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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Giffey nach. »Das ewige Leben, die Wiederauferstehung am Ende der Zeit?«
    Jonathan schüttelt den Kopf. Sie kommen an ein Sicherheitsschott, das offen steht. Es ist völlig verrückt, aber vielleicht gibt es gar kein Sicherheitssystem… außer Wespen und Ameisen.
    »Er muss Ihnen allen etwas versprochen haben.«
    »Einen Ausweg«, sagt Jonathan.
    Giffey tut zumindest so, als wäre seine Frage damit beantwortet. »Um meinem Freund wieder Lebensmut zu geben«, gesteht er, während er auf Hale zeigt, »würde ich gerne hören, dass oben große Schätze eingelagert sind.«
    »Ich weiß es nicht«, sagt Jonathan. »Ich glaube es nicht.« Er deutet vage mit der Hand auf die Gemälde. »Sie scheinen wertvoll zu sein.«
    Giffey lächelt verbissen. »Nicht für uns. Keine Toten, keine Lebenden – nur leere Zellen, wie ein Bienenstock, der darauf wartet, gefüllt zu werden. Haben Sie für eine Reservierung bezahlt?«
    Jonathan verspürt kein Bedürfnis, darauf zu antworten.
    »Kein Geld? Keine Überschreibung von Vermögen? Dann müssen Sie ein erstklassiger Rekrut sein. Vielleicht bringen Sie besondere Fähigkeiten mit. Ich glaube gesehen zu haben, dass Sie nicht sehr überrascht reagierten, als unsere Warbeiter auftraten. Sie haben irgendeinen Job in der Nano-Industrie, nicht wahr?«
    Jonathan blickt Giffey in die Augen, aber auch auf diese Frage antwortet er nicht.
    »Dann arbeiten Sie für die Sicherheit des Gebäudes.«
    »Nein«, sagt Jonathan. Er mag es nicht, das Ziel von Giffeys konzentrierter Aufmerksamkeit zu sein. Er will, dass der Mann ihn einfach ignoriert.
    »Wissen Sie etwas darüber?«
    »Nein«, sagt Jonathan. »Ich glaube auch nicht, dass Marcus etwas weiß. Er scheint enttäuscht zu sein, dass Sie alle nicht schon längst tot sind.«
    »Ja. Ihr alter Freund musste heute einige Schocks einstecken, etwa genauso viele, wie er selbst ausgeteilt hat. Aber… er scheint für Omphalos eine gewisse Bedeutung zu haben.«
    Jonathan nickt. Zumindest das ist wahr. Er blickt nach vorn zu Marcus, der in merkwürdiger Haltung erschlafft und mit vor Schmerzen grauem Gesicht in den Armen von Hale und Jenner hängt. Dann sieht er wieder Giffey an, der kräftig und wachsam wirkt, auch etwas abgekämpft und verwirrt, was keine Überraschung ist, aber er scheint wirklich Spaß an der Sache zu haben.
    »Sie betrachten das Ganze als sportliche Herausforderung, nicht wahr?«
    Giffey zwinkert Jonathan tatsächlich zu, doch sein Gesicht nimmt einen beinahe frommen Ausdruck der Ernsthaftigkeit an. »Sie glauben, dass wir alle sterben werden, nicht wahr?«
    »Ja«, sagt Jonathan.
    »Es wird für einen verdammt guten Grund sein, wenn Ihr Freund die Wahrheit sagt. Wir werden diese Farce wie ein Kartenhaus einstürzen lassen. Aber Sie scheinen mir keiner von der üblen Sorte zu sein. Warum sind Sie hier?«
    »Er ist mein Freund und Mentor«, sagt Jonathan. »Er hat mir ein einmaliges Angebot gemacht.«
    »Machen Sie sich nichts vor«, erwidert Giffey barsch. »Sie kennen sich mit Nano aus, und er braucht Nano. Die bislang installierten Sicherheitssysteme sind ein schlechter Witz. Vielleicht haben diese Leute ihr Geld stattdessen für die Gemälde ausgegeben. Marcus braucht Sie und Ihre Beziehungen.«
    Jonathan ist schwindlig. Giffey könnte Recht haben. Aber das Geben und Nehmen ist ein ehernes Gesetz in Marcus’ Welt und für Jonathan gilt dasselbe; reiner Altruismus ist eine Perversion.
    Hier sind die Gänge breit, der Boden ist mit zähem metabolischem Industrieteppich ausgelegt, die Luft strömt ungehindert und die Leuchtkörper spenden immer noch helles Licht. Ihre Schritte werden gedämpft, und es gibt kein Echo. Es ist allgemein sehr still, abgesehen vom Geräusch ihres Atems, den kollernden Vorgängen im Innern des Hammers und dem leisen Knistern und Klicken des Flexer/Controllers.
    »Komm mich doch mal besuchen, sagte die Spinne zur Fliege.« Giffey hebt die Hand, und alle bleiben stehen. Als Marcus sich wehrt, lassen die zwei Männer ihn los. Er steht unbeholfen auf einem Bein und stützt sich auf Jenner, der ihm zu Jonathans Überraschung fast so selbstverständlich wie ein Sohn behilflich ist. Jenner starrt Giffey an, als wäre dieser eine Mann im Besitz aller Antworten dieser Welt.
    »Giffey«, sagt Hale betrübt. »Ich glaube einfach nicht, dass es hier irgendetwas gibt.«
    Giffey wischt seine Bemerkung mit einer ungeduldigen Handbewegung fort, als hätte ihn eine Fliege belästigt. »Still. Wir sind in der Nähe der

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