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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Zukunftsvisionen. Fässer mit Architektur-Nano wurden hier unten eingelagert, stapeln sich zu Hunderten in einer Ecke. Er vermutet, dass sie leer sind.
    Omphalos ist schlecht geplant, ohne ausreichendes Budget – Ehrgeiz ohne Verstand. Jack Giffey und der andere stimmen gemeinsam darin überein, dass das keine Überraschung ist. Der andere hatte mit strategischer und taktischer Planung zu tun, als er die rechte Hand von Colonel Sir war, und alles, was er hier sieht, hat den abgestandenen Geruch der Inkompetenz.
    Er sieht sich um und will aufstehen, doch dann platzen laute Obszönitäten aus ihm hervor, und in seinem Kopf ist nur noch weißes Rauschen. Als es aufhört, liegt er flach auf dem Rücken.
    Jemand sagt: »Da bist du ja, alter Knabe. Jetzt nur keine Panik.«
    Ein Fußtritt befördert die Flechettepistole außer Reichweite. Der andere schaut mit leicht zusammengekniffenen Augen auf. Ein kräftig gebauter Mann in einfachem braunem Longsuit kniet neben ihm.
    »Hast sie erschossen, wie?«, fragt er.
    Der andere nickt. »Er hat sie erschossen.«
    »Du bist ziemlich durcheinander, alter Knabe.«
    »So ist es«, stimmt der andere zu.
    Der konservativ gekleidete Mann hat sehr breite Schultern und ein humorloses, markantes Gesicht, das nur selten eine Regung offenbart. »Nicht dein Fehler«, sagt er. »Sobald wir eins und eins zusammenzählen konnten, wussten wir, dass wir dich aufspüren und offline nehmen mussten.«
    »Offline. Mich töten? Für das, was ich früher getan habe?«
    »Nein. Vor mir brauchst du keine Angst zu haben. Ich weiß nicht einmal, was du überhaupt getan hast…«
    »Ich habe während eines Massakers auf Hispaniola im Jahre 2034 Hunderte von Zivilisten getötet«, sagt der andere. »Aber nicht persönlich. Ich hatte…«
    »Gut. Ich muss es nicht wissen. Deine Tarnung ist gefährdet. Dieses Rückfallvirus, oder was immer dahinterstecken mag, hat dich aus der Bahn geworfen.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Du bist schlau, alter Knabe. Kannst du aufstehen?«
    »Ich denke schon. Ich neige neuerdings… zu Flüchen. Erschrick nicht und… erschieß mich nicht, wenn ich einen Anfall bekomme.«
    »Keine Sorge.«
    Der andere steht auf. Jack Giffey scheint nur noch eine Vid-Figur zu sein, ein unwirklicher Witz. »Wo ist meine Familie? Geht es ihr gut?«
    »Wenn das Teil der Abmachung war, geht es ihr zweifellos gut.«
    »Das war abgemacht. Immunität und Asyl. Habe ich allein gearbeitet?«
    »Du meinst, ob du als Einziger auf diesen Fall angesetzt warst? Nein. Aber du könntest der Einzige sein, der es bis hierher geschafft hat… Wo ist Jenner?«
    »Tot.«
    »Also der Einzige«, bestätigt der breitschultrige Mann mit der ausdruckslosen Miene.
    Der andere steht über der Leiche der Frau. Es ist eine ziemliche Sauerei, nachdem die Munition der Flechettepistole ihre zerfetzende, korkenzieherartige Wirkung entfaltet hat. Er muss das komplette Magazin auf sie abgefeuert haben. Aber etwas stimmt nicht.
    »Wer war sie?«, fragt der andere.
    Der große Mann dreht sich um und blickt nach unten. »Die hier? Eine totale Pleite, würde ich sagen.«
    Der andere beugt sich vor und sieht sich die Leiche genauer an. »Es ist ein Arbeiter«, sagt er.
    »Ja. Ein Ablenkungsmanöver.«
    Irgendwie kommt diese Offenbarung völlig überraschend für ihn. Eine erfolgreiche List in all diesen sinnlosen Ereignissen. Er stammelt und presst seine Hand gegen den Mund, beißt sich auf die Fingerknöchel, bis der Drang nachlässt. »Ich habe vergessen, was ich sonst noch tun soll.«
    »Nichts. Du bist fertig«, sagt der große Mann. »Wir bringen dich so unauffällig wie möglich hier raus. Andere werden die Mission zu Ende führen. Wo ist der Hammer?«
    Einen Moment lang hat er keine Ahnung, was mit dieser Frage gemeint sein könnte. Dann erinnert er sich. »Oben. Wo er nicht im Weg steht. Er muss ständig dirigiert werden. Der Angriff… hat sein autonomes Gehirn beschädigt.« Er führt kreisende Bewegungen mit den Händen aus. »Die Instruktionen im MN, die holografische Programmierung. Funktioniert nicht mehr.«
    Der große Mann hört ihm aufmerksam zu. »Verfügt er noch über die Sprengladungen?«
    »Ja.«
    Sie gehen über die Galerie zurück, unter den hohen, unnahbaren Wartungslichtern hindurch, durch die Tür und über vier Stockwerke die Treppe hinauf. Auf halbem Wege fällt ihm ein, dass es eine interessante Frage gibt. »Wie ist mein Name?«, will er wissen.
    »Black«, sagt der große Mann. »Carl Black.

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