Slant
ersten Mal von seinem Bourbon. Es ist nicht unbedingt der Beste. »Ich verstehe das alles nicht«, sagt sie. »Wenn ich an der Südküste leben würde, wäre ich mit meinen Fähigkeiten und meiner Ausbildung disaffektiv… Ich könnte bestenfalls eine Arbeit im Sexgewerbe oder in der Unterhaltung bekommen. Du weißt schon. Im Yox. Das ist in dieser Gegend ein ziemlich schlimmes Wort.« Ihr Gesicht erschlafft, und sie wendet den Blick ab, ohne etwas Bestimmtes anzusehen. »Weißt du, was ich letzte Woche herausgefunden habe?«
Giffey ist überzeugt, dass er es in Kürze erfahren wird.
»Oben in den Baracken, im Paul-Bunyan-Land, haben sie Yox-Satlinks. Sie geben ein Drittel ihres Gehalts aus, um sich nachts darin zu suhlen. Ich habe noch nie ein Yox gesehen – nicht länger als eine Stunde, meine ich, und das war nur eine Karaoke-Comedy. Aber diese anderen Sachen… Ist das Untreue?«
»Männer haben nun einmal bestimmte Bedürfnisse«, sagt Giffey. Das Thema ist ihm ein wenig peinlich. »Du kannst froh sein, dass er keine Call-ins macht.«
»Schon möglich«, sagt sie und lehnt sich zurück. Sie trägt ein gestricktes Oberteil mit glitzernder Halskette aus Silber und Zirkonsteinen. Er stellt fest, dass er ihre Brüste richtig eingeschätzt hat – weiblich und wohlgerundet. Ihr Brustkorb ist etwas schmal für eine solche Ausstattung, findet er, aber ihr Gesicht ist hübsch, selbst als sie an einem Fingernagel kaut und mit feuchten Augen ins Leere starrt. Sie ist wirklich verzweifelt.
Sie beugt sich mit rustikaler Ernsthaftigkeit vor. »Weißt du, was einige der Counselors uns in der Schule erzählt haben? Den Mädchen. Sie sollten nicht einmal an die Evolution und das alles glauben. Es steht in der Verfassung des Staates, dass sie nicht als Tatsache gelehrt werden darf, wir wollen schließlich nicht das fromme Volk verstören. Aber sie benutzten sie trotzdem, um uns zu erziehen. Sie sagen: >Gute Männer wollen wählerische Frauen, die sich beherrschen können. Wenn ihr euch der Lust hingebt, die sehr stark sein kann< – soviel geben sie sogar zu –, >wenn ihr einfach nur Sex habt, weil es vielleicht Spaß macht, werdet ihr bei weniger wertvollen Männern landen, denen von der trägeren Sorte, die sich wie Welse nur vom Bodensatz ernähren, die euch genauso schnell verlassen, wie man sich einen neuen Hut kauft. Denn die wertvolleren Männer, die euch treu bleiben und euch helfen, die Kinder großzuziehen, sind sensibler und wollen eine Frau, die auf Qualität Acht gibt.<«
Giffey kann nicht anders, er muss laut auflachen. Yvonnes Augen funkeln, während sie spricht, aber ihr Gesicht zeigt immer noch Wut. Der Kellner kommt zurück und fragt sie, was sie essen möchten.
»Nimm den Hecht«, schlägt Yvonne vor. »Er wird eingeflogen, aber er ist gut.«
Giffey bestellt das Walleye-Special. Sie schließt sich ihm an.
»So wurde ich erzogen. Das ist es, woran ich tief drinnen glaube. Und jetzt hängt mein Bill irgendwo mit seinen Kumpels zusammen, die eine Karaoke-Orgie mit Frauen aus Indien oder weiß der Teufel wo veranstalten. Nun, manchmal ist es einfach zu viel.«
»Ich setze nicht allzu viel Vertrauen in das, was Menschen über Liebe sagen«, sagt Giffey. »Niemand weiß, wovon er oder sie redet.«
»Du meinst, wir sollten nur auf das hören, was in uns ist? Aber was ist, wenn drinnen alles verkehrt ist?«
Giffey findet das Thema allmählich etwas abgestanden. »Ich bin vielleicht nicht dumm, aber ich kann dir trotzdem nicht sagen, was du tun sollst«, erwidert er. »Du musst dein eigenes Leben leben.«
»Ich rede mit dir«, gibt Yvonne kühl zurück. »Du hast gesagt, du würdest mir zuhören.«
»Es ist mir nur ein wenig unangenehm, wenn jemand… mir einfach so sein Herz ausschüttet.«
»Ich bin nun einmal sehr offen und direkt. Das sagt auch Bill. Doch in letzter Zeit habe ich mir einige ernste Fragen gestellt. Über Bill, über das, was ich eigentlich will, warum mein Vater wollte, dass wir hierher ziehen. Ich habe daran gedacht, in den Corridor oder an die Südküste zu gehen. Um richtige Arbeit zu bekommen, über eine Agentur. Um mich weiterzubilden und vielleicht sogar eine Therapie zur Verbesserung meiner Persönlichkeit zu machen.«
»Das ist alles völliger Quatsch«, sagt Giffey.
»Hast du es jemals versucht?«, fragt Yvonne.
»Ich muss nicht das ganze Schwein essen, um zu wissen, dass es stinkt.«
Yvonne lacht. Dann setzt sie wieder ihre nachdenkliche Miene auf und senkt blinzelnd
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