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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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anschließend in den Tee. Wir streichen es auf kleine Kekse. Wir heben es in kleinen Fläschchen auf und lachen mit unseren Freundinnen darüber: »So viel Mühe und so wenig Ergebnis!« Wir wischen es mit Papiertüchern auf und werfen sie fort. Dieser Teil von dir bedeutet mir nichts, genauso wenig wie dein Vergnügen. Du hast nichts getan, um dir meine Zuneigung zu verdienen. Du gibst mir nichts, an dem ich mich festhalten kann.
    Die Gedanken brennen in ihr. Der Mann kommt mit ein paar unbedeutenden Lauten zum Ende, zieht sich zurück und wälzt sich auf den Rücken. Er atmet nicht einmal schwerer als sonst. Minimale Anstrengung, die Befriedigung kaum der Rede wert…
    »Sie sind eine Frau wie jede andere«, sagt er. »Sie fühlen sich nicht anders an. Warum sollte mir etwas an Ihnen liegen?«
    »Ich erwarte nicht von Ihnen, dass Ihnen etwas an mir liegt«, erwidert sie. Ihre brennenden Gedanken erinnern sie an eine Zeit vor vielen Jahren, als unverhältnismäßige Gefühle einen sehr kleinen Raum in einem engen Kopf einnahmen, als das Leben Kataspace und Anaspace in unvorhersehbarem Wechsel war. Die schlimmste Zeit ihres Lebens.
    »Sie sind mir nicht gleichgültig«, sagt der Mann. »Eine Schönheit wie Sie hat mehr Aufmerksamkeit verdient. Sie sollten sich nicht unter Preis verkaufen, indem Sie sich Männern hingeben, die Ihrer nicht würdig sind.«
    »Dazu ist es schon etwas zu spät«, sagt Alice. »Und ich gebe mich niemals hin – es ist ein gemeinsames Vergnügen.«
    Der Mann lacht, und es klingt, als würden Fingerknöchel gegen rohes Holz klopfen. Er wirft die Arme hoch, enthüllt glatte Achselhöhlen, während ein paar Rippen unter der weichen weißen Haut sichtbar werden. »Jemand mit Ihrer Schönheit könnte sich in jeder Gesellschaft bis ganz nach oben arbeiten. Jede Frau trifft bewusste Entscheidungen… wo sie ihr Leben verbringen will, mit wem sie verkehrt.«
    »Eine Frau hat Sie verlassen und sich irgendeinem top-schinken Mistkerl hingegeben. Ist es das?«
    »Eigentlich habe ich ein sehr ruhiges Leben geführt. Ich mag Frauen, aber ich befürchte, dass sie nicht wissen, wie sie ihr Leben führen sollten. Eine Frau beurteilt jeden Liebhaber danach, ob er sie befriedigt, ob sein sozialer Status angemessen ist, wie aggressiv, wie stark er ist. So wird es uns beigebracht.«
    Tut mir Leid, dich enttäuscht zu haben.
    »Doch manche Frauen entscheiden sich ihr ganzes Leben lang für die falschen Männer, nicht nur, wenn sie jung sind. Wenn für einen Mann die Zeit gekommen ist, sich zu entscheiden, kommen diese Frauen für die besten Männer nicht in Betracht… Sie sind verdorben. Sie geben dem Selbstbewusstsein eines Mannes keine Nahrung. Ich meine, diese Frauen gehen mit Dummköpfen und Mistkerlen ins Bett. Was hat ein Mann von ihnen, wenn er das weiß?«
    Der Stachel ist jetzt weißglühend. Alice will weg von hier. »Sie wollen mein Beschützer sein«, sagt sie mit gezwungenem Humor.
    »Vielleicht«, sagt der Mann und kichert wieder.
    »Sie wollen, dass ich mich für Männer entscheide, mit denen Sie einverstanden sind. Sie wollen mich mit ihren Kumpels teilen. Das ist wahrlich großzügig.« Reich mich an deine Freunde, Kollegen und Geschäftspartner weiter, an die Mitglieder deines Stammes, für eine neue Runde. Vielleicht sogar an deine Bosse oder Vorgesetzten, zwecks Aufstieg in der Clanhierarchie. Du elender Mistkerl!
    Plötzlich hat sie das passende Muster gefunden. Sie hat lange genug männliche Psychologie studiert, um die einfachen und kühnen Konflikte in diesem verborgenen Schattenmann zu erkennen. Als frommer Neo-Föderalist erzogen, als Kind der Moralismus-Bewegung, deren Götter die Macht, der Reichtum und der Luxus sind, in denen die unterdrückte Begeisterung für die grundlegenden Körperfunktionen lodert, einer jener Männer, denen Frauen gefallen, die nervös kichern, wenn jemand Pipi sagt. Die Hundewelpen der verdrehten Gesellschaftsordnung.
    Alice steht auf. »Ich muss mich wieder in Ordnung bringen.«
    Der Mann erhebt sich, auf einen Ellbogen gestützt. »Wischen Sie es ab… oder spülen Sie es einfach weg?«
    »Ich verehre es nicht, falls Sie das meinen.«
    »So viel Mühe und so wenig Ergebnis«, murmelt er.
    Alice zuckt zusammen. Er hat ihren Gedanken ausgesprochen.
    »Machen Sie einen Neustart, booten Sie noch einmal, verbessern Sie unser Los. Ich dachte, ohne dies würden wir nie etwas erreichen.« Er redet wirr. Sie kann sich nicht an seiner Mimik orientieren, aber seine

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