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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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übertrieben; es ragt dicht und entschlossen über seine Stirn hinaus. Das Bild ist hell, gestochen scharf und widersinnig falsch.
    Er hat sich Jill als zierliche junge Frau mit großen blauen Augen und anmutigem braunem Haar vorgestellt. Sie sieht dieses Bild in seiner zerrissenen kubistischen Perspektive aus vielen Winkeln zugleich. Ihre Haut ist grün gescheckt. Die Meereswellen hinter Roddy sind blutrot. Für Roddy sind diese Farben friedlich und entspannend. Er versucht sie in die Perspektive der Frau zu drängen, zerrt an ihr, damit sie den Platz hinter der Maske einnimmt und durch ihre Augen sieht, aber es gelingt ihm nicht, bis er es schließlich aufgibt.
    »Sie kommen näher«, sagt er. »Schau.«
    Er zeigt ihr eine Bibliothek im Zentrum des Gebäudes, einen großen runden Raum, der mit Speicherregalen ausgestattet ist, auf denen scheinbar Tausende echter Bücher Platz haben, die jedoch das Äquivalent von Millionen Bänden aufnehmen können, obwohl sie zur Zeit völlig leer sind.
    Der grauhaarige Mann namens Giffey steht im weiten, hell erleuchteten Eingang zur Bibliothek. Marcus Reilly (die blinkende grüne 1) ist verletzt. Zwei der drei anderen Männer, beide mit roter Markierung, tragen ihn. Der dritte ist ebenfalls grün, obwohl seine Zahl nicht blinkt. Das bedeutet, so vermutet Jill, dass er entbehrlich ist.
    Plötzlich spürt Jill Roddys Überraschung. Für einen Augenblick gewährt er ihr freien Zugang zu diesem Raum und sie registriert sofort eins der Frettchen von Omphalos, das hinter einem Stapel aus Stühlen vor einer Wand versteckt ist. Die vierte und letzte Einheit von Roddys mobilen Verteidigungseinrichtungen… die bestimmt nichts gegen den gewaltigen Warbeiter ausrichten kann, der hinter den Menschen im Eingang steht.
    Jill wechselt die Perspektive. Ein Kabel wurde aus der Wand gerissen. Der große Warbeiter hebt das Kabel. Sie hört nicht, was Giffey sagt, aber sie sieht, wie sich seine Lippen bewegen.
    Der Warbeiter nimmt das ungeschützte Ende des Kabels und bringt es in Kontakt mit einem unverkleideten Element des inneren Gebäudegerüsts.

 
25 /
     
    Giffeys Befehl und die Ausführung durch den Hammer erfolgen so schnell, dass Jonathan kaum Zeit für eine Reaktion bleibt. Vom Kabel springt ein greller rotweißer Blitz auf die schwarzen Träger über, dann schwingt es heftig hin und her und reißt den Hammer zurück. Die Beleuchtung im Korridor und in der Bibliothek erlischt. Jonathan hört ein Poltern in der Dunkelheit und spürt, wie sich Hände um seinen Arm und seine Schultern klammern.
    »Verdammt!«
    Das klingt nach Hale. Jonathan geht zu Boden.
    In den nächsten Augenblicken hört er nur das Atmen der Männer. Dann ein Lufthauch an seinem Ohr: »Alles in Ordnung?«, flüstert Marcus.
    »Ja«, antwortet er. »Ich lebe noch.«
    Marcus hält sich wie ein verängstigtes Kind an ihm fest. Seine Finger bohren sich schmerzhaft in Jonathans Arm.
    Langsam glühen rote Leuchtkörper in der Bibliothek auf. Der Eingang und der Korridor sind immer noch dunkel.
    »Wollen wir mal sehen, was wir Roddy damit angetan haben«, murmelt Giffey. »Hat Seefa Schnee jede Möglichkeit zur Kostensenkung ausgenutzt? Hat sie Speicherplatz in die Gebäudestruktur ausgelagert?«
    Jonathan blickt auf und sieht Giffey und Hale als Schattenriss vor dem roten Lichtschein aus der Bibliothek.
    Giffey zieht eine Taschenlampe hervor und richtet den Strahl auf den Boden, dann nach oben auf den Hammer. Der steht bewegungslos neben der unverkleideten Wand. Das Kabel liegt auf dem Boden und scheint nicht mehr unter Spannung zu stehen.
    »Charlie«, sagt Giffey.
    »Ja. Ich bin noch aktiv«, antwortet der Warbeiter und hebt wie zum Gruß ein Greifwerkzeug.
    »Gut. Wir sind Mr. Pent und Mr. Pickwenn zu tiefster Dankbarkeit verpflichtet.«

 
26 /
     
    Jill treibt im nächsten Moment im empfindungslosen Nullzustand. Sie sieht nichts.
    >Jill.
    Es ist Nathan. Sie würde seine Sig in jeder Situation sofort wiedererkennen; jetzt scheint sie Freiheit und Hoffnung zu verheißen. Aber Nathan befindet sich nicht in den Räumen von Mind Design. Die Qualität des Signals verrät ihr, dass er unterwegs ist, vielleicht in einem Fahrzeug – einem Flugzeug oder Wagen. Er hat eine Fernverbindung zu Mind Design geschaltet, um die Bemühungen seiner Kollegen zu verfolgen.
    >Jill. Mir ist, als hätte ich eine Aktivität entdeckt. Wo bist du?
    Sie kann immer noch nicht antworten, hat keinen aktiven Einfluss auf die Leitung, über die Nathan

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