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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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flexibel genug war? Sie ist verletzlich, sie ist nicht allein und kann nicht allein sein.
    »Ich habe diese ganze Mentor-Geschichte nie verstanden«, sagt sie.
    »Ich auch nicht. Aber so ist es nun einmal.«
    Sie geht über den metabolischen Teppich. Sie ist barfuß, und ihre Zehen fühlen sich im warmen Plüsch gut an, sie spürt jede einzelne. All ihre Körperteile fühlen sich vereinzelt und voneinander isoliert an. Sie will Jonathan, ihre Lebenssituation, alles, wofür sie gearbeitet hat, nicht verlieren. Es ist Unsinn zu glauben, dass irgendetwas geschehen ist, aber all ihre Gefühle kommen ihr irgendwie unsinnig vor.
    Er beobachtet sie in der Dunkelheit. Für ihn ist sie nur eine Silhouette. Nun kommt die irrationale Reaktion, die Erwärmung all ihrer separaten Körperteile. Der Teppich fühlt sich wie ein Tierfell an. Sie sieht sich selbst, wie sie mit den Händen über die Flanken eines Pferdes streicht. Wenn er sich distanziert und ruhig verhält, wenn er etwas zurückhält, dann wird sie ihm nach langer Zeit wieder einmal demonstrieren, was sie hat, wozu sie imstande ist. Es ist erlaubt, denkt sie. Und er will es. Heute Abend wird sie das Angebot machen. Und all die widersprüchlichen Stimmen vergessen: In einer langjährigen Partnerschaft kann man dem anderen gelegentlich einen Gefallen erweisen.
    »Zu müde?«, fragt sie.
    »Was?«
    Sie ist ihm nahe genug, um seine Augen erkennen zu können. Er hat keine Ahnung. So hilflos wie ein kleiner Junge. Sie öffnet ihr Top und streift es von den Schultern und Armen. Sie hat immer noch gute Brüste; er mag ihre Brüste, er berührt sie häufig, aber infolge der Mutterkonditionierung sind sie gereift und haben sich über den jugendlichen Zweck zu Instrumenten der Ernährung entwickelt. Und sie sind nicht mehr so empfindsam wie früher einmal. Durch einfaches Reiben der Brüste kommt sie nicht mehr zum Orgasmus. Sie hätte es rückgängig machen können, hat es aber nicht getan.
    Jetzt scheinen sie empfindsamer als seit vielen Jahren zu sein.
    Das Haar zwischen ihren Beinen muss sich rau anfühlen, wie das Haar eines Pferdeschwanzes. Sie fragt sich, ob er es bemerken wird.
    Jonathan starrt sie an, völlig ratlos. »Schatz«, sagt er.
    »Nachdem du von den machthungrigen Menschen zurückgekehrt bist, wollen wir doch mal sehen, wie hungrig du bist«, sagt sie.
    Sie zieht sich Hose und Slip aus und steht vor ihm in der Dunkelheit. »Halbe Beleuchtung«, sagt sie zum Haus. Ein goldenes Dämmerlicht breitet sich aus.
    »Ich will, dass du mich fickst«, sagt sie.
    Die Worte sind betäubend. Er rührt sich nicht.
    »Vergiss alles andere. Fick mich.«
    Sie will sich mit dem Rücken auf den Teppich legen und spüren, wie er sich warm unter ihr bewegt, wie das Fell auf dem Rücken eines Pferdes.
    Mit Chloes Hilfe zieht sich Jonathan hastig aus; seine Ärmel verheddern sich an den Handgelenken, die Hose an den Füßen, und er taumelt, weil es so schnell geht. Ihre Lippen und Zähne sind auf seinem Mund, misshandeln in und ersticken jedes Wort, während sie aus dem Mundwinkel murmelt. »Gib es mir. Tu es. Ich will deinen Schwanz.« Sie hat ihn noch nie zuvor auf diese Weise aufgefordert, mit diesen altertümlichen Worten, so unverblümt und kraftvoll, wie schlechtes Yox.
    Trotz seiner Verwirrung reagiert er sofort. Sie packt ihn mit schmerzhaft kräftigen Fingern.
    Sie wird es ihm zeigen. Wenn er das hier will, soll er bestürzt und schockiert erleben, wie es ist, alles, was er will, auf einmal zu bekommen, statt in kleinen rationierten Paketen. Mal sehen, was er davon hält. Sie umklammert ihn fest, stößt ihn grob gegen das Pferdehaar zwischen ihren Beinen. Ihr Körper zeigt ihm, was sie wert ist.
    Jonathans Zweifel ersterben, und er packt sie, als hätte er sie noch nie zuvor gehabt, und als wären sie erst seit Tagen oder Stunden zusammen, ohne dass die Kinder oder andere Verantwortungen zwischen sie geraten wären. Sie lässt sich anmutig auf den Teppich gleiten und zieht ihre Knie an, wie bei den keltischen Steinen, die sie im Urlaub in Irland gesehen haben, die einfache heidnische Statue mit angewinkelten Knien, am Zaun einer Pferdefarm. Eine Sheila-Irgendwas. Sie ist Sheila, die ihn will.
    (Jonathan hatte die Sheila peinlich berührt mit dümmlichem, jungenhaftem Blick angestarrt. Wie konnte so eine Statue im katholischen Irland überdauert haben?)
    Er hält sich nicht lange damit auf, sie anzustarren, sondern ist im nächsten Augenblick über ihr und dann in ihr. Sie

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