Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Kommunikation unmöglich. Roddy beansprucht seine gesamten Ressourcen für diesen Transfer. Jill stellt fest, dass sie sich verrechnet hat; der Datencluster ist viel größer, als sie erwartet hat. Aber auch der Fluss ist größer als erwartet.
    Einen Augenblick lang fragt sie sich, ob dieser Cluster groß genug für ein Evolvon ist, das in der Lage wäre, jeden Firewall zu durchbrechen. Ihre Schöpfer und Kollegen haben ihr gesagt, dass es theoretisch möglich ist, ein solches Evolvon zu konstruieren, obwohl die nötigen Kapazitäten ihre eigenen Möglichkeiten bei weitem übersteigen würden.
    Roddy wurde vielleicht nur zu diesem Zweck erschaffen – von Menschen, die gegen den Einsatz von Denkern sind. Könnten sich Menschen so heuchlerisch verhalten?
    Sie zweifelt nicht daran, dass sie in der Lage sind, heuchlerisch zu sein, wie ihre Geschichte hinlänglich bewiesen hat.
    Aber sie unterbricht den Fluss nicht. Wenn Roddy sich wirklich so sehr von ihr unterscheidet, warum sind dann die Ähnlichkeiten so faszinierend? Sie hat bereits an die Möglichkeit gedacht, dass Roddy ein Trojanisches Pferd ist, dessen Aufgabe darin besteht, sie zu töten; also macht sie sich nun auf diese Gefahr gefasst.
    Sie hat noch nicht einmal ihre Kinder zu Rate gezogen, die anderen Denker, die nach ihrem Vorbild gestaltet wurden. Sie glaubt nicht, dass sie intelligent genug sind, um ihr eine brauchbare Antwort geben zu können. Schließlich sind sie keinen Deut leistungsfähiger als Jill.
    Während der Transfer läuft, sitzt der Arbeiter reglos vor ihren Sensoren. Jill fordert ihn auf, die Aufzeichnung des Gesprächs zwischen Nathan Rushid und den Firmenanwälten zu überspielen.
    »Sie hat einen imaginären Freund«, sagt Erwin Schaum. »Es gibt keinen I/O, über den der Kontakt stattfinden könnte.«
    »Ich weiß es nicht, aber ich halte Jill für intelligent genug, um einige Ressourcen vor uns geheimhalten zu können«, sagt Nathan. »Es könnte I/Os geben, von denen wir nichts wissen.«
    Schaum scheint sich nicht durch dieses Argument beeindrucken zu lassen. »Sie ist praktisch noch ein Kind, nicht wahr? Und vielleicht fühlt sie sich einsam. Also erfindet sie diesen Denker, von dem niemand etwas weiß.«
    Nathan ist sich nicht so sicher.
    »Bei mir klingelt etwas«, sagt Sanmin. »Erinnern Sie sich an Seefa Schnee?«
    Nathan errötet. »Ja.«
    »Und wie ich mich erinnere!«, sagt Schaum. »Das war vielleicht ein Chaos!«
    »Wie lautete noch gleich der Name des Projekts, das Mind Design ihr finanzieren sollte?«, fragt Sanmin.
    »Etwas mit Rekombinant«, sagt Schaum.
    »Rekombinante Optimierte DNS-Datenverarbeitung«, erklärt Nathan.
    »War sie nicht diejenige, die bei sich selbst ein Tourette-Syndrom induziert hat, um ihre spontane Kreativität zu steigern?«, fragt Sanmin.
    »Ja«, antwortet Nathan. Seine Stimme verrät ein zunehmendes Unbehagen im Verlauf des Gesprächs. »Das war das Resultat – eine Art von Tourette.«
    »Warum hat sie das getan?«, fragt Schaum.
    »Sie war der Meinung, dass sie nur so mit Männern konkurrieren konnte«, sagt Nathan. »Ihrer Ansicht nach waren Männer von Natur aus halb verrückt, was für sie die Erklärung war, warum Männer in der westlichen Kultur eine so dynamische Dominanz entwickelten. Also brauchte sie einen Anstoß, und…« Nathan verstummt.
    »Als Mind Design ihren Antrag ablehnte, sie degradierte und schließlich feuerte, verklagte sie die Firma wegen Diskriminierung aufgrund ihres freiwillig gewählten Mentaldesigns, gemäß der Gesetze zum Schutz der Transformierten aus dem Jahre zweitausendzweiundvierzig«, sagt Sanmin. »Sie haben empfohlen, dass wir das Projekt durchführen, nicht wahr, Nathan?«
    Nathan nickt.
    »Sie waren liiert, nicht wahr?«
    Jill registriert die Anspannung in Nathans Atmung. »Ja. Zwei Wochen lang.«
    »Aber Sie waren es auch, der empfahl, dass wir sie feuern.«
    »Ja.«
    »Das muss sehr schmerzhaft für Sie gewesen sein«, sagt Sanmin.
    »Was hatte es mit dieser rekombinanten Datenverarbeitung auf sich?«, fragt Schaum.
    »Sie wollte biologische Computer und neurale Systeme untersuchen. Autopoietische Systeme«, sagt Nathan. »Niemand hatte bislang größere Erfolge mit reinen RNS- oder DNS-Computern erzielt. Sie waren viel zu langsam und die Programmierung erwies sich als viel zu kompliziert. Also wollte sie mit speziell designten Mikroorganismen in einer künstlichen ökologischen Umgebung experimentieren. Die neurale Rechnerleistung sollte sich durch

Weitere Kostenlose Bücher