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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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selbst nicht ohne Widersprüche bin. Aber meinen Sie nicht, dass Männer und Frauen sich gegenseitig besser kennen sollten? Damit es weniger Leid und Schmerz in dieser Welt gibt.«
    Alice rollt sich von ihm weg und schwingt die Beine vom Bett. In einer schnellen Bewegung steht sie auf und bückt sich, um ihre Kleidung aufzuheben, die sie sich vor den Körper hält. »Ich gebe mir nicht die Schuld am Leid dieser Welt«, sagt sie.
    Der Mann hebt die Hände und klopft aufs Bett. »Bitte, seien Sie mir nicht böse.«
    »Und ich habe auch keinen Bedarf an einer Therapie, vielen Dank.«
    Mehrere unbehagliche Sekunden sagt er nichts. Alice steht reglos da. Der Mann lässt die Hände sinken, und seine Finger krallen sich krampfhaft in die Bettdecke, bevor sie sich wieder entspannen. »Ich liebe Ihre Vids«, sagt er. »Sie sind so sexy, haben so viele Männer… Ich frage mich, wie Sie das machen. Sind Sie wirklich nur eine gute Schauspielerin?«
    Alice stutzt, als sie dieses Wort hört, das nur noch selten benutzt wird. Die Reaktion auf das Wort >Therapie<, das Auf und Ab der Erregung, die archaische Sprache…
    »Wenn ich mich einsam fühlte, habe ich Sie betrachtet. Ich stellte sie mir als meine Frau vor, in einer längerfristigen Beziehung, niemals als Hure oder eine Frau, die Sex für Geld gibt… Ich wollte, dass Sie etwas für die Männer empfinden, mit denen Sie zusammen waren…«
    Also ist er doch unbeholfen und schüchtern. Er bekommt einfach nicht, was er will, und versucht, die Zerstörung einer Phantasie hinauszuzögern. Alice entspannt sich und lässt ihre Kleidung ein wenig sinken. Das Gleiche hat sie schon oft von Vid- und Yox-Konsumenten gehört. Der Widerstreit der Erwartungen. Die Sklaverei der sextötenden Kultur.
    »Und wenn ich Sie sah, dachte ich, hier ist vielleicht eine Frau, in die ich mich verlieben könnte, wenn ich ihr einmal persönlich begegne, wenn die Umstände günstig sind. Und all die anderen Männer durften Sie haben, bedingungslos und leidenschaftlich. Ich wusste, dass Sie etwas Besseres verdient haben.«
    »Zum Beispiel Sie«, sagt Alice.
    »Sie haben offensichtlich die falschen Entscheidungen getroffen. Als Sie noch jung waren und es nicht besser wussten. Ich meine, Sie hätten sehr viel erreichen können, mit ihrem Aussehen, mit ihrer Stimme… Doch all diese Männer, die Sie nur befummelt haben…«
    Seine Stimme klingt fern und angestrengt. Er muss all dies vergessen und sich entspannen. Bei manchen Männern kann es zu einer Sucht, einer Obsession werden, sich in virtuellem Fleisch zu suhlen.
    »Es ist eine Kunst und eine Arbeit, die mir Spaß macht«, sagt sie. »Es macht mir Spaß, Menschen eine Freude zu machen, und ich bin noch niemals schlecht behandelt worden.« Das ist streng genommen nicht wahr. »Es ist immer ein professionelles Verhältnis, aber für manche meiner Partner empfinde ich etwas mehr. Eine ganz einfache Sache.«
    »Waren manche von ihnen Ihre Liebhaber? Im wahren Leben, meine ich?«
    »Ich trenne zwischen meiner Arbeit, meiner Kunst und meinem Leben.«
    »Was ist es jetzt, Arbeit oder Kunst?«
    Sie setzt sich wieder aufs Bett und greift nach seiner Hand. »Ich bin hier bei Ihnen, in Fleisch und Blut«, sagt sie. »Träumen Sie nicht von mir, erleben Sie mich.«
    Er zieht seine Hand zurück. »Ich benehme mich ziemlich dumm, aber die Phantasie irritiert mich so sehr«, sagt er.
    »Vielleicht sollte ich später wiederkommen, wenn Sie sich entspannt haben.«
    »Selbst wenn noch Zeit wäre, würde ich Sie niemals wiedersehen. Nein.«
    Das Wort hängt schwer im Raum. Dann:
    »Nein, das ist auch nicht richtig.«
    Endlich nähert er sich ihr und fasst sie an den Schultern. Er drückt sie mit dem Rücken aufs Bett und drängt ihre Knie auseinander. Er ist einigermaßen erigiert, aber nicht sehr stark und beharrlich. Langsam bewegt und steigert er sich. Der verschwommene Schatten oszilliert über ihr, und sie vermutet, dass er sie nicht einmal anschaut. Er vergeudet diesen Augenblick der simplen Kopulation ohne Anmut oder Rücksicht. Zu mehr ist er nicht in der Lage.
    »Beobachten Sie mich«, fordert er sie auf. Sie starrt in den Schatten. »Nein«, sagt er. »Da unten.« Sie schaut hinunter, zwischen ihre Körper. Der Anblick der Vereinigung, der verschlungenen Körper besitzt für sie keine überragende Bedeutung. »Schauen Sie, wenn es passiert«, sagt er.
    So besorgt, wohin es verschwindet und was wir damit wohl anstellen. Wir scheiden es aus und rühren es uns

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