Slant
und weitere medizinische Hilfe. Der Arbeiter gehört zur Wohnung oder zum Gebäude. Mary schaut sich schnell im Schlafzimmer um und entdeckt etwas Flimmerndes über dem Bett. Es ist eine simple Vid-Aufnahme. Worte schweben in leuchtendem Blau in der Luft.
Mea maxima culpa. In meiner Familie trage ich allein die Verantwortung. Und ich habe keine Möglichkeit, es ungeschehen zu machen.
Nussbaum tritt an ihre Seite und liest die Nachricht. Mary hat ihr Pad bereits angewiesen, alles aufzuzeichnen, das Schlafzimmer, den Mann am Boden, die Botschaft, weitere Details. Nussbaum hat ebenfalls sein Pad hervorgeholt.
»Was meint er damit? Bekennt er sich schuldig, einen Laden für schlechte Psynthe finanziert zu haben?«
Mary schüttelt den Kopf; sie weiß es nicht. Aber ihre Instinkte sind geweckt. Irgendetwas stimmt nicht.
»Die Freundin oder Nutte«, sagt Nussbaum. »Der Wagen in der Garage – ein Agenturfahrzeug.«
Mary erkundigt sich bereits nach den Fahrzeugen in der Umgebung. Während hinter ihnen die saugenden und zischenden Geräusche des Medo-Arbeiters immer lauter und verzweifelter werden, liest sie, was das Pad ihr anzeigt. Alle Wagen im Umkreis von zehn Blocks befördern identifizierte männliche Passagiere – bis auf einen. Und dieses Fahrzeug verweigert eine Identifikation ohne Gerichtsbeschluss.
Das ist die Frau, weiß Mary instinktiv, ein teurer, über eine Agentur vermittelter Call-in.
Nussbaum schüttelt sich. »Verdammt noch mal!«, brüllt er den Medo an. »Lass den armen Kerl in Ruhe! Er ist tot!«
»Das kann ich nicht allein bestätigen, Sir«, erwidert der Arbeiter. Mary verlässt das Zimmer und geht in den Korridor.
Menschliche Sanitäter stürmen herein, blicken nach links, dann nach rechts, dringen ins Schlafzimmer vor. Mary presst sich an die Wand, wobei sie gegen einen animierten Druck stößt, als sie an ihr vorbeirennen. Die Arbeiter rücken genauso aggressiv vor; die Räder bewegen sich knirschend und quietschend über den Boden.
Nussbaum trifft sich mit ihr im Raum vor dem Lift. »Neben seiner Hand liegt der abgebrochene Verschluss einer Ampulle mit Hyper-Koffein«, sagt er. »Ich kann die Ampulle nicht finden, aber sie liegt entweder unter ihm oder ist woanders hingerollt.«
»In welcher Beziehung stand er zu den Psynthe-Toten?«, fragt Mary.
»Er hatte in ein Unterhaltungsunternehmen investiert, das Psynthes beschäftigte. Er kannte die beiden Männer, denen der Manager das Haus zur Verfügung stellte. Frühere Geschäftspartner. Es war nur eine vage Vermutung, aber ich dachte, er könnte uns vielleicht etwas über sie erzählen. Es kommt mir sehr merkwürdig vor, dass er sich ausgerechnet jetzt das Leben nimmt. Aber vielleicht ist es nur Zufall.«
»Mit der Projektion eines Schuldeingeständnisses?«, erwidert Mary. »Und warum sollte er dazu optisches Make-up tragen?«
»Er wollte nicht, dass die Nutte ihn erkennt.« Nussbaum breitet ratlos die Hände aus.
Die leitende Ärztin entdeckt sie vor dem Lift. Sie zieht sich die hautengen Handschuhe aus und schüttelt den Kopf. »Nichts mehr zu machen«, sagt sie. »Es ist unverschnittenes Hyper-Koffein, etwa zehn Milligramm.« Sie zeigt ihnen die Ampulle. »Es wurde ins linke Handgelenk injiziert. Seine Erinnerung ist ausgelöscht, und es besteht keine Chance, die neuralen Aktivitäten neuzustarten. Sein Körper lebt noch, aber nur minimal.«
Hyper-Koffein ist das stärkste aller Narkotika, zehntausendmal wirksamer als Koffein. Normale Dosen sind nicht höher als ein zehntel Mikrogramm. Ein paar Mikrogramm können einen Schwachkopf in einen Schachmeister verwandeln – worauf er allerdings mehrere Wochen Bettruhe nötig hat. Manche hochrangige Manager greifen für brisante Planungssitzungen, in denen es um harte Konkurrenz geht, darauf zurück, um sich anschließend einen längeren Urlaub in stressfreier Umgebung zu gönnen.
»War er ein Firmenmanager?«, fragt die Ärztin.
»Weit mehr als nur das«, sagt Nussbaum. »Er ist berühmt. Ein Multimilliardär.«
»Und wir sollen ihm Angst eingejagt haben?«, fragt Mary bestürzt.
Nussbaum kneift sich in die Nase und schließt die Augen. »Warum sollte er sich überhaupt dazu herablassen, mit uns zu reden? Viel zu einfach.«
Die Ärztin hört aufmerksam zu. Nussbaum wirft ihr einen tadelnden Blick zu. »Haben Sie nichts zu tun?«
Sie lächelt liebenswürdig. »Er ist tot«, sagt sie. »Hier draußen ist es wesentlich interessanter.«
»Besteht die Möglichkeit, dass es
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