Slant
Jack trägt zur Zeit eine Waffe, aber normalerweise führt er keine Feuerwaffen mit sich, nicht einmal in Green Idaho. Wenn es jemanden gibt, der ihn erschießen will, dann sind moderne Waffen so intelligent und extrem, dass er mehrere Stunden im Voraus planen müsste, um eine Chance gegen den Killer zu haben. Man kann genausogut darauf vertrauen, dass das Gesetz ihm das Handwerk legt, weil man selbst niemals die Gelegenheit dazu haben wird.
Der Kellner blickt von Yvonne zu Jack, als würde er erwarten, dass er sich um den Tisch kümmern möchte. Aber Jack überlässt Yvonne diese Aufgabe, und nachdem sie sich gesetzt haben, bestellt er einen Bourbon und Wasser, während sie ein Bier möchte.
Dann blickt sie ihm direkt in die Augen, völlig ernst, und fragt: »Was, zum Teufel, muss ich nur sagen, damit Sie mich amüsant finden?«
Giffey schnauft und nimmt einen Schluck Wasser. Dann lacht er. »Mein Gott, Yvonne, ich habe noch nicht einmal den Ansatz einer Strategie entwickelt, und da erwarten Sie bereits klare Antworten von mir!«
Yvonne beobachtet mit blitzenden Augen, wie der Kellner ihre Getränke bringt. Nachdem er gegangen ist, sagt sie: »Sie sind hier, weil Sie mich anschließend irgendwohin abschleppen wollen, um mich ordentlich durchzuvögeln, nicht wahr?«
Giffey schnappt nach Luft, dann lacht er wieder, ein ehrliches, anerkennendes Lachen. Und ich hatte befürchtet, ich könnte mich mit ihr langweilen! »Die Gedanken eines Mannes sind ein offenes Buch für eine hübsche Frau«, erwidert er. »Ich will nicht abstreiten, dass gewisse Teile meiner Anatomie sehr positiv auf Sie reagieren.« Dann nimmt er eine korrektere Haltung auf seinem Stuhl ein. »Ich fühle mich geschmeichelt, dass Sie nur daran denken, ich könnte…«
»Verdammt noch mal, Jack, Sie sind kein Tattergreis, und ich bin kein kleines Mädchen, das sich nach einem verklärten Ebenbild ihres Vaters sehnt.«
»Gut«, stößt Giffey hervor.
»Trotzdem würde ich mich gerne mit Ihnen unterhalten«, sagt sie und zögert kurz. »Stört es dich, wenn wir uns duzen?«
»Ich fühle mich geschmeichelt«, sagt Jack mit einem leichten Grinsen.
»Danke. Ich wüsste gerne deine Meinung zu einigen Dingen. Ich glaube, dass du nicht ganz dumm bist. Du könntest sogar ein paar Dinge über Männer und Frauen wissen.«
»Einverstanden«, sagt Giffey. »Schieß los!« Er spielt mit seinem Glas Bourbon, trinkt aber noch nicht daraus. Er möchte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, ein Säufer zu sein.
»Vergeude ich meine Zeit? Mit meinem Freund, meine ich. Und wenn ich all diese niveaulosen Dinge tue?«
»Du könntest es besser haben.«
»Du meinst, in der Sex-Lotterie spiele ich nicht mit vollem Einsatz?«
Yvonne wirkt sehr konzentriert, und Jack ist bestürzt, dass er einen Menschen so falsch einschätzen kann. Andererseits ist er entzückt. Ein warmes Bett mit junger Haut scheint nun außer Frage zu stehen, aber es könnte trotzdem ein spannender Abend werden.
»Ich denke, du solltest mir erklären, was du mit Sex-Lotterie meinst.«
»Na, du weißt schon. Evolution und Frauen, dass wir angeblich nur Männer auswählen, die bei uns bleiben, um unsere Kinder großzuziehen, damit wir unsere Gene weitergeben können. Weil Männer losziehen und hundert Frauen flachlegen können, während wir nur wenige Chancen haben, unsere Gene zu vermehren. Diesen ganzen Darwin-Scheiß.«
Der Kellner bringt die Vorspeisen, und Yvonne zieht ihren Mantel aus, um ihn dem Kellner zu reichen, was sie schon viel früher hätte tun können. Aber wenn Giffey ungünstig reagiert oder gar nichts zu dieser Eröffnungssalve gesagt hätte, hätte sie einfach aufstehen und nach Hause gehen können.
Er ist also noch im Spiel.
»Irgendwo habe ich gehört«, sagt er, »dass Darwin ziemlich out ist. Aber ich weiß nur das, was ich gelesen habe.«
»Ich bin seit sechs Jahren mit meinem Freund zusammen. Die Hälfte dieser Zeit hat er damit verbracht, in den Wäldern zu arbeiten oder nach Baumaterial oder Arbeit zu suchen. Das kann ich akzeptieren, weil es das ist, was Gelegenheitsarbeiter machen. Aber ich komme mir vor wie ein gestrecktes und ausgetrocknetes Elchfell. Liegt es nur an mir, weil ich mich zu dumm verhalte?«
»Das klingt ehrlich. Demnach scheinst du ein sehr guter Mensch zu sein«, sagt Giffey und meint es auch so. Er wünscht sich, seine Frauen wären so unerschütterlich gewesen.
Yvonne trinkt ein Drittel ihres Bieres in einem Zug aus. Darauf nippt Giffey zum
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