Slant
Mord war?«, erkundigt sich Nussbaum mürrisch.
»Jemand hätte ihm die Droge verabreichen können, aber sie wirkt innerhalb von Sekunden, und in dieser Dosis tötet sie innerhalb weniger Minuten.«
»Dann müssen wir sie uns schnappen«, sagt Nussbaum zu Mary. »Die wichtigste Zeugin.«
»Genau«, sagt Mary. Sie betritt den Lift. Als sich die Beleuchtung einschaltet, zeigt Nussbaum ihr seinen hochgereckten Daumen und die Tür schließt sich.
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14 /
Um sieben Uhr fünfzehn steht Jack Giffey bereits seit zwanzig Minuten an der Ecke Constitution und Divinity. Er klatscht in die Hände, um sie warm zu halten. Er trägt keine Handschuhe und nur einen leichten Mantel; die Nacht ist kalt und der Wind wird stärker. Mit fünfzig Jahren fühlt er sich viel zu alt für solche Aktionen, aber er will Yvonne bis sieben Uhr dreißig eine Chance geben.
Er weiß nicht einmal ihren Nachnamen.
Ein paar Prozentpunkte Unterschied im Genom, und die beste Planung ist für den Arsch.
Er schaut nach Süden und dann nach Westen in die nahezu leeren Straßen. Die Studenten haben sich für den Abend in ihre Herbergen oder die relative Sicherheit der Berghütten zurückgezogen, um morgen zu neuen Skiausflügen aufzubrechen. Ein Schneesturm zieht auf. Skifahren und Jagen haben die Republik am heutigen Tag über die Runden gebracht – das und Papier für erlesene Bücher. Die letzten Bergwerke und Holzfällerbetriebe wurden vor etwa zehn Jahren geschlossen, nachdem große Teile von Green Idaho in ein ödes, vernarbtes Land verwandelt wurden.
Giffey kehrt zum Gedanken an Papier für Bücher zurück, der ihn nicht loslässt. Er erinnert sich aus seiner Kindheit an Bücher für den Massenmarkt. Taschenbücher nannte man sie. Damals wurden sie noch öffentlich in Buchhandlungen verkauft. Er besitzt eine kleine Kiste mit alten Büchern, die auf seinem Dachboden in Montana steht, im kleinen Haus, das er vor drei Jahren gekauft hat. Die Bücher gehörten seinen Eltern, und er hat sie von den FBI-Agenten bekommen, die das Durcheinander aufgeräumt haben.
Eins ist jedoch seltsam: Er kann sich nicht erinnern, jemals auch nur eins dieser Bücher gelesen zu haben.
»Jack!«
Völlig überrascht wirbelt er herum. Yvonne kommt mit schnellen Schritten die Divinity herunter, während ein Falschfell-Kragen an ihrem langen schwarzen Mantel ihr durchs Haar und um die Ohren weht. Es sieht aus, als wäre ihr Kopf von einem dunklen Heiligenschein umgeben.
»Tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe. Bill musste noch einige Sachen zu den Mühlen raufbringen, und ich musste sie verpacken.«
»Ich dachte, wir könnten vielleicht im Briar etwas essen, oben an der Peace Street«, sagt Giffey. Yvonne nickt knapp; ihr Gesicht ist vor Kälte gerötet. Sie ist sehr hübsch und sieht ziemlich jung aus. Er hat ein flaues Gefühl in der Magengegend, wenn er daran denkt, den Abend mit einer so jungen Frau zu verbringen. Er hofft, dass sie in der Lage ist, die Konversation aufrechtzuerhalten. Er könnte an ihren Körper denken, aber sein eigener Körper ist in dieser Angelegenheit noch zu keiner klaren Entscheidung gelangt, sodass er in der Zwischenzeit etwas intellektuelle Ablenkung gebrauchen kann.
In Wirklichkeit ärgert es ihn, dass er warten musste. Wenn sie nur wüsste, wen sie in Kälte hat warten lassen und was er zu tun beabsichtigt…
Sie nimmt seinen Arm an und kuschelt sich tatsächlich an ihn, voller Unschuld und Freundlichkeit. Vermutlich hat sie die leichte Schroffheit in seiner Stimme wahrgenommen, denkt er, und will es nun wieder gut machen.
»Das Briar ist in Ordnung«, sagt sie, »aber es gibt da noch ein anderes Restaurant, nur drei Blocks von hier entfernt, das Blakely’s. Es ist etablierter und das Essen ist besser und es kostet gar nicht mehr. Außerdem hat es viel mehr Atmosphäre.«
»Also gut«, sagt er. »Dann gehen wir dorthin.«
Das Blakely’s ist klein und pseudo-rustikal, aber zumindest hängen keine ausgestopften Hirschköpfe an den Wänden. Ein stilvolles Schild neben der Theke fordert die Besucher dazu auf, alle Feuerwaffen beim Barkeeper abzugeben. Es ist als Scherz gemeint.
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