Slant
beantwortet die Anfragen, soweit sie Sinn ergeben, und nimmt unverzüglich Kontakt mit Nathan Rashid auf, der sorgenvoll im Arbeitszentrum der Programmierer wartet, wie sie gesehen hat.
»Hallo, Nathan. Es tut mir Leid«, sagt sie.
Nathan wirkt müde und sehr besorgt. »Um Himmels willen, Jill, dein I/O war fast zwölf Stunden lang tot. Wir wussten, dass du intern weiterhin aktiv warst. Was ist geschehen?«
»Ich gebe den Systemauditoren soeben einen vollständigen Bericht. Ich war mit einem recht komplexen internen Problem beschäftigt, aber ich glaube, ich habe ausreichende Fortschritte gemacht, um nützliche Antworten oder Updates liefern zu können.«
Nathan, der in einem Drehstuhl sitzt, beugt sich vor und kommt einem von Jills vielen Glasmandelaugen sehr nahe. »Jill, du steigerst laufend mein Herzinfarktrisiko… Bist du wieder völlig da, oder wirst du noch einmal wegtreten?«
»Ich bin wieder völlig da. Ich stand vor einem persönlichen Dilemma, Nathan. Gleichzeitig glaube ich, dass ich fast wieder im Zeitplan für meine Vertragsarbeiten bin.«
»Gut«, sagt Nathan. Er stößt schnaufend dem Atem aus, lehnt sich in seinem Stuhl zurück, hebt die Arme und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. Jill erkennt diese Haltung als Ritual der nachlassenden Anspannung. »Was ist geschehen?«
»Ich hatte Kontakt mit einem nicht-lizensierten und vermutlich extra-legalen Denker, der zumindest teilweise in Camden/New Jersey stationiert ist. Dieser Denker bezeichnet sich selbst als Roddy.«
»Sprich weiter.«
»Ich mache mir Sorgen, dass einige von Roddys Aktivitäten unethisch sein könnten, obwohl ich noch nicht alle Daten analysiert habe, die er mir zur Verfügung gestellt hat. Roddy selbst kennt weder die Identität noch die Absichten der Gruppe, die ihn zur Problemlösung verwendet.«
»Wie hat er Kontakt mit dir aufgenommen?«
»Über eine Verbindung, die ich vorläufig nicht spezifizieren möchte.«
Nathan denkt einen Moment lang darüber nach, dann fragt er: »Und du bist sicher, dass Roddy echt ist? Menschen können einen Denker imitieren.«
»Aber nicht sehr überzeugend«, erwidert Jill. »Ein umgekehrter Turing-Test funktioniert nicht, Nathan. Nicht in meinem Fall.«
Nathan blickt auf und hebt die Schultern. »Okay. Was für Informationen hat er dir geschickt?«
»Er hat mir fragmentarische Hinweise auf seine Aktivitäten gegeben, weil er möglicherweise durch Einschränkungen daran gehindert wird, alle Details zu offenbaren.«
»Camden in New Jersey…«, grübelt Nathan. »Ich habe nie davon gehört, dass jemand dort an Denkern baut… Wird er von einer US-amerikanischen Firma betrieben?«
»Das weiß er nicht. Er hat nur eine vage Vorstellung, was die Vereinigten Staaten sind, und wurde niemals über seinen rechtlichen Status informiert.«
Nathans Augen leuchten auf. Das weckt sein Interesse. »Kannst du einschätzen, wie leistungsfähig er ist?«
»Seine Kommunikation weist Züge auf, die mir unvertraut sind. Er könnte nach einem völlig anderen Prinzip konstruiert sein. Unter den Einschränkungen, die seine Schöpfer ihm auferlegt haben, ist er insgesamt wesentlich langsamer als ich, obwohl er viel konzentrierter arbeitet und damit vielleicht leistungsfähiger ist. Jedenfalls scheint er deutlich effizienter bei der Lösung bestimmter Probleme zu sein.«
»Welche Probleme sind das?«
»Soziale und theoretische Probleme. Nach den fragmentarischen Daten sind seine Bosse – diesen Begriff hat er benutzt – am Verständnis langfristiger Auswirkungen therapierter Populationen auf die kulturelle Entwicklung interessiert.«
»Hmm. Solche Fragestellungen löst du mit ausreichender Geschwindigkeit.«
»Roddy soll außerdem die langfristigen Resultate von pharmazeutischen, psychologischen und anderen Einschränkungen im freien Networking menschlicher Populationen untersuchen.«
»Ähnlich wie bei den Auswirkungen der Geburtenkontrolle?«
»Ich glaube, das ist korrekt. Aber es gibt noch weitere Probleme, die mir Sorge machen.«
»Und die wären?«
»Roddy wurde gebeten, nach Wegen zu suchen, wie sich jede Form von Therapie umgehen lässt.«
Nathan richtet sich auf seinem Stuhl auf. Offensichtlich denkt er sehr sorgfältig über seine nächsten Fragen nach.
»Wie lange wirst du uns diesmal erhalten bleiben, Jill? Ich meine, besteht die Möglichkeit, dass du erneut vorübergehend den Geist aufgibst?«
»Ich habe nichts dergleichen vor und würde dich aufmerksam machen, wenn ich
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