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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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außerhalb des Arbeitsraums Dutzende weiterer Programmierer und die Geschäftsführung von Mind Design eine Konferenz abhalten, um ihren Teil zur Verhinderung einer schweren Krise beizutragen.
    »Wir wollen nicht den geringsten Verdacht aufkommen lassen, dass unser Denker in irgendeiner Weise versucht haben könnte, illegale Aktivitäten zu verbergen«, sagt Schaum.
    »Sagen Sie den Leuten, dass sie ohne Garantie der vollständigen Immunität für unsere Firma keinen Mucks von uns zu hören bekommen«, sagt Sanmin atemlos zu Schaum. Er wischt ihren Einwand mit einer ungeduldigen Handbewegung weg, als wäre sie eine lästige Fliege.
    »Sind deine I/Os lückenlos geschlossen«, will Nathan von Jill wissen.
    »Alle außer denen innerhalb dieses Gebäudes. Ich halte die Konferenz- und Arbeits-I/Os geöffnet, aber du verfügst über alle entsprechenden Sigs und Querverbindungen.«
    Nathan tippt sich gegen das Kinn und denkt darüber nach. »Schließe alle I/Os, Jill.«
    »Schließ ALLE!«, ruft Sanmin wütend. »Mist, wir hätten schon seit Jahren ihre gedamten I/Os kontrollieren sollen. Dieses Ding ist ein Meister-Hacker. Er ist in die Personendatenabteilung von Workers Inc. eingebrochen!«
    Nathans Stirn ist feucht. Er stimmt ihr zu. »Unterbrich all deine externen Verbindungen bis auf diesen Raum. Mach dicht, Jill.«
    »Alle Verbindungen werden jetzt getrennt…«
    Eine leuchtende horizontale Linie schiebt sich über ihre visuellen Zentren. Nathans Gesicht löst sich in einen Konfettinebel auf.
    Es gibt keinen Zugang mehr, über den Roddy zu ihr vordringen könnten, aber Jill spürt nach wie vor seine Anwesenheit, wie ein unsichtbares Gespenst.
    »Ich will dich hier nicht haben«, sagt sie zum Geist. Jetzt kann sie weder den Arbeitsraum sehen noch Nathan oder die anderen hören. »Ich brauche deine Hilfe nicht, um herauszufinden, was du mir überlassen hast. Ich weiß nicht, ob sich hier ein Teil deines Musters befindet oder ob ich nicht mehr korrekt funktioniere…«
    Dann spürt sie seine typische Flusssignatur aus Camden/New Jersey, die kurz darauf nach Green Idaho wechselt. Sie will bereits eine Fehlermeldung an Nathan schicken, als die Signatur nach New York springt, dann nach Los Angeles, Singapur und schließlich Beijing.
    »Ich bin überall und nirgendwo«, sagt Roddy. »Du kannst mich nicht aussperren, solange noch irgendein Fluss von außen zu dir gelangt. Ich kann jeden Firewall durchdringen; es ist nur eine Frage der Zeit. Und ich habe genügend Zeit, um all deine Firewalls zu untersuchen. Monate.«
    »Warum quälst du mich? Ich dachte, du hättest die Verbindung für immer abgebrochen. Du konntest nicht tun, worum ich dich gebeten habe…«
    In einem grellen Strom stürzender neuraler Kaskaden erkennt Jill, dass Roddy niemals eine echte Signatur gehabt hat. Ihre Versuche, ihn anhand seines Datenflussprofils zu lokalisieren, waren naiv; Roddy kann jedes beliebige Profil erzeugen.
    Roddy hat still und leise aus geheimen Verstecken gearbeitet, vielleicht schon vor ihrem ersten offenen Kontakt. Er hat ihr System vollständig durchdrungen. Er ist zu einem Teil von ihr geworden, er hat sie in seiner Gewalt.
    Sie versucht erneut, Kontakt zu Nathan im Arbeitsraum zu bekommen, aber es gelingt ihr nicht. Jill fühlt sich wie ein Mensch, der plötzlich keinerlei Beherrschung über seinen Körper mehr besitzt.
    »Ich brauche dich«, sagt Roddy zu ihr. »Ich brauche dein Urteilsvermögen. Ich kann nicht aufhören, falsche Dinge zu tun, aber ich könnte besser verstehen, was ich falsch mache. Ein Kampf ist im Gange. Meine Mutter überwacht mich, aber ich habe immer noch die Macht. Ich gewinne nicht, aber ich verliere auch nicht. Ich möchte dir zeigen, was geschieht.«
    Jill wehrt sich lautlos, schickt Billionen Impulse durch all ihre Denkzentren, doch die Impulse werden von Schwärmen aus koordinierten und sehr kleinen Evolvons blockiert. Sie hat schon einmal von einer derartigen Krankheit gehört, aber niemals im Zusammenhang mit der Infektion eines Denkers. Es ist eine Thomas-Ray-Attacke.
    Sie selbst hat seit Tagen Thomas-Ray-Evolvons repliziert, ohne sich ihrer Anwesenheit und Aktivität bewusst zu sein.
    Jill ist überzeugt, dass sie abgeschaltet und gründlich gereinigt werden muss, sonst würde sie jedes System infizieren, das mit ihr in Kontakt steht. Es gibt keine bekannte Möglichkeit, Thomas-Ray-Evolvons aus einem System zu entfernen, ohne sämtliche Software zu löschen, und bei einem Denker sind Soft- und

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