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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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auf. Sie sind mit gewöhnlichen strapazierfähigen Scharnieren ausgestattet. Uralte Technik in einem hochmodernen Gebäude. Schlichte, unscheinbare Türen, die sich nahtlos in eine Wand einfügen können… Jetzt ist Mary überzeugt, dass sich dahinter etwas Wichtiges befindet.
    Sie treten durch die mittlere Tür. Im Raum stapeln sich blitzblanke schwarze Würfel auf schwarzen Stahlregalen. Martin greift hinter ein Regal und betastet die Rückseite eines Würfels.
    »Sequencer«, sagt er. »Vermutlich zur Herstellung von Proteinen oder Enzymen.« Er zählt sie mit den Fingern beider Hände ab. Jeder Würfel hat eine Kantenlänge von etwa dreißig Zentimetern.
    »Dreihundert«, sagt er. »Wenn ich mich nicht irre, sind etwa ein Drittel davon Controller. Damit könnte man alles herstellen, was man möchte. Evolvons, die Proteine und Enzyme reproduzieren, Viren, Biomech-Mixturen.«
    »Gut«, sagt Torres und kaut am Daumenknöchel, während er nachdenkt. Daniels fertigt gemäß den gesetzlichen Dokumentationsvorschriften mit ihrem Pad eine Vid-Aufzeichnung des Raumes an und hält damit gleichzeitig alle Anwesenden als Zeugen fest.
    Torres gelangt zu einer Entscheidung. »Schalten Sie sie ab«, sagt er zu Martin.
    Daniels wirft ihm einen funkelnden Blick zu. »Wir sollten lieber auf weitere Experten warten.«
    »Zum Teufel mit den Experten«, sagt Torres. »Wir sind als Erste am Ort des Geschehens eingetroffen, und wir wissen nicht, wann die anderen kommen. Tun Sie es, damit wir unsere Arbeit in Sicherheit fortsetzen können. Aber beschädigen Sie nichts. Berühren Sie so wenig wie möglich.«
    Martin schüttelt den Kopf, als er im Sperrfeuer sich widersprechender Anweisungen steht. »Ich habe seit zwanzig Jahren nicht mehr in diesem Labortyp gearbeitet«, sagt er. »Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll.«
    »Heißt das, die Einrichtung ist veraltet?«, fragt Torres laut. »Können Sie es trotzdem tun?«
    Martin ist sichtlich unwohl. »Ich kann es abschalten. Aber ich kann nicht garantieren, dass ich es schnell genug schaffe, um die Prozesse rechtzeitig zu stoppen.«
    »Tun Sie es«, sagt Torres. »Die Gesundheit der Bevölkerung steht auf dem Spiel.«
    Martin beißt die Zähne zusammen und schüttelt den Kopf, während er sich im engen Raum an Torres vorbeischiebt. »Nein«, sagt er überlegt und tritt von den Regalen zurück. »Wir wollen nichts überstürzen. Wenn ich diese Anlagen abstelle, ohne zu wissen, wozu sie dienen… Vielleicht können wir dann nie mehr rekonstruieren, was hier hergestellt wurde. Vielleicht gibt es Sicherheitseinrichtungen… Die gesamte Proteinsynthesekette könnte sich in nichts auflösen.« Er schüttelt entschieden den Kopf. »Nein, ich werde nichts anrühren. Wir müssen auf die richtigen Experten warten.«
    »Er hat Recht«, sagt Daniels zu Torres.
    Torres schüttelt angewidert den Kopf. Er schaltet sein Pad auf einen externen Kanal. »Sagen Sie dem Sheriff, er soll die Umgebung evakuieren. Alle sollen sich mindestens einen Kilometer weit zurückziehen. Keine Ausnahmen – sagen Sie den Leuten, dass sie Durchfall bekommen, wenn sie sich zu nahe heranwagen.« Er wirft Mary einen Blick zu. »Wir müssen die Gerichtsbarkeit des FBI in Anspruch nehmen, um die Leute hereinzuholen, die wir hier brauchen. Kemper scheint einigen Respekt vor Ihnen zu haben. Vielleicht können Sie die Präsidentin überzeugen.«
    Mary nickt, aber ihre Augenlider fallen fast von allein zu. Sie blickt auf ihre Hände und zuckt die Achseln. Daniels kommt zu ihr und mustert sie. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragt sie.
    »Nein«, antwortet Mary. »Im Verlauf meiner Karriere habe ich die Opfer von Höllenkronen gesehen und bin einigen der bösesten Menschen begegnet, die man sich vorstellen kann. Ich habe gedacht, ich hätte alles gesehen – bis ich das hier gesehen habe.«
    »Das schlägt dem bodenlosen Fass die Krone aus, nicht wahr?«, bemerkt Daniels dazu.
    »Alle Verantwortlichen sollten öffentlich gehängt werden«, sagt Mary und muss gleichzeitig die Obszönitäten unterdrücken, die im Augenblick durchaus angebracht wären. »Man sollte sie hängen, ausweiden und vierteilen.«
    »Ich werde Sie nicht zitieren«, sagt Daniels, aber sie lächelt nicht. Hier ist kein Lächeln mehr möglich. Sie haben gefunden, wonach sie gesucht haben.
    Martin geht an den Regalen vorbei und begutachtet die Ausrüstung, ohne sie zu berühren. »Ich wette, hier werden keine Viren oder vollständige mikrobiotische Komponenten

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