagen hätte er sich aus diesem kleinen Raum und von diesen Männern mit der

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